Sonniges von der Rua do Poço dos Negros (3/22)

Der Strassenverkehr auf der Avenida de Dom Carlos I lässt den Platz vor dem Brunnen, dem Chafariz da Esperança wie unberührt. Die Tauben sitzen auf dem Pflaster in der Sonne vor dem Kiosk, für dessen Betrieb es noch zu früh am Tag ist; die Taube mit dem braunen und lila-metallischen Gefieder und den purpurroten Füssen finde ich ganz besonders hübsch.

Wie eine stille Insel wirkte die Fläche, die früher mal Largo da Esperança hiess und jetzt offiziell nur ein namenloser Fleck auf dem Stadtplan ist, zwischen den drei Strassen: die Rua da Esperança liegt unterhalb, die Avenida de Dom Carlos I bildet den östlichen Rand und die Rua do Poço dos Negros begrenzt ihn oberhalb.

Von Braun und Purpurrot zu Schwarz und was Menschen, die immer alles richtig machen wollen, sich so ausdenken: Auch hier bin ich auf die Ängste bezüglich „schwieriger“ Strassennamen gestossen. Momentan hat man in Europa auch wieder bescheuklappte Umgangs-Probleme mit Ortsnamen und Geschichten, diesmal jene, die „Mohren“ und „Schwarze“ beinhalten, sei es in Berlin, Wien oder auf Taka-Tuka, und auch in Lissabon befürchteten einige in jüngerer Zeit, es mit einem unattraktiven, entweder an Massengräber und/oder an Rassismus erinnernden Namen zu tun zu haben.
Das Bedürfnis, auf der Seite der politisch Korrekten und Guten zu stehen, ist anscheinend grösser als die Fähigkeit, sich Informationen einzuholen?
Dabei ist auch hier der Ursprung des als anstössig beanstandeten Namens, genau wie bei „Madragoa“, ein Kloster, und so tief unten in der Historie noch gar nicht vergraben. Nach dem Konzil von Trient waren Mitte des 16. Jhs. unter den Benediktinern zwei Richtungen entstanden, die „Weissen“ = Zisterzienser im weissen Habit und die „Schwarzen“ = Benediktiner in schwarzem Habit, die sich in Lissabon im Kloster São Bento niederliessen und dort bis 1820 blieben. Die schwarzgekleideten Benediktinerbrüder vom Mosteiro de São Bento da Saúde verfügten am Südrand ihres Klostergeländes über eine Wasserstelle, die sie auch mit der Bevölkerung teilten: nichts Finsteres, weder gruselig, noch diskrimierend (gefunden > hier).

13 Gedanken zu “Sonniges von der Rua do Poço dos Negros (3/22)

  1. Die Taube ist wirklich hübsch 🙂 und die heißt Rubintaube ? – Ja, dieses unreflektierte „Wegmachen wollen“ ist mir auch schon öfter begegnet. Anstatt erst mal zu recherchieren, werden dann krude Behauptungen in die Welt gesetzt, die den Tatsachen nicht entsprechen. Wie in deinem Beispiel hier….manchmal kommen da richtig peinliche Geschichten bei raus.

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    • Uta hat die Taube „Rubin-Taube“ genannt, vielleicht erklärt sie es aus ihrer Sicht?
      Bis dahin ist hier mein Suchergebnis:
      In der Liste von Haustaubenrassen auf Wikipedia und auch sonst habe ich die Rasse-Bezeichnung nicht gefunden, aber eine französische Rasse, deren Name am ehesten an „Rubin“ erinnert, auch wenn er die Stadt Roubaix als Ursprung hat, aber „rubis“, das französische Wort für Rubin, klingt immerhin leicht zu verwechseln, vielleicht ist das so eine typische Verdeutschung?
      Die für den Namen infrage kommende Taubenrasse heisst > „Roubaisien“, die auch rotbraunes Gefieder hat und die Farbe beim Bastardisieren mit Brieftauben, die ja im Verein mit anderen Rassen das Gros der Stadttauben begründet haben, mitgegeben haben könnten – oder eine der vielen anderen Taubenrassen ähnlich braunem Gefiederfarbton. Als Nichttaubenzüchter, habe ich festgestellt, ist man überrascht, was es alles gibt, auch diverse spanische Rassen mit Braun im Gefieder. Google mal – an einem Regentag oder so, das kann sich hinziehen.^^.

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      • Ooookay. Jetzt kann man auch noch Taubenspezialist werden 😉 Interessant ist es auf jeden Fall, wenn man mal eine andere Farbigkeit sieht und das mit dem französischen Roubaix / Roubaisien leuchtet mir auch ein.

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        • Ist ja nur von mir mal eben als Vermutung aus dem Handgelenk so hingeworfen und ohne Gewähr, aber diese vielen Lehnwörter im Deutschen, in das Französische fast bis zur Unkenntlichkeit durchgenudelt wurde (Fisimatenten, Plümo und so) hat mich auf den Gedanken gebracht.

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            • Wäre doch praktisch.
              Aber keine Angst, die Kommentare liest ja keiner, denn Reader-„Leser“ liken nur, was sie gesehen haben ohne die Seite zu besuchen, also meist nur die Hälfte eines Artikels und wer nicht kommentiert, sieht von dort aus die Kommentare auch nicht. „Hier unten“ ist man meist sehr exklusiv unterwegs. ^^

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                • Ich benutze den Reader auch fast nie, weil ich mittlerweile eine ganze Abhandlung darüber schreiben könnte, was man über Reader und e-Mail-Anzeigen alles NICHT sieht.
                  Wer die Galerien im Reader anschaut, bekommt keine erklärenden Bildunterschriften zu sehen, die Sortierung der Bilder wird auch aufgehoben, eingebettete Musik wird nur von YouTube und Vimeo angezeigt, aber nicht von Soundcloud, und dass Leute überhaupt nicht wahrnehmen, dass der Artikel länger ist als nur ein bisschen Text unter einem Bild ist ja schon fast normal.
                  Momentan bin ich mal wieder deswegen ziemlich am Grummeln, weil die ganze Mühe, die man sich mit der Gestaltung von Blog und Artikeln macht, eigentlich nur Beschäftigungstherapie verkommt. Im Reader ist alles gleich weiss, gleich gross, gleich schnell überflogen und gleichgültig abgehakt.
                  Altmodisch zu sein, statt Fliessbandliken zu praktizieren, das ist nicht das Schlechteste.

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                • Das hört sich nicht besonders attraktiv an. Für mich habe ich in letzter Zeit auch ein wenig meine Grenzen entdeckt. Man kann einfach nicht immer alles lesen, aber bis auf seltene Schlechtwettertage, suche ich dann auch nicht mehr 20 neue Blogs auf. Ich war schon leicht im Streß bei der jetzigen Menge. Mit so einem Reader kann man dann natürlich noch mehr Blogs „abarbeiten“. Aber das wird dann tatsächlich zur Fließbandlektüre. Und das ist bei den Blogs, die einem gefallen, zu schade ! Ich sag ja, ein Leben reicht nicht – oder man hat sonst keine Hobbies mehr. Ich kann an einem Tag auch keine 10 Bücher lesen und sie nur querzulesen kann nicht der Sinn sein. Auch schade um die Bilder und wie du sagst, die ganze Mühe, die man sich damit macht. Nee, ich denke, man muß sich da selbst Grenzen setzen. Auch wenns noch so viel interessantes gibt…

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