Er wartete auf einer Bank am Wegrand. Zuerst versuchte er es mit: „Ich komme von einem anderen Planeten. Willst du mal mein Raumschiff sehen?“, aber als ich das nicht wollte und auch nicht stehen blieb, drohte er, solange zu jodeln, bis ich ihn mitnahm. Das hat mich überzeugt.
Die Aussicht, andernfalls tagtäglich auf meiner Runde an dieser Bank mit einem Quetsche spielenden Jodelzwerg vorüber gehen zu müssen, war furchtbarer, als die Monster-Raupe hinter seinem Ohr zu entfernen und ihn mit spitzen Fingern beim Zipfel zu nehmen. An der Mütze.
Ab und zu beklagte er sich, dass er nichts von der Landschaft sähe und wollte lieber zu Fuß gehen, aber sein Gefühl für Geschwindigkeit harmonierte nicht mit meinem Tempo, er sah unseren gemeinsamen Weg eher als eine Art Urlaub und verlangte immer wieder ein Picknick.
Dann wieder beschwerte er sich, weil Bongo ihn immer wieder mit der Nase anstuppste – verständlicherweise, denn einmal fiel er sogar um und brauchte einen Moment, um wieder zu Atem zu kommen, woraufhin er sich aber auch gleich wieder beschwerte.
Also nahm ich den meckernden Wicht wieder von seinem Erholungslager hoch, entschlossen, den kleinen Stänkerer so schnell wie möglich loszuwerden, versprach ihm einen sicheren Platz auf Überhundehöhe. Mit der Birke nah beim Ortsrand war er einverstanden.
Dort setzte ich ihn in eine Astgabel. Vom Stamm der Birke hatte er wohl erneut Anhalterglück, wahrscheinlich hat er andere Spaziergänger au sich aufmerksam machen können; zumindest ist der Zwerg heute, nur einen Tag später, schon wieder verschwunden. Sicherheitshalber habe ich nachgeschaut, ob er runtergefallen wäre, aber fand weder ihn noch konnte ich sein Jodeln irgendwo hören.
Fotos von einem Spaziergang mit Bongo am 18. Mai 2013 in der Feldmark bei Lüchow im Wendland, Lüchow-Dannenberg, Niedersachsen.
Wie süß 🙂 Eigentlich mag ich keine Gartenzwerge und „puleihneneinenbei woichnurkann“ , aber dieser hatte eine kleine Reise verdient, damit wir es lesen können 🙂
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Er hat es sichtbar genossen und weiter musiziert 🙂 Perspektivwechsel gen Himmel, Feldmark oder Pflanzen bekommt er bestimmt auch nicht so oft geboten. Wünschen wir ihm toi toi toi für sein weiteres Reisen.
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Great.
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Klasse, könnte man glatt ein Kinderbuch draus basteln…
Das Foto wo er in dem Blatt liegt und so lächelnd nach oben schaut und es sich gut gehen lässt, das gefällt mir besonders gut… 😀
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Herrliche (Bilder-)Story, die einen Gartenzwerg für mich ausnahmsweise mal sympathisch macht.
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Hoffentlich gibts noch mehr Zwergengeschichten 🙂 Auf mich macht er gar nicht so einen grantigen Eindruck. Hast du die Raupe auch mitgenommen 😉 ?
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Wie hätte ich die Raupe mitnehmen können – du hättest den Zwerg mal hören sollen, wie er sie beschimpft hat, nachdem er sie endlich los war. Ich verstehe ihn: sie hatte ihn als Schlafplatz ausgenutzt hat, weil er keine Hand frei hatte und das muss tierisch gekrabbelt haben,am Hals.
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^^ Und ich dachte, der Zwerg wäre ein naturnaher Insektenfreund. Tzzzz.
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Das hat sich nicht so angehört. Gewisse Bilderbücher gaukeln unsereinem wohl auch viel Unrealistisches vor, was das Verhältnis zwischen Zwergen, Insekten und anderen Kleintieren angeht, da erinnere ich mich an einige …
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