Regenwolken verdunkelten den Himmel – nicht gerade das schönste Wetter für einen kleinen Bummel, aber der Gendarmenmarkt war der Friedrichsstrasse nahe und zu Fuß schnell erreichbar. Schon im vorigen Eintrag > Weiss-Rot hatte ich mit den letzten vier Bildern in der Galerie erste Fotos von diesem Spaziergang durch die Französische Strasse zum und über den Gendarmenmarkt gezeigt. Dorthin geht man ganz offensichtlich nicht nur wegen der monumentalen Gebäude-Sehenswürdigkeiten, sondern auch wegen der Restaurants, denen Szenerie und Besucher dieses Platzes zugute kommen, auch bei Regenwetter.
Eine der Figuren unterhalb der Kuppel des Französischen Domes auf dem Gendarmenmarkt schien sogar skeptisch zum Himmel hinaufzusehen, während unten die Beleuchtung des Restaurants anging und die Menschen an den Tischen unter den Schirmen zusammenrückten. Wer ist dieser schreibende Mann mit dem lockigen Bart und weshalb sitzt er dabei auf einer liegenden Kuh?
Gefunden habe ich statt dieser Detailinformation, dass die beiden bauidentischen Prunktürme des Französischen und ihm gegenüberliegenden Deutschen Dom die Entwürfe für ihren Figurenschmuck zwei verschiedenen und miteinander rivalisierenden Künstlern verdanken, die der preußische König Friedrich II. 1785 damit beauftragte. Der Mann mit dem Rindvieh entstammt demzufolge dem Schaffen des Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726-1801), einer der herausragendsten Zeichner, Maler und Chronisten des friderizianischen Rokoko, der, selbst Mitglied der Hugenottengemeinde, Entwürfe von Figuren und Szenen aus der Bibel, Tugenden und Calvinistische Reformatoren zeichnete, die dann von Bildhauern und Stuckateuren umgesetzt wurden.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes wurde das Skulpturenprogramm für den Turm des Deutschen Doms von Chodowieckis Lehrer, Vorgänger im Direktorenamt an der Akedemie, Christian Bernhard Rode (1725-1797) ausgeführt.
Zwischen den beiden prunkvollen nichtganz-gleichen Dom-Zwillingen steht das Schauspielhaus bzw. Konzerthaus Berlin: das klassizistische Gebäude wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach dem Brand des Nationaltheaters an dessen Stelle gebaut, nach einem Entwurf von Architekt Karl Friedrich Schinkel, der den Figurenschmuck in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Christian Friedrich Tieck entwarf, der später dreissig Jahre lang daran arbeitete. Der geflügelte halbwüchsige Bronze-Knabe in der Fotogalerie, der so lässig auf dem Pantherrücken reitend seine Leier schlägt, ist beispielsweise ein Werk Tiecks. Er schmückt einen Podest links der Treppe, rechts reitet, nicht minder gewagt, sein schalmeiblasender Bronzebruder auf dem Rücken eines mähnengeschmückten Löwenmännchens – beide sollen die Macht der Musik symbolisieren.
Das weiss leuchtende Schiller-Denkmal mit seiner allegorischen Skulpturengruppe wurde in den sechziger Jahren des 19. Jhs. von Bildhauer Reinhold Begas geschaffen und am 10. November 1871, am 112. Geburtstag Schillers enthüllt.
Trotz des Nieselwetters besuchten doch ziemlich viele Menschen den Gendarmenmarkt, ließen sich von den Gebäuden beeindrucken, beobachteten die anderen oder machten sonstwie das Beste daraus – unter dem mächtigen Portikus des Schauspielhauses begegnete mir auch zum erstenmal die Berliner Liebe zum Liegestuhl.
Fotos vom Spätnachmittag des 27. Juli 2015, Berlin-Mitte am Gendarmenmarkt – zum Vergrößern bitte anklicken!
A great city to visit. So much to see and do.
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Actually, greetings from Ghent, Alix! I never won’t forget, your beautiful photographs made me go there! 🙂
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Wow, this is sensational. Enjoy, enjoy, have fun and give my regards.
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I do, sitting on a balcony looking at the lightened Vleeshuis directly in front. On th other side, the room hast its windows to the Graavensteen castle. It is so beautiful to be here! I have sent your regards and someone was singing at that moment. 🙂
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