Die Fotos sind zwischen den beiden Kirchen St. Nikolai und der St. Bavo-Kathedrale gemacht:
Der Turm der Sint-Baafskathedraal war unter Baugerüsten und Planen verhüllt, darum dient er nur aus größerer Entfernung auf dem ersten Foto als Hintergrund für den Belfried von Gent, der ist auf Bild 5 noch einmal vom Sint-Baafsplein aus mit der Sint-Niklaaskerk dahinter zu sehen. Der Belfried ist ein fünfundneunzig Meter hoher Turm, mit dessen Bau schon zu Beginn des 14. Jh. begonnen wurde und zunächst mit einer hölzernen Spitze fertiggestellt, um als Wehr- und Brandschutzturm zu dienen, aber auch als Archiv für die wichtigsten Dokumente der Stadt. 1377 wurde die Spitze mit dem ‚Drachen von Gent‘ gekrönt. Als der Belfried Ende des 20. Jhs. – bis auf ab und zu veränderte Spitzengestaltung – 600 Jahre alt war, wurde er in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen.
Oben im Turm gab es eine besonders wichtige Glocke, die Rolandsglocke, die für alltägliche, aber wichtige Verrichtungen wie das Öffnen und Schliessen der Stadttore morgens und abends läutete, aber auch bei Feueralarm oder um Siege zu verkünden.
Im Zusammenhang mit der Geschichte von den > Stroppendragers wurde die Klokke Roeland der Stadt Gent von Kaiser Karl V. nach dem Genter Aufstand 1537/40 als eine der von ihm verhängten Strafen weggenommen.
Beim an den Belfried angebauten, gotischen Gebäude handelt es sich um die Tuchhalle. Mit deren Bau war schon zu Beginn des 15. Jhs. begonnen worden, aber wegen eines empfindlichen Rückgangs des Tuchhandels Mitte des 15. Jhs. konnte der Bau nicht in vollem Umfang ausgeführt werden – dieser Geldmangel führte ja auch zum eben erwähnten Aufstand. Man errichtete damals stattdessen einen überdachten Tuchmarkt. Erst 1903 wurde die Tuchhalle den alten Plänen gemäß vollendet. Sie ist auf den Bildern 1, 4 und 5 zu sehen.
Auf Bild 2 und 5 geht der Blick noch einmal zurück zur Ostseite der gotischen Sint-Niklaaskerk, deren Westseite mit dem Portal dem Oud Postkantoor am Korenmarkt gegenüberliegt. Sehr imposant ist sie, und 700 Jahre alt, so alt wie das ursprünglische Stadthaus, das im 15. Jh. zum Gildehaus der Steinmetze wurde, dem Metselaarshuis in der Cataloniëstraat ; der Giebel mit den Tänzern ist in der Galerie auf dem 3. Foto zu sehen, an der Seite mit einem seltsamen, gläsernen Anbau von 1980.
1526 hatte Steinmetzmeister Christoffel vanden Berghe für das alte Haus die Schmuckfassade geschaffen, derselbe, der 1530 an der Graslei dem Gildehuis der Vrije Schippers die Fassade gestaltet hatte. Nachdem in späteren Jahrhunderten die Fassade vom Metselaarhuis verschwunden war, hatte man im Hinblick auf die Weltausstellung 1913 die Pläne der vanden Berghe‘schen Fassade durch den Architekten Amand Robert Janssens 1912 auf das ehemalige Gildehaus der Brauer an der Graslei, ‚Den Inghel‘ genannt, kopieren lassen.
Erst 1976 entdeckte man bei Bauarbeiten am originalen Metselaarshuis, dass die alte Sandsteinfassade nicht zerstört, sondern nur überputzt worden war, und man ging daran, die Hausanteile aus dem 16. Jh. wieder freizulegen. Die sechs tanzenden Schmuckfiguren auf den Stufen des Giebels sind moderne, nach dem Vorbild alter Moriskentänzern gebildete Metallskulpturen vom Genter Bildhauer Walter De Buck.
Auf dem vierten und sechsten Foto ist ein bemerkenswertes Haus mit reich verzierter Fassade im eklektizistischen Stil zu sehen, das die Nordseite des Sint-Baafplein schmückt: die Koninklijke Nederlandse Schouwburg ist ein Theaterhaus und wurde 1897-1898 nach den Plänen des Architekten Edmond De Vigne gebaut und beherbergt das Genter Stadttheater.
Der Sint-Baafsplein selbst wurde 1897 angelegt, während der Phase der intensiven Stadtgestaltung; dafür sind Strassen und Häuser verschwunden, um den Blick auf die wichtigen Sehenswürdigkeiten freizulegen.
Das allegorische Denkmal in der Mitte des Platzes stammt auch aus dieser Zeit, genau wie die Häuser bzw. ihre Fassaden rechts und links des Theaters auf den beiden letzten Bildern als Teil dieser Neugestaltung entstanden sind.
Die Fotos sind vom Mittag des 22. August 2015 – zum Vergrössern bitte die kleinen Bilder in der Galerie anklicken!
Auch wenn die nächsten Bilder nur hinter der nächsten Strassenecke entstanden sind, kommen sie aber trotzdem erst im folgenden Eintrag, denn da sieht es wieder ganz anders aus.
Auch abseits der Gewässer ist und bleibt Gent hochinteressant und sehenswert, wie du hier schön zeigst. Und die Burg ist offenbar längst nicht das einzige monumental-imposante Bauwerk dort …
LikeGefällt 1 Person
Richtig, die Burg ist für lange Zeit nicht das wichtigste Bauwerk im Genter Selbstverständnis gewesen.
LikeLike