Die Helme am Seiteneingang des Parcs de la Ciutadalla erinnern an die Vorgeschichte des Geländes, denn besiedelt war es auch schon lange vor der Planung vom Niederreissen der Stadtbefestigung und Erweiterung Barcelonas um das Eixample und der Weltausstellung. Wie der Name enthält, stand hier nach dem Ende des spanischen Erbfolgekrieges im frühen 18. Jh. die Zitadelle, die militärische Festung, für die große Teile des Stadtviertels La Ribera, Häusern und Klöster von insgesamt viereinhalbtausend Menschen abgerissen wurden. Diese Menschen wurden mehr oder weniger nach La Barceloneta, damals nur eine Hüttenansammlung, „umgesiedelt“, falls man überhaupt einen Prozess, der mehr als dreißig Jahre währte und ohne Entschädigungen irgendeiner Art vor sich ging, so nennen kann. Kein Wunder, dass diese verhasste Zitadelle im 19. Jh. mit Begeisterung niedergerissen wurde, bis heute davon lediglich die Kapelle, das Arsenal als Sitz des katalanischen Parlaments, sowie der ehemalige Gouverneurspalast als Schule erhalten geblieben sind, und im Namen des Parks, der 1870 von Josep Fontserè i Mestre gestaltet wurde und in den kommenden Jahren auf die Weltausstellung von 1888 weiter geformt wurde.
Zu den Helmen habe ich keine Informationen gefunden, sie werden nirgends erwähnt. Vielleicht gehörten sie 1888 zum Restauranteingang des Weltausstellungs-Cafés Castell dels Tres Dragons. Auch El Hivernacle, der stuckverzierte Wintergarten im Parc de la Ciutadella, ist Teil der Gebäude, die bereits zur Weltausstellung 1888 in Barcelona errichtet worden sind, genau genommen wurde er sogar schon 1884 vom modernistischen Architekten Josep Amargós i Samaranch dafür entworfen und gebaut. Leider wurde der Wintergarten in den vergangenen Jahren sehr vernachlässigt, zu Bruch gegangene Fenster bleiben offen, größere Löcher im Glas wurden lediglich mit Drahtgitter unzugänglich gemacht, was sehr bedauerlich ist und seltsam, denn nach Jahrzehnten des Leerstand diente es von 1985 bis 2000 als Ausstellungsraum und anschließend als Restaurant. Nach dem Auslaufen des Pachtvertrags im Jahr 2006 sollte El Hivernacle nach einem Beschluß der Stadtverwaltung eigentlich für über eine Mio Euro als Wintergarten renoviert und 2009 wieder eingeweiht werden. Einige Arbeiten, die heute leider wieder unsichtbar sind, wurden ausgeführt, jedoch eine Wiedereröffnung zu – egal welchen – öffentlichen Zwecken, wurde plötzlich wegen angeblich möglicher Lärmbelästigung der Anwohner unterlassen, die Palmen im Haus vegetieren buchstäblich vor sich hin, das Bauwerk wurde einmal mehr dem Verfall und den Tauben preisgegeben. (Quelle > „La triste espera del Hivernacle“, EL PAÍS vom 5. Mai 2010) Seit Erscheinen des Artikels im Jahr 2010 sind in den Folgejahren verschiedene weitere geschrieben worden, sind auch Versprechungen für 2012 gemacht worden, aber die Situation ist auch 2015 unverändert geblieben. Schade um das reizvolle Haus. Ich möchte es immer „Orangerie“ nennen, aber wie ihr auf den Fotos erkennen könnt, gedeihen im Klima von Barcelona die Orangenbäume im Freiland.
Über den Park werde ich später noch mehr schreiben und mehr Bilder zeigen, von einem anderen Tag. Diese Fotos sind am Nachmittag des 10. April 2015, im Parc de la Ciutadella, Barcelona, aufgenommen. Zum Vergrößern bitte die Bilder anklicken!
Es ist schade, ein so schönes Gebäude verfallen zu lassen. Ich liebe Orangerien wegen der Lichtdurchlässigkeit und der Höhen. 🙂
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Lärmbelastung der Anwohner wird befürchtet? Es sieht – zumindest auf den Fotos – gar nicht so aus, als wären dort viele Wohnhäuser in unmittelbarer Nähe …?
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Doch, doch, die sind schon da, mehrstöckig, ein ganz normaler Altstadtteil mit 5- und mehr-etagigen Häusern, dahinter die Markthalle von El Born und weiter unten der „Französische Bahnhof“, alle seit Beginn des 20. Jh und um die Weltausstellung von 1888 herum schon entstanden. Die Anwohner sollen auf Anfrage kundgetan haben, dass sie sich gar nicht beschwert hätten, und nicht wüßten, woher diese Behauptung käme, habe ich in einem weiteren Zeitungsartikel gelesen.. Und selbst wenn: es gibt keinen Grund, den Wintergarten erst zumindest teilweise zu reparieren, 1.038.0000 € darin zu vergraben und ihn weder 2009, wie versprochen, noch zu den Olympischen Sommerspielen in Barcelona 2010 zu eröffnen. Ich denke, es handelt sich hier um eine der dubiosen Korruptions- und Lobbygeschichten, über die man gerade anlässlich der Kommunal-Wahlen vom 24. Mai 2015 in Barcelona lesen konnte,
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Dann steckt ja richtig kommunalpolitischer Sprengstoff hinter dem Schicksal des Wintergartens.
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Schade drum. Ich liebe solche Gebäude auch !
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