Von der Kathedrale auf den Hügel gegenüber

„Von der Kathedrale auf den Hügel gegenüber“ – so beschreibt die Überschrift kürzestmöglich, was auf den Fotos in diesem Beitrag alles zu sehen ist vom nächsten Wegabschnitt am Vormittag meines 2. Tages in Madrid:


Beim Eintrag zuvor hatte ich auf der Plaza de la Armería zwischen der Südseite des Palacio Real und der Catedral de Santa María la Real de la Almudena fotografiert. Auch die Statue von Papst Johannes Paul II ist zu erkennen, der sie nach ihrer Fertigstellung 1993 weihte. Dann fiel mir quer über die Calle de Bailén ein erhobener Flecken Grün von Rasen mit alten Bäumen auf, und ich beschloss darum, mir den kleinen Park anzusehen.

Dazu waren mehrere Fußgängerampeln notwendig, so dass ich Zeit hatte für Knipsbilder, einmal das purpurfarbene (weinrote) Haus auf der anderen Seite der Calle de Bailén, danach überquerte ich zuerst die Calle Mayor und anschließend die Calle de Bailén, dabei fing ich rasch einen Foto-Blick Richtung Viaducto de Segovia ein. Dann führte mich eine weitere Ampel wieder auf die linke Seite der Calle Mayor, und dort zur schmalen Calle de Almudena :

Die fand ich gegenüber dem gut bewachten Renaissance-Palast Palacio del duque de Uceda, heutigentags militärisches Hauptquartier (Capitanía); vormittags lag die Calle de Almudena unscheinbar im Schatten, aber es gab schon gleich auf den ersten Metern viel zu sehen: z.B. beim Nach-Oben-Sehen war die Partie unterhalb des Daches des Gebäudes zur Rechten, des Palacio de Abrantes, faszinierend anzusehen. Zur Linken fand sich ein kleines Bronze-Modell der Ruinen der alten Kirche von Almudena Iglesia de la Almudena, die zum Teil unter einem grossen Glaskasten zu betrachten ist, wie die Bronzeskulptur des „Neugierigen Nachbarn“ es vormacht:

Der Blick von “El vecino curioso”, vom Bildhauer Salvador Fernández-Oliva für das dreifache Denkmal-Ensemble (1998 eingeweiht) geschaffen, weist nicht nur auf die früheste Kirche Madrids aus dem 11. Jh. hin, die aus städtebaulichen Gründen 1869 weichen mußte, sondern auch auf die noch weiter zurückreichende Geschichte, denn die Kirche war anstelle der alten arabischen Moschee aus dem 10. Jh. errichtet worden, und nach neueren Erkenntnissen sollen auch die Bewohner des arabisch geprägten Mayrit auch im 9. Jh. nicht die ersten „Madrider“ gewesen sein. Der Bronzemann erfüllt seine Aufgabe, durch blosses Hinsehen auf die historische Stätte aufmerksam zu machen, perfekt und die Menschen scheinen ihn offensichlich sehr zu mögen.

Das Haus mit dem bemerkenswerten Dach trägt die Hausnummer 86, Calle Mayor und es handelt sich dabei um dem Palacio de Abrantes. 1653-55 ließ der erste Besitzer Juan de Valencia Infante auf einem Grund von vormals fünf Häusern den Palacio durch den Architekten Juan Maza bauen, verkaufte es aber vor Fertigstellung an Antonio de Valdés y Osorio. Später wechselten die Besitzer aus dem lokalen, nicht begüterten Adel oft, das Haus wurde sogar aufgeteilt und vermietet. Die Duques de Abrantes erwarben es endlich 1842 und ließen es 1844-1845 durch den Architekten Aníbal Álvarez Bouquel umgestalten. 1874 wurde darin die Tageszeitung „La correspondencia de España“ gegründet und 1888 kaufte es der italienische Staat als Botschaftsgebäude. Heute befindet sich darin das italienische Kulturinstitut. Auf der Rückseite befindet sich endlich der Weg, der sich parallel zur Calle del factor durchs Grüne schlängelt.

Unter dem Hügel hatte man beim Bau des Parkhauses unter der Plaza de Oriente Überreste arabischen Ursprungs gefunden. Als „Knochenturm“ hatte man das Bauwerksrelikt genannt, weil sich dort, im Umkreis der ehemaligen Moschee auch ein Friedhof befunden hatte. Die spanische Bezeichnung Restos de la Torre de los Huesos hat wohl einen Scherzkeks animiert, wortspielhaft („restos“ = Überreste, Müll) den alten weissen Stuhl auf einem Stück alte Mauerwerks im Efeu zu positionieren. Es lag noch mehr Müll dabei, aber das Ganze hatte in dem Moment auf mich mehr die Wirkung von Strassenkunst, als von ärgerlichem Vandalismus. Wäre Beuys nicht stolz gewesen auf so einen Schüler?
Außer diesem Moment des überraschten Gelächters entdeckte ich auch einen Anblick zum Lächeln auf dem Rasen: die Frau mit ihrem Bobtail, beide mit ganz ähnlicher Frisur.

Vom Hügel oben bekam ich einen weiteren Blick auf die grosse graue Almudena-Kathedrale, sah auf die Calle de Bailén hinunter und auf die Plaza de la Armería, wo ich zuvor von den Treppenstufen der Kathedrale den Palast fotografiert hatte. Zwischen den Bäumen hindurch ergab sich auch eine Sicht über den Teil des Palacio Real, an dem entlang die Besucher dem Eingang zur Palastbesichtigung entgegenstrebten, und zwischen Häusern entdeckte ich eine Aussicht zum Heranzoomen eines entfernten, modernen Stadtteils mit Hochhäusern auf der anderen Seite des Río Manzanares, im Südosten von Madrid.

Im rechten Drittel des besagten Fotos ist auch wieder die Papst-Statue zu sehen, und eine unmotiviert ins Bild ragende weisse Schmucksäule markiert eine Aussenmauer der Kathedrale an der Calle Mayor, hinter der man an der Cuesta Ramón ein Stück freigelegter arabischer Mauer aus dem 9. Jh. hätte besichtigen können …

… aber nachdem ich zwischen den Bäumen, die ich für Zedern halte, wieder über den Hügel zurückgegangen war zur Calle de Almudena, wollte ich um die Ecke herum der Calle Mayor lieber in östlicher Richtung folgen, denn so nah die Gelegenheit zu einer Besichtigung auch war, sieht die Mauer, wenn man sie > im Web anschaut, nicht so aus, als würde mich das persönliche Nichgesehenhaben später verfolgen. Inzwischen war es beinahe Mittag und das nächste Ziel war, den Mercado de San Miguel zu besuchen. – Fotos vom 11. April 2017 in Madrid, Spanien; bitte die kleinen Bilder zum Vergrössern anklicken!

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5 Gedanken zu “Von der Kathedrale auf den Hügel gegenüber

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