Nach den Parks in Barcelona wirkten die ersten Wochen im Wendland wie eine Rückreise in der Jahreszeit, doch Anfang Mai war es endlich bunter und üppiger geworden, auch im Lüchower Garten. Die Akeleien blühen auch jetzt im Juli noch, was mich sehr freut, denn es sind schon seit der Kindheit meine Lieblingsblumen. Hier sieht man eine einfache lila Akelei Aquilegia vulgaris, ein Nachkomme der Pflanzen aus dem alten Garten meiner Eltern, welche die Baustelle überlebt haben. Auch das bewundere ich an Akeleien so besonders: dass sie bei aller Zartheit solche Überlebenskünstler sind und man immer wieder Sämlinge von ihnen in den Beeten findet, die sich dank der rübenähnlichen Wurzeln leicht und erfolgreich umpflanzen lassen, zur fortschreitenden ‚Akeleiisierung‘ des Gartens, weil sie wirklich jeden Standort annehmen.
Dazu paßt sinngemäß die Amsel Turdus merula sehr gut, denn deren Anpassungsfähigkeit ist ebenso legendär. Ich mag es sehr, wie sie sich in jedem Jahr aufs Neue an meine Anwesenheit im Garten gewöhnen und binnen kurzem auch bei der Gartenarbeit um mich herumhuschen, Würmchen im Schnabel sammelnd oder mit einem bettelnden Jungtier im Gefolge. Auf dem Foto ist ein Weibchen zu sehen.
Der zweite, braungemusterte Vogel (2x) ist ebenfalls ein Weibchen, ein Bluthänfling Carduelis cannabina. Beinahe hätte ich es für ein Sperlingsweibchen gehalten, hätte ich nicht durch das Kamerazoom die auffallende Strichelung des Brustgefieders erkannt, und wäre es nicht bei anderer Gelegenheit auch gemeinsam mit dem purpurrosa gemusterten Männchen gekommen. Davon ist mir nur im Mai leider kein Bild gelungen.
Der Nesselkönig Lamium orvala, eigentlich anderswo eine Wildpflanze, „wohnt“ in meinem Garten seit dem vergangenen Herbst, als ich auf der Suche nach insektenfreundlichen Blütenstauden bei einem Kräuterversand auf ihn aufmerksam geworden war. Wie man sieht, stimmt es: die Hummeln besuchen die großen blassrot und weiß gestreiften und gefleckten Blüten mit der ausgefransten Unterlippe ständig. Auch, dass die > Riesen-Taubnessel nicht wie die berüchtigte Goldnessel wuchert, kann ich jetzt im Juli bestätigen. Sie gedeihen, wie versprochen, am trockenen und relativ schattigen Gehölzrand und ich werde mir wohl mehr davon, für eine andere Gartenecke, anschaffen.
Der Flieder Syringa vulgaris `Michel Buchner´, eine Sorte mit leicht gefüllten Blüten, blühte im Mai und Juni wie entfesselt und duftete weithin wahrnehmbar. Das lag wohl auch daran, dass ich ihn im Herbst aus dem Rasen befreit und mit einem neu angelegten Staudenbeet umgeben hatte, das zum Anwachsen neben viel Aufmerksamkeit auch mehr Wasser bekam.
Obwohl die obere Bildtafel den Eindruck erweckt, mein Garten wäre ein geschlossener und geschützter Raum, täuscht das. Gartenfotografie kann das Unvollkommene durch den Blickwinkel und Nahaufnahmen verzaubern und so Wunsch und Ziel optisch vorwegnehmen, worauf noch einige Jahre hingearbeitet werden muss, unschwer zu erkennen auf der zweiten Tafel mit Bildern vom darauffolgenden Abend:
Die ersten Blüten der violett-bunten Bartiris Iris barbata hatten sich an diesem sonnigen Tag geöffnet, aber vieles andere sah am 10. Mai eindeutig noch nach „Startposition“ aus.
Fotos vom 8. bis 10. Mai 2015 im Garten, Lüchow im Wendland, Niedersachsen. Zum Vergrössern bitte die Bildtafeln anklicken.
In Sachen Akeleien sind wir ja sowieso völlig einer Meinung (wie wir schon an anderer Stelle festgestellt hatten).
Für mich ein neuer und hochinteressanter Tipp ist die Riesen-Taubnessel als Pflanze für trockene und schattige Gartenfleckchen.
Dein Garten ist auf jeden Fall auf einem ziemlich guten Weg, wie es aussieht 🙂
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Danke, Christoph 🙂
Ja, es geht in die richtige Richtung. Solche Kräuter findet man leider nie im örtlichen Sortiment und ich kannte sie vorher auch nicht, sondern fand sie beim Durchstöbern Webseite eines Stauden- und Kräuterhändlers online, der auch viele einheimische Wildkräuter im Sortiment hat.
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