„Durch die Rua de João Pereira da Rosa, kaum minder verwirrt“ kommt mir nach einigem Überlegen als der passendste Titel vor, denn ich werde seit mehreren Einträgen das Gefühl der Verwirrung einfach nicht los: zu viele Namensänderungen von Strassen, und dann wieder, wenn ich endlich den richtigen Schlüssel gefunden habe, zu viele interessante Dinge zum Nachlesen …. aber andererseits macht mir genau das Freude. Vermutlich ist es dasselbe, wie Zopfmusterpullover zu stricken oder zweitausenteilige Puzzle zusammenzusetzen. Zum Beispiel hatte ich zunächst meine liebe Not mit der Bestimmung der Rotunde, die sich einige Schritte nach dem beinahe ebenso runden Brunnenplatz des > Chafariz da Rua de O Século schräg gegenüber des Geburtshauses des Sebastião José de Carvalho e Mello und späteren Conde de Oeiras sowie Marquês de Pombal befindet … eine gewisse Verwirrung hatte sich beim nachträglichen Suchen nach Informationen bemächtigt, die wahrscheinlich auch beim Lesen unvermeidlich sein wird:
- Rua de João Pereira da Rosa: Escola de Dança do Conservatório Nacional – Rotunda e casas do Marquez de Pombal
- Rua de João Pereira da Rosa (oben rechts + Rua de O Século (unten links)
- Rua de João Pereira da Rosa – Haus mit ‚Hier-Tafeln‘
- Rua de João Pereira da Rosa – Rua Nova do Loureiro
Die oben schon erwähnte Rotunde, die wie das Überbleibsel eines Stadtpalastes aussieht (1), liess mir keine Ruhe; nachdem ich die aktuellen und die früheren Strassennamen ausprobiert hatte, auch Rua Formosa, offenbarte die heute zur Rua de João Pereira da Rosa gezählte Rotunde sich endlich als > Rest des Hauses des Marquêz de Pombal, denn auch die Rua de João Pereira da Rosa hiess früher anders, nämlich Calçada dos Caetanos, denn der Journalist der Zeitung „O Século“ im Gebäude gegenüber, João Pereira da Rosa, lebte ja erst 1885-1962.
Die rampenähnliche und haarnadelförmig gebogene kleine Strasseführte zu einem Kloster hinauf, dem Convento dos Caetanos, und dieser Strecke folgte ich ab der Rotunde die Rua de João Pereira da Rosa hinauf, die früher Calçada dos Caetanos hiess. Während des Aufstiegs kann man wie vom Balkon hinuntersehen (2), zum Beispiel auf der linken Seite das Haus der ehemaligen portugiesischen Tageszeitung „O Século“, die von 1881 bis 1977 erschien. Heute ist, wie man an den Fahnen erkennt, eine Behörde darin installiert, nämlich das Generalsekretariat des Ministeriums für Umwelt, Raumplanung und Energie. Das Bild habe ich nach rückwärts gewandt aufgenommen, und man kann rechts hinter Hausecke die Einbuchtung der Rotunde erahnen.
Um die Kurve herum, weiter oben, steht ein Haus mit mehreren „Hier lebte … -Tafeln“ auf der Fassade (3). Bei den Personen handelt es sich um den Dichter, Schriftsteller und Journalisten José Gomes Ferreira (1900-1985), die Malerin und Illustratorin Ofélia Marques (1902-1952), die u.a. zu José Gomes Ferreiras Kinderbuch „Aventuras maravilhosas de João Sem Medo“ Illustrationen anfertigte. Auf der dritten Tafel, rechts aussen, steht der Name des frühesten bekannten Bewohners des Hauses, Ramalho Ortigão (1836-1915), des ersten Schriftstellers, der sich in Portugal mit dem damals noch jungen Genre ‚Kriminalroman‘ befasste. Die vierte Tafel ist unleserlich. Auf dem letzten Bild (4) habe ich nach dem „Berühmten Haus“ um die nächste Ecke in die Rua Nova do Loureiro hineingesehen; dort trug gerade ein Mann einen Tisch nach draussen, wo er ihn im Tageslicht auf dem Strassenpflaster vor der Tür seines Antik-Ladens abzuschleifen begann. Das war wieder so ein schöner „kleinstädtischer“ Eindruck für mich. Ich bog dennoch nicht in diese Gasse, sondern folgte weiter der ehemaligen Calçada dos Caetanos weiter hinauf ins Bairro Alto, bis zum ehemaligen Konvent, der nach dem Erdbeben von 1755 in ganz anderes Aussehen bekommen hatte, und in dem heute Musikkonservatorium unterrichtet. Weil ich davon mehr als nur ein Foto gemacht habe, gibt es dazu den nächsten eigenen Eintrag. Die Fotos sind vom 31. März 2016 in Lissabon, Portugal – zum Vergrössern bitte die kleinen Bilder anklicken.
Auch hier sind wieder die örtliche Historie und deine eigene (sowohl die Vor-Ort- als auch die nachbereitete) Entdeckungsgeschichte so interessant wie die Bilder.
LikeGefällt 1 Person
Das zu entdecken ist im Nachhinein immer wieder ein ebenso großes Vergnügen.
LikeGefällt 1 Person