Friedrichsgracht

Die Bezeichnung Friedrichsgracht oder Friedrichsgraben bürgerte sich in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ein, als Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620–1688, genannt: der Große Kurfürst) den Seitenarm der Spree durch holländische Spezialisten kanalisieren ließ. Der Name bezog sich auf den Teil des Spreearms, der heute zwischen Inselbrücke und Gertraudenbrücke an der Fischerinsel verläuft. (Wikipedia: „Friedrichsgracht“)

Es gibt seit dem 20. Jh. ein Brückenpaar mit Namen „Gertraudenbrücke“: eine Strassenbrücke von 1977 und eine fast 80 Jahre ältere Fußgängerbrücke; letztere ist die „alte“ Gertraudenbrücke über die Friedrichsgracht . Die steinerne Gewölbebrücke, die 1895/96 die vorige Brücke aus dem 18. Jh. ersetzte, um den Verkehrsbelastungen gerecht zu werden, war ihrerseits schon eine von mehreren Neuerungen gewesen, denn schon im 13. Jh. hatte es dort eine Brücke über die Spree gegeben, allerdings bekam sie erst 200 Jahre später den Namen Getraudenbrücke, der wegen des im 15. Jh. gebauten und 1871 aufgegebenen Hospitals am Spittelmarkt geprägt wurde, das der > Hl. Gertrud (bzw. Gertraude) geweiht war.
Die „Schutzherrin der Landstraße“ war eine Äbtissin aus Nivelles, Belgien, die sich im 7. Jh. wegen ihrer Fürsorge um Kranke und arme Reisende verdient gemacht hatte, sie gilt außerdem als Patronin der Gärtner, Gemütskranken und Katzen, was zweifellos auch „für-gegen“ Ratten- und Mäuseplagen zu wirken bedeutet. Andererseits soll das Streicheln der bronzenen Ratten auf der 1896 von Rudolf Siemering geschaffenen Erinnerung an das Getrauden-Hospital Geld ins Portemonnaie bringen.
Das schmucke Haus dahinter wird Juwel-Palais genannt, und ist das einzige noch erhaltene historische Gebäude am Spittelmarkt und wurde Ende des 19. Jhs. im neugotischen Stil für den Kaufmann Wilhelm Müller errichtet, der einen Großwarenhandel für Gold betrieb, woher auch der Hausname rührt. À propos Gold: sieht man links an der goldglänzend polierten Ratte vorbei, entdeckt man etwas weiter hinten die Jungfernbrücke vor den beiden Gebäuden (gelblich und weiss) des Auswärtige Amtes, die man auf dem folgenden Bild aus der Nähe sehen kann:

Die Jungfernbrücke ist die älteste Brücke der Stadt, die durch verschiedene erhaltende und modernisierende Massnahmen erhalten geblieben ist: früher war sie eine von neun gleichen Klappbrücken, die zur Zeit des Kurfürsten Friedrich Wilhelm im 18. Jh. gebaut worden waren. Darüber gibt es einiges zu lesen – schwieriger war es, herauszufinden, was es mit den Gestalten auf dem Dach des alten Gebäude des Auswärtigen Amtes auf sich hat (die Dachgauben gehören zum Gebäude davor).
Mir gefällt, wie dies an die Gestaltung alter Gebäude anknüpft, auf deren Dächern steinerne Figuren zu sehen sind.
Leider wurde der Urheber der plakativen Figuren nicht erwähnt, aber sie stehen für ein Kunstprojekt, das vom Auswärtigen Amt zusammen mit dem Landesverband der Berliner Galerien e.V. als Inhouse-Residence-Programm gestartet wurde > AArtist in Residence, so dass pro Jahr drei Künstler mit Auslandsbezug für jeweils drei Monate im Atelier des Internationalen Clubs im Penthouse auf dem Dach des Auswärtigen Amts arbeiten können, deren Werke anschließend in einer der Berliner Galerien gezeigt werden.
Mein beschaulicher Weg entlang des Spreekanals endete an der Schleusenbrücke am Werderschen Markt, wo das neue Gebäude des Auswärtigen Amts ein Blickfang ist, aber auch der Trompe-l’œil-Platzhalter der > Berliner Bauakademie, für das wieder herzustellen angedeutete Gebäude von Karl Friedrich Schinkel, ein Unterfangen, das sich aus finanziellen Gründen hinzieht. Den Wikipedia-Artikel dazu zu lesen, fand ich sehr interessant und ich bin gespannt, wie sich diese Bau-Geschichte weiter entwickeln wird.

Wie man in der spiegelnden Fassade des Auswärtigen Amtes erahnen kann, finden sich dort noch mehr Baustellen und ich war hin- und hergerissen, ob ich diese beiden Bilder noch diesem baustellenfreien Eintrag zufügen sollte oder dem nächsten, fand sie aber als Teil meines Fusswegs entlang der westlichen Seite der Spreeinsel, von der Gertraudenbrücke hinunter über die Friedrichsgracht bis zur Schleusenbrücke am Werderschen Markt, und das immer mit Blickrichtung auf das mir linker Hand gegenüberliegende Ufer des Spreekanals, hier passender. Die Fotos sind vom Mittag des 28. Juli 2015 – bitte die kleinen Bilder zum Vergrößern anklicken!

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3 Gedanken zu “Friedrichsgracht

  1. Diese Ecke von Berlin habe ich bisher auf Stadtrundgängen ausgelassen bzw. „übersehen“ … vermutlich, weil ringsum auch so viel (los) ist. Umso informativer und ein guter Tipp ist deshalb dein Beitrag dazu 🙂

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    • Es ist nur ein kurzer Abschnitt, und, wie im vorigen Beitrag ja zu sehen war, über eine Gegend erreichbar, die man wohl kaum als attraktiv empfohlen bekommt. Gerade das macht es aber so interessant, einfach drauflos zu improvisieren.

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