Dömitz, Altstadt

Fotos aus der Altstadt von Dömitz, einer kleinen Stadt auf der nördlichen Seite der Elbe, in Mecklenburg-Vorpommern. Rund um die Johannes-Kirche fand ein kleiner „bunter Markt“ statt, der tatsächlich nicht groß war, aber die Sorte von Markt, die ich lustig finde: mit Obst und Gemüse, Socken und Mützen, Miederwaren in Sondergrößen, altmodischen Nachthemden, Speck und Würsten, Schaffellen und Blumen, Getränken und Bratwurstesssen, der unvermeidlichen Gulaschkanone sogar und herrlichem Wetter, so daß die Kinder der Marktbesucher im Brunnen plantschten.
Die Geschäfte rund um die Kirche hatten an diesem Sonnabend ungewöhnlicherweise bis nachmittags um fünf geöffnet und auch die Kirchentür stand offen, so daß man das Innere der Kirche zumindest von der Empore aus bewundern konnte. Die Häuser der Altstadt sind entweder als Fachwerkgebäude oder aus rotem Backstein / Ziegel gebaut, meistens mit beim Mauern kunstvoll eingefügten ornamentalen Reliefs, die Straßen altmodisches Kopfstein-Pflaster, das glücklicherweise keinem Stöckelschuh geopfert worden ist wie in anderen Städten, wo man es mittlerweile bereut.
An einem sonnigen Samstag gab es einige Touristen, aber es war sehr gemütlich, auch in dem Kaffee-Garten, den wir nach dem Besuch auf der Festung (Extra-Eintrag) hinter dem Elbdeich fanden. Altmodisch und voller gesammeltem Trödel war es eingerichtet, mit schattigen Bäumen, „Scheunen-Café“ heißt es – falls sich jemand dort hin verirren sollte.

 

Fotos vom 3. September 2011 in Dömitz – bitte die kleinen Bilder in der Galerie zum Vergrössern anklicken, die meisten sind mit Strassennamen versehen.

18 Gedanken zu “Dömitz, Altstadt

  1. Leider werden bei uns in Nordbayern die kleinen Dorffeste immer seltener. Die alte Gemeinschaft hat sich durch die haesslichen „Siedlungen“ um das Dorf herum ausgeduennt.
    Das ist schade. Umso schoener, dass es bei euch offenbar noch anders ist.

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    • Ich glaube, das liegt daran, daß wir hier „hinten“ so weit ab liegen von jedem großstädtischen Speckgürtel – anscheinend hat das schon damit zu tun, ob in Einzugsbereich von 100 km im Umkreis von Ballungsgebieten im Handumdrehen Wohngebiete entstehen, die sofort mehrere Hundert Menschen „von-ganz-woanders“ umpflanzen – die mit den Gegebenheiten vorort nicht unbedingt zu tun haben wollen, sondern sich nach wie vor mit der Großstadt identifizieren, zu der sie sich mit ihren Aktivitäten weiterhin orientieren, auch wenn sie ‚ein Haus im Grünen‘ wollen.
      Eine gewisse distanzierte Verachtung fürs Ländliche ist auch den Hamburgern oder Berlinern zu eigen, die sich – obwohl keine geborenen Landeier – hierorts einen (günstigen, romantischen) Landwohnsitz anschaffen. Für viele von denen sind solche Feste wie ein Zoobesuch. Ich muß nicht nett sein, diejenigen,die angefressen sind, wenn sie dies lesen, wissen genau, daß es stimmt.

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  2. Ein toller Bericht, der mal wieder zeigt, dass es ein wenig abseits von den ganz ausgetretenen Touristenpfade genauso viel zu entdecken gibt. (Solche Wanderstöcke habe ich schon ewig nicht mehr gesehen) Was die Zugereisten in Dörfern betrifft, so ist es für die vielleicht auch einfach schwer, dort Kontakte zu finden, zumindest dann, wenn Anknüpfungspunkte wie z. B. Kinder nicht vorhanden sind. Dorfgemeinschaften können ja auch sehr hermetisch sein.

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    • Das mit der Dorfgemeinschaft ist zutreffend, vielleicht auch die extremste Situation, und ich bin überhaupt kein Anhänger davon, irgendwo ‚mitzuheulen‘, aber daß man nicht wegen jeden Einkaufs woanders hinfährt, sondern ab und zu die Läden aufsucht, wo man die Gesichter kennt und grüßt, würde schon genügen.

      Die Wanderstöcke – für mich ein Symbol des Grauens. Die zahlreichen Ferien in den deutschen Mittelgebirgen … man hat nichts ausgelassen. Trödelfotos kommen noch mehr. Ich glaube, du wirst Spaß haben 🙂

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  3. ja, sehr interessant und sehr symphatisch! Ich liebe diese schiefen, gelebten Häuser und überhaupt die kleinen Orte. „Echte “ Trödelmärkte sind was Feines. Solange der ganze extrem bunte, kommerzielle Kram nicht dabei ist. Hüte probieren…altes Geschirr begutachten…etc…herrlich!
    An die Wanderstöcke erinnere ich mich auch noch…Papa hat aus jedem Urlaubsort ein buntes Schildchen draufgepinnt. Wir hatten alle einen…..
    Das restliche Jahr über standen sie im Keller. Und eines Tages wurde in unseren Keller eingebrochen. Und was glaubst du, was die Einbrecher geklaut haben?! Ich verstehe es bis heute nicht…sie haben genau diese Wanderstöcke mitgenommen!

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    • der Markt selbst war kein Trödelmarkt; es gibt nur in diesem Teil von Dömitz, der wirklich separat liegenden und darum so „urlaubig“ wirkenden Altstadt, drei kleine Trödelläden, deren Auslagen ich fotografiert habe. Mir gefällt es ja nicht so, daß ich es haben will, sondern, die „Gefühle anzuprobieren“. Insofern ist der Ausdruck „Alte Hüte“ extrem passend.
      Die Wanderstöcke – ach, hätten wir nur einen Keller gehabt, zum Einbrechen und Mitnehmen dieser vier Reliquien, drei eicherustikalfarbene und ein dunkler Hasel (meiner); die auf dem Foto waren wie ein Déjà-vu deshalb, sogar die schrecklichen Hirsche mit darauf. Erst als ich die aufgenagelten Bildchen gelesen hatte, wurde mir wieder wohler: sie waren es nicht, die ich im Sperrmüll entsorgt hatte, als Wiedergänger …
      Weißt du, ich bin wirklich begeisterter Fußgänger, aber das damals war nur schrecklich lustloses Gelatsche ins Irgendwo, ohne Chance auf ein Eis, oder auch nur irgendeine nette, kindgemäße Rast, es gab nur „Hasenbrote“ und lauwarme Sunkist aus dem Rucksack – oder nichts, echt kein Spaß.

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      • Diese Wanderungen fanden dann zu allem Überfluß in den Bergen statt. Sie dauerten endlos lange und Vatter erklärte jeden Vogel…jeden Pilz…Damals hat das überhaupt ncht interessiert. Auch bezweifle ich heute, daß die Angaben überhaupt stimmten…flüster..Und dazu dieses Klacken der Stöcke….
        Doch eines hatten wir immer anschliessend: Wiener Schnitzel! Das war die Belohnung. Als Kind gab es für uns nichts Besseres 😉
        An diesen Sunkist kann ich mich auch erinnen. Er war dreieckig! Und relativ zerditscht in den Taschen, die Mama immer tragen musste. Ach, da fällt mir doch wieder das dumme Dirndl ein…..;-)

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        • Dreieckig, genau. Kirsch hat total seltsam geschmeckt. Die armen Kirschen! Die Wanderungen, bei denen diese Stöcke zuerst gekauft und später benagelt wurden, waren selbstredend in bergigem Gelände! Harz, Fichtelgebirge, Schwarzwald, Bayerischer Wald, Rhön, Fränkische Schweiz, Schwäbische Alb …. Herbstferien, und – eh ich’s vergesse: natürlich im Wohnwagen. Nix Schnitzel. Mutter mußte kochen*, Essengehen gab’s nicht. Aber, da du es erwähnst: das Dirndl wurde natürlich zuhause getragen, das war der einzige Vorteil dieser Wandertage: keine Röcke (mit Strumpfhosen) – es war ja schon frisch.
          *darüber könnte man schon wieder Abhandlungen beginnen: die typische Einteilung des Campingplatz-Familienlebens, also – wer kocht, holt Wasser, Brötchen, Mittagruhe im WoWa … argh…..

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          • Davon wurden wir verschont. Beide wollten auf die Bequemlichkeiten einer richtigen Toilette nicht verzichten. Karin und ich bekamen immer ein Zimmer….( sie schnarchte entsetzlich…bis heute eigentlich ). Es waren “ Ferien auf dem Bauernhof“, aber in den selben Gegenden, wie du eben schon geschrieben hast. Kochen musste Mama also nicht, aber waschen. Und das reichlich, weil es natürlich dementsprechen schmutzig war auf den Höfen. In einem Wohnwagen mit 5 Personen wäre meine Mum kaputt gegangen, glaube ich. Nee…wat hab ich ein Glück gehabt 😉 Campen ist bis heute nichts für mich.
            Es reichte schon die Fahrt von Lübeck aus. Dicke Staus, 5 Leute im Auto und keiner darf ein Fenster aufmachen! Und das im Sommer…japs…
            —-
            Meinst du eine einzige Kirsche hätte eine SunkistFabrik von Nahem gesehen? 😉

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  4. Wir hatten genau einen von diesen Stöckern. Wir sind immer mit dem Auto ganz dicht ran an das zu sehende und mein Vater kaufte dann eine Plakette, die zu Hause an den Stock genagelt wurde. Wir sind schon ein wenig zu Fuß unterwegs gewesen, aber halt nicht so, dass einem Abends die Füße qualmten. Und es gab auch oft mal Eis und im Rucksack waren Schnitzel und Gurken. Ich weiß gar nicht, wer nun diesen Stock hat. Wahrscheinlich ist er auch auf dem Sperrmüll gelandet. – und nun zu den Fotos 😉 – ich mag auch diese Backsteinhäuser. Manche haben so dunkel glasierte Steine über den Fenstern oder am Giebel und dann noch kleine Türmchen auf der Giebelspitze. Und die Backsteine sehen auch ganz anders aus, als die heutigen. Viel wärmer, nicht so glatt… 🙂 – schöne Eindrücke, die Du da eingefangen hast… 🙂

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    • Schnitzel und Gurken und Eis! jawohl, so kann das auch gehen 🙂
      Die Ziegelverzierungen waren sozusagen „der Stuck der armen Leute“. Ich finde das auch sehr ansprechend. Wer mit den glasierten Ziegeln verzieren konnte, war ja schon wieder mehr.

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  5. The architecture is especially interesting. That arched entranceway on TorStrasse is absolutely fascinating. I can’t stop looking at it ! I love Germany’s architecture- castles and all. I truly enjoyed Rothenburg when I visited it ten years ago. It doesn’t seem that long ago ! ; )

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