Von der Rua das Trinas bog ich bald wieder rechts in eine schmale Gasse mit glänzend gelaufenem Pflaster und vielen gefliesten Fassaden ab, die Rua Vicente Borga im Viertel von Estrela, in der man sich wie abseits der Großstadt, in eine ländliche Kleinstadt versetzt fühlen konnte:
Bei der Suche nach Geschichte und Geschichtchen zur Rua Vicente Borga war ich erstaunt, auf den Namen eines Deutschen und eine skurrile Umbenennung zu treffen:
Vicente Borga (Borchers) war ein deutscher Kaufmann im 18. Jh., der, verheiratet mit Maria Clara Sousa Peres in der Strasse gelebt hatte, die damals noch Rua da Madragoa hiess. 1859 wurde die Strasse aus Schicklichkeitsgründen mit dessen Namen umbenannt, weil man „Madragoa“ – mit „Mandrágora“ verwechselnd – für Schwarzmagisches und Sündiges hielt, womit die Wurzel der Alraune Mandragora officinarum seit Jahrhunderten kult(ur)geschichtlich in Verbindung gebracht wird. Über den Kaufherrn und seine Gattin habe ich weiter nichts finden können, aber vermute, dass sie damals eine gesellschaftliche Rolle spielten, was ja auch anderswo Erklärung genug ist für die Vergabe von Strassennamen, die später kaum noch bekannt sind. Auch über die schöne Fliesenfassade der Bäckerei / Brotfabrik in der Rua Vicente Borga № 7 bevor die Strasse in die Travessa do Pasteleiro mündet, mit der Aufschrift ‚Fábrica de Pão de Francisco Lourenço‘ und der Jahreszahl 1862 in der Tür habe ich leider nichts weiter zutage gebracht. Gleich nach der Fliesenfassade mit der Aufschrift der alten Bäckerei mündet die Rua Vicente Borga passenderweise und sichern nicht zufällig in die Travessa do Pasteleiro. – Fotos vom Vormittag des 31. März 2016 in Lissabon, Portugal – zum Vergrössern bitte die kleinen Bilder in der Galerie anklicken.
Schon schön, aber wenig Grün in diesen Gassen. Umso netter finde ich es immer, wenn man auf andere Gartenfans trifft, die dann den Ausgleich für den Rest der Straße schaffen, so wie auf dem einen Foto 🙂
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Ist mir auch aufgefallen, vor allem im Vergleich mit meinen Fotos von der Altstadt von Barcelona. Ich glaube, der Mangel an Balkongrün in Gassen von Lissabon hängt mit den vielen leerstehenden Häusern zusammen.
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Das kann sein. Manchmal sind die Hinterhöfe grüner. Vor den Häusern dieser schmalen Gassen bleibt ja nicht viel Platz. Mir persönlich fehlt gleich was, wenn so wenig Grün da ist.
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