Mehr Fotos vom Abendspaziergang, von alten Häusern, die ich auf einem kurzen Wegabschnitt in der Begijnengracht und der Hoogstraat entdeckt hatte. Lediglich für den Torbogen bin ich ein Stück davon abgewichen und neugierig in eine Sackgasse namens Turrepoortsteeg hineingegangen.
Dorthin verlaufen sich wohl nicht mehr so viele Touristen und die Gegend sieht auch nicht insgesamt wohlhabend aus, einige der Häuser bräuchten dringend einen, der sie rettet. Das Haus mit dem barocken Halsgiebel und den Medaillons mit goldenen Federn darin, das Huis de Pluim in der Begijnengracht trägt die Jahreszahl 1627. Ob die Federn ebenso alt sind? Im unteren Bereich sieht man dem Haus nicht mehr an, dass es einmal, schätzungsweise in den Zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, eine sehr > schmucke Ladenfront besessen hat, eventuell mag auch einmal ein Café darin gewesen sein?
Ebenfalls um 1920 ist wahrscheinlich das gelbe Ziegelhaus mit der schön geschwungenen Ladenfront im Jugendstil gebaut worden, auch in der Bejinengracht, gar nicht weit weg vom Huis de Pluim.
Bis zu dem schon einmal im Vorbeitrag gezeigten steinernen Torbogen sind es wieder nur ein wenige Schritte mehr. Das Haus, zu dem er gehört, soll einen Kern aus dem 16. Jh. haben, und möglicherweise ist auch die „zweisprachige“, schwer entzifferbare Inschrift so alt.
Die in geraden, lateinischen Buchstaben gravierten Worte könnten lauten „ES GODT MET ONS WIE MACH ONS DE ERE“ und ich schätze, dass die kursive Schrift ähnlich lautet, nur mit „mij“ = mir: „Es godt met mij wie mach mij de…en“, was ich interpretiere wie: ‚Ist Gott mit mir, wie gnädig ist er mir‘ oder, in der Grossbuchstabenversion, eben ‚uns‘. Warum wurde da bloss das Personalpronomen anders gewählt? Das kleine Wappen im Zenit des Bogens nicht mehr erkennbar ist, finde ich auch bedauerlich.
Die Treppengiebel-Zwillinge stehen in der Hoogstraat, unweit der Einmündung der Begijnengracht. Beide stammen aus der 2. Hälfte des 17. Jahrhundert. Links wurde im 19. Jh. restauriert, rechts steht bedauerlicherweise nur noch der Giebel von 1663 und selbst aus ihm wurde das Erdgeschoss „herausoperiert“ und durch eine Einfahrt ersetzt. Zwischen den Giebeln gibt es eine kleine Madonna im Rosenzweig hinter Glas in einem Holzkästchen aus dem vorigen Jahrhundert. Das Eckhaus Hoogstraat – Holstraat sieht den „Zwillingen“ ein bisschen ähnlich, ist sogar älter, wurde zwischen der zweiten Hälfte des 16. und der ersten Hälfte des 17. Jhs. gebaut und 1898 restauriert. Die Marienfigur in der Sandsteinnische ersetzt wahrscheinlich eine andere Figur, diese ist von 1945. Dieses kleine Eckchen Gents hat auffallend viele Marienbilder, denn auch im Turrepoortsteeg habe ich eines entdeckt, kurz bevor hinter dem Torhaus aus dem Jahr 1764, einem Hinterhaus der Oude Houtlei 10, die Gasse an einer Mauer endet. Der Name bezieht sich auf eines der ehemaligen doppelten Stadttore. Es wurde Drongenpoort oder Torhoutpoort genannt; davon wurde das erste schon 1563, das zweite 1841 abgebrochen.
Nachdem ich aus der Sackgasse wieder herausgekommen war, ging ich weiter in die Richtung der schon erwähnten Oude Houtlei. Kurz vor dem Zusammentreffen der Hoogstraat mit dieser fotografierte ich noch – pars pro toto – den bedauernswert dahingeschwundenen Pfau im gelb gestrichenen bröckeligen Giebel (von 1650/51) des Eckhauses aus dem frühen 15. Jh., zuerst Brouwerij De Pale genannt, seit dem 17. Jh Den Pauw , „Pfauen-Brauerei“.
Fotos vom Abend des 23. August 2015 in Gent – zum Vergrössern bitte die kleinen Bilder in der Galerie anklicken!
Oh ja, es wäre schade, wenn sich niemand um den Erhalt der Bauten (inkl. Verzierungen und Inschriften) in dieser leider wohl zu abseits gelegenen Sackgasse und ihrer Umgebung kümmern würde!
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