Eine Art Urlaub – 15. bis 23. Oktober 2011 – Tag 8/2

Immernoch der Morgen des 22. Oktober 2011 – nach dem frühen Morgenspaziergang in Neusiedl am See begann  der 1. Rückreisetag, weg aus Neusiedl am See, über Parndorf nach Bratislava, zur Autobahn D2 / E65. An der slowakischen Autobahn-Tankstelle zwischen Jarovce und Petržalka kann man beide Vignetten zugleich kaufen. Das ist erwähnenswert, denn wer sie wegen sprachlicher Berührungsängste über die ÖAMTV-Stellen in Österreich für zusammen über 22 € kauft, zahlt 4 Euro mehr: vorort kosten sie ~ 17,50€,  man spricht Englisch und Deutsch. Beim Abziehen der selbstklebenden Folie der tschechischen Vignette muß man vorsichtig sein, die reißt leicht, aber das ist kein Grund zur Panik: auf der Scheibe kann man sie wieder zusammenpuzzeln. Für die bunten ‚Wapperln‘ auf der Frontscheibe bekommt man sowieso keinen Schönheitspreis – Hauptsache: erkennbar. Bis Bongo wieder pieseln müßte, hatten wir nichts weiter vor, als zu fahren.

Ein verwischtes Fahrfoto von der weiss leuchtenden Burg über Bratislava durch das Autofenster musste sein, auch wenn es nichts taugt. Mittags bogen wir bei einer der zahlreichen Ausfahrten ab – ziemlich schlicht und einfach: weder Verkehrsdichte noch Tempo benötigen lang auslaufende Auffahrtskurven, denn 130 km/h sind zwar erlaubt, doch aufgrund der Straßenqualität bleibt man oft freiwillig darunter.

Wir fanden einen Feldweg zum Spazierengehen, und Bongo sprang gleich aus meinem Auto, froh, daß wir alle wieder zusammen waren. Wo genau, weiß ich nicht mehr, vermute nur, es war bei Petrovice, wo ich diese hügelige, ländliche Umgebung mit Kühen und etwas Wald fotografiert habe; die Sträucher an den Feldrändern trugen Unmengen roter Hagebutten und blauer Schlehen, auch einige kleine weiße Rosenblüten fanden sich noch.

Die Pause war schön, aber wir mussten ja weiter, nach Prag.
Während der Stadtdurchquerung von Prag übersahen oder verfehlten wir aufgrund einer weiteren Baustelle entweder das Schild für die neue Autobahn Richtung Dresden (D8 / E55), oder waren an der möglichen D1-Ausfahrt zum Wechsel vorbeigeleitet worden – jedenfalls disponierten wir um, und fuhren stattdessen die altbekannte Route, auf der E65 in Richtung Mladá Boleslav, und machten Pause bei Horky nad Jizerou:

Durch den Verfahrer ist die Hotelreservierung für die Übernachtung irgendwo in Unbekannt-und-Habvergessen vor Pirna war damit hinfällig geworden, stattdessen hoffte ich auf das Glück und ein schönes grosses Familienzimmer im Schirgiswalder Hotel am Lärchenberg in der Oberlausitz.
Die Strecke über Mladá Boleslav ist landschaftlich sehr schön, bergig mit viel Wald, und kurvig direkt in der Umgebung des Skigebietes von Liberec – das macht Spaß, zu fahren. 
Bei Liberec geht die Autobahn zuerst in Schnellstraße über, schließlich in Landstraße, um dann zwischen Bílý Kostel nad Nisou und Grabštejn in U-förmigen Kurven noch einmal etwas Besonderes zu bieten, bevor es in Richtung tschechisch-deutscher Grenze und der Stadt Zittau wieder „normal“ wird.
Zittau wirkt immer noch ein bißchen abgeblättert, aber ich finde die Durchfahrt durch die Altstadt trotzdem ganz hübsch.
Danach wird es ländlich, auch wenn sich Dorf an Dorf reiht, während man an der jungen Spree entlangfährt.
Von der Landstraßenfahrerei durch die von Baustellen aufgerissenen Dörfer ziemlich ermüdet und außerdem hungrig, war ich sehr erleichtert, als die nette Dame am Empfang im Hotel „Am Lärchenberg“ genau das Dreibettzimmer* für uns hatte, das ich haben wollte. 18 Uhr war es und ich wollte keinen Meter mehr fahren müssen, darum hätte ich sie beinah umarmen mögen, als sie mir den Zimmerschlüssel überreichte und auch noch im Restaurant anrief , um uns dort trotz einer Veranstaltung als Gäste anzumelden, während meine Söhne mit Bongo draußen einen kleinen Spaziergang machten und auf mein o.k.-Signal warteten.  – Ja, das Hotel ist ein bißchen speziell: es besteht aus dem Vordergebäude einer ehemaligen und umgebauten Kaserne der NVA; die Einrichtung ist nicht luxuriös, aber auch nicht unbequem, und wichtig: es ist hundefreundlich! Da wir nicht reserviert hatten, mußten wir allerdings erstmal die Heizung voll aufdrehen. Bongo schien das Hotel wiederzuerkennen, wir waren mit ihm schon zweimal dortgewesen. Er legte sich hin und war zufrieden, auch als wir ihn allein ließen, nachdem ich mir meine Betthupferl-Schokolade geschnappt hatte – dann gingen wir zum Essen. Mit einer Familienfeier nebenan war es nahrhaft und unterhaltsam zugleich, mit Schlager-Musik aus den 70ern und herumhüpfenden Kindern. Es gab Eierlikör. Eine Digicam wurde geschrottet, weil ein sehr kleines Mädchen im roten Festkleidchen damit stolperte, aber niemand regte sich auf. Sie war aber auch zu süß, die Kleine. Oder der Eierlikör.
Nach dem Essen ging ich mit Bongo noch einmal auf die nahe, vom Rauhreif starr gefrorene Wiese und dann – ich glaube, es war kurz nach 21 Uhr 30 oder so – sehr wohlig ins Bett.

Der 22. Oktober 2011 endete also für uns in Schirgiswalde in der Oberlausitz, für Bongo als Entschädigung für seinen langweiligen Tag mit einem kleinen Doggy-Bag-Mitbringsel aus dem Restaurant. – Alle Bilder kann man durch Anklicken vergrößert ansehen.
*das „Dreibettzimmer“ würde anderswo  als „Appartment“ angeboten werden, das es tatsächlich ist: 2 separate Räume mit Türen, mit dem Bad dazwischen und einer kleinen Diele davor  – reichlich Platz, vor allem mit Hund. Wen stört da schon das orangefarbene Plaste-Badezimmer?

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27 Gedanken zu “Eine Art Urlaub – 15. bis 23. Oktober 2011 – Tag 8/2

    • Thank you, Bongo! we were lucky to have fine weather, nice views and a friendly hotel at the end of the day – it was very near to perfect. (could have been more chocolate^^)

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  1. Ein sehr schönes Roadmovie, bei dem man wie Bongo, allerdings hellwach, mit auf der Rückbank im Auto sitzt und sich diesen wunderbaren Namen der Ortschaften hingibt. Eierlikör bei Familienfeiern, dazu die Musik aus den 70ern … genau wie Du sagst: aus der Ferne betrachtet kann das hochinteressant und einfach nett sein. Das Betthupferlfoto liefert uns endlich die Erklärung dafür, warum Menschen in ein aufgeschütteltes Kissen eine kraftvolle Kerbe hauen ….

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    • Die Ortsnamen mit dem „Háček“ obendrauf sehen so reizvoll aus, daß ich beim Wegweiserlesen oft flüstere, um sie mutmaßend auszusprechen. „Grabštejn“ ist natürlich das i-Tüpfelchen 😀
      Das Kerbenrätsel hat mich auch immer beschäftigt. Wenn ein Täfelchen Schoki darinliegt, ist das endlich eine befriedigender Grund.

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  2. Schöner Reisebericht. Und ich merke, wie wenig selbstverständlich es für mich ist, daß man von/nach Österreich durch Tschechien, die Slowakei, Sachsen usw. reisen kann. Da werden durch das Lesen neue Wege in meinem Denken gelegt/verfestigt.

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    • Ich weiß genau, was du meinst – dazu habe ich Jahre gebraucht, zu lernen, mich so weit im Südosten zu fühlen, und die Landkarte im Kopf anzupassen.

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  3. Hätte ich jetzt nicht gedacht, dass Ihr über die Oberlausitz zurückfahrt… Beim Umgebindehaus muss ich als Ex-Sächsin mal ein wenig klugscheissern: Das ist soweit ich weiß nicht wegen der Bögen, sondern weil die STUBE, also das Herzstück, irgendwie bautechnisch umgebindemässig eine eigene abgekapselte Schachtel ist und das restliche Haus darumherum gebaut ist. Oder so.

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  4. Und ich dachte, ein Umgebindehaus könne man sich umbinden, quasi wie eine Schneck ihr Schneckenhaus. Man lernt nie aus…

    Das Bad ist wirklich hübsch, wenn man die Farbe mag, aber – Hauptsache sauber… 😉

    Ich freue mich immer wieder, dass ich Dich auf Deiner Reise begleiten darf… 🙂 – wirklich schön geschrieben und bebildert…

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  5. Pingback: Frost | puzzle ❀

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