Reminiszenz

Ein Europäischer Pfeifenstrauch Philadelphus coronarius oder auch ‚Bauernjasmin‘ wächst schon sehr lange im Garten unter der Eiche, die ich noch als zweigdünnes Bäumchen kenne … Das fühlt sich seltsam an, mindestens so seltsam, wie der Anblick der alten Zink-Badewanne, die halb verborgen unter den Blütenkaskaden einen mir passend erscheinenden Platz hat: in ihr habe ich als Baby bzw. Kleinkind geplantscht. Ein Foto von mir in dieser Badewanne erspare ich uns aber, denn das wäre schwarzweiss und paßt somit glücklicherweise überhaupt nicht zum sonstigen Eintrag.
Aber es geht noch schlimmer, und darum bin ich froh, daß diese Wochen zwischen Ende April und Ende Juni nun endlich mit dem Geburtstag meiner Mutter für dieses Kalenderjahr absolviert sind – zuviele Geburts-, Sterbe- und Beerdigungstage, einmal sogar zwei zugleich, was bei aller Rationalität wirklich nicht ganz einfach ist.
Irgendwie schienen ein Großteil meiner älteren Verwandtschaft diesen Zweitraum für besonders geeignet gehalten zu haben, dies alles zu tun – Großeltern, Eltern, Bruder – und ganz nebenbei gab es da auch mal eine fast vergessene Hochzeit in meinem „früheren Leben“… diese Vergangenheitsbewältigungswochen nehmen mich psychisch für meine Verhältnisse einigermaßen mit.
Kann sein, daß man das mir und meinem Blog angemerkt, sogar Desinteresse an anderen vermutet hat, aber ich kann’s nicht ändern.
Sicher ist vieles an mir vorbei gegangen – manches bedaure ich, bei anderem bin ich für meine anfallsweise Unaufmerksamkeit ausgesprochen dankbar.
Die leuchtend purpurrosa Blüten unter dem Pfeifenstrauch heißen übrigens Vexier-Nelke Silene coronaria , was in seiner Wortbedeutung für mich wieder einmal einen dieser faszinierend passenden Zufälle darstellt, bei denen ich Zufriedenheit empfinde, dass etwas seinen Ausdruck ganz allein gefunden hat.

14 Gedanken zu “Reminiszenz

  1. Mir faellt nur auf, dass die Pracht der Naturvorstellungen auf deiner Seite trotz der Dichte von persoenlichen Ereignissen nirgendwo gelitten hat. Das ist Staerke!

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  2. Wir wünschen Dir jetzt vor allem eine weniger aufreibende Zeit, und können zu gut nachvollziehen, dass man in derart belasteten Zeiten weniger mitteilungsbedürftig und -freudig ist. Deine Fotos sind auch diesmal wieder ganz nach unserem Geschmack; heute gefällt uns Bongo vor dem Bauernjasmin allerdings am besten! Sagt auch Socke.

    Beste Grüße von uns!

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