Im Schlossgpark Hohenstein – Laubengänge, Vasen, Treppen und Figuren

Der Schlosspark des Schlosses Hohenstein ist vorwiegend grün. Das ist nicht nur dem vom Rokoko- in einen Englischen Garten umgewandelten Stil geschuldet, sondern auch dem Umstand, dass er im Laufe der Zeit nicht mehr wirklich erhalten worden war. Bestand haben die alten Laubengänge mit teils steinernen kannelierten Säulen, teils eisernen Pfeilern und Bögen. Über mit Vasen und Geländern geschmückte Treppen wird man mit dem Charme der Vergänglichkeit über diese Sichtachsen hin- oder wieder fortgeführt zu anderen Blickpunkten im Park.
An diesem Augustmorgen war es noch etwas diesig zwischen Eisen, Grün und Stein, auch die nachtfeuchten Papierblumen, Überbleibsel einer Feier, verstärkten den Eindruck eines melancholischen Traumes – es hätte eine sehr langsam gleitende Filmszene sein können.

Ein paar Informationen zur Geschichte des Parks bzw. Gartens liessen sich finden: Moritz Carl Wilhelm von Imhof ließ Ende des 18. Jahrhunderts einen Rokokogarten anlegen, mit Treppen und Terrassen mit steinernen Balustraden und Vasen. Die Länge des griechischen Großbuchstaben Gamma Г, also die Laubengang-Anlage mit ihren steinernen und eisernen Pfeilern, durchschneidet eine von steinernen Vasen geschmückte Treppenfolge, woraus sich, aus umgekehrter Richtung, nämlich von Süd nach Nord gesehen, dann ebenso gut ein kurrent geschriebenes > großes „I“ wie „Imhoff“ lesen liesse. Baron Gustav von Imhoff verwandelte Mitte des 19. Jahrhunderts Schloss Hohenstein in ein romantisches Schloss, schuf 1870 bis 1885 auch den Landschaftspark; die gusseisernen Elemente des Laubengangs werden erst zu seiner Zeit dem Garten hinzugefügt worden sein, als der ihn unter anderem um Wege, Sitz- und Aussichtsplätze sowie einen Monopteros mit Drachenhöhle ergänzte.

 

Ob das alte steinerne Taufbecken aus der Schlosskapelle stammt, das auf der Rasenfläche zwischen den beiden Treppen platziert wurde, und wann es dorthin kam, habe ich im Web nicht gefunden, aber auf der Suche nach mehr Informationen zu den Steinmetzarbeiten im Schlosspark Hohenstein fand ich die Webseite des einheimischen freien Journalisten Ulrich Göpfert, auf der er (bei Interessse > diesen Link anklicken) von der Restauration der sandsteinernen ‚Flora‘ berichtet: demnach ist sie um die 130 Jahre alt und wurde vor rund 10 Jahren umfassend restauriert.

 

Weshalb unter dem Monopteros des Schlossparks Hohenstein eine Drachenhöhle gestaltet wurde möchte ich spekulieren: Als der Rokokogarten zwischen 1870 und 1885 durch Baron Gustav von Imhoff zu einem romantischen Landschaftspark umgeformt wurde, waren säulengetragene offene Rundtempel en vogue; am 13. August 1876 wurde im knapp 70 Kilometer entfernten Bayreuth Richard Wagners Tetralogie „Der Ring des Nibelungen“ im Bayreuther Festspielhaus vor dem deutschen und dem brasilianischen Kaiser, einigen Könige und etlichen Fürsten uraufgeführt. Damit war dieses Spektakel um die Nibelungen-Sage in der Region wahrscheinlich ein anregendes Thema, so dass auch noch ein Drache hermusste. Können könnte es. – Fotos vom Morgen des 13. August 2014, Schlosspark Hohenstein, Gemeinde Ahorn in Oberfranken, Bayern.

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5 Gedanken zu “Im Schlossgpark Hohenstein – Laubengänge, Vasen, Treppen und Figuren

    • Das paßt sehr gut, Martin. Der Erhalt eines solchen Parks mit den vielen zur Pflege benötigten darin Beschäftigten war wohl tatsächlich nur in dieser anderen, vergangenen Welt möglich.

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    • Es ist wohl recht wenig Ruhm übrig geblieben. Ich hatte noch nie von dieser herrlichen Anlage gehört oder gelesen.

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      • Ich habe auch jetzt erst im Nachhinein versucht, darüber mehr Informationen aufzutreiben, nachdem ich das Schlosshotel eher zufällig bei der Hotelsuche gefunden hatte. Durch das Besuchen des Parks und unter dem Eindruck der anrührenden Atmosphäre wollte ich mehr darüber wissen, als die von Wildwuchs befreite, relativ geringe Größe der zu begehenden Anlage eigentlich auf den ersten Blick anbietet, und dabei kann man tatsächlich nur hier und da etwas aufpicken, obwohl der Park ansonsten als einzigartig in Oberfranken bezeichnet wird.

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