Unvermeidlich

Bongo witterte es schon: etwas war anders am Königshorster Kanal, als an den Tagen zuvor. Wahrscheinlich hörte er auch das aufgeregte Gezeter der Schafstelze, die allerdings nicht unzufrieden war mit den Insekten, die sie im gemähten Gras der Uferböschung erbeuten konnte. Den Storch, der im Gefolge der Mähmaschine den abrasierten Uferstreifen abschritt, konnte er über das hohe Gras auf unserer Uferseite auch nicht sehen.

Unvermeidlich am Königshorster Kanal ist der sommerliche Schnitt seiner Ränder und des Schilfs im Kanal – ist er doch kein Naturgewässer, sondern ursprünglich, als hier in der Jeetzelniederung noch ein hoher Grundwasserstand herrschte, Teil eines wasserstandregulierenden Systems.
Seit den 70er Jahren haben sich zwar die Bedingungen ins Gegenteil verkehrt, der Boden ist meistens zu trocken, und einige Landwirte benutzen das Wasser im Sommer verbotenerweise, mit großen Rohren und mithilfe von Traktormotoren angesaugt, zum Beregnen der Felder, entweder direkt, oder wenige Meter daneben „aus dem Boden“ gepumpt, kaum dass sich die Güllerückstände aus drei Monaten einigermassen gesenkt haben. Klar, dass darin zu viel Kraut wächst – bei dem vielen organischen Stickstoff.
Nachdem die Entwässerung nicht mehr das Thema ist, sehe ich nur noch einen Grund, den Kanal nicht zuzuschütten, und das sind die hin und wieder vorkommenden Hochwassersituationen, in denen er seinen Teil zur Aufnahme überschüssigen Wasserrückstaus aus der Elbe in die Jeetzel beisteuern kann, mit der er in Verbindung steht, so zuletzt 2013.
Abgesehen von diesem seltenen Nutzen ärgert mich der zwar nur geringe, aber als Anlieger zu entrichtende Obulus zur Pflege des Königshorster Kanals jedes Mal, wenn ich die dicken braunen Gülleklumpen, die heimlichen Tankspülungen und Beregnungen oder die Schäden durch das sommerliche Mäh-Gemetzel sehe, weil ich auch mit meinen paar Euro indirekt dazu beitrage, dass dies alles möglich ist.
Fotos vom Beginn der Arbeiten am 15. Juni 2017, in der Feldmark zwischen Lüchow und Königshorst, im Wendland, Niedersachsen. Zum vergrössern bitte die Bildtafel anklicken.

Inzwischen sind weitere Arbeiten durchgeführt worden. Ich mag es mir gar nicht näher ansehen und gehe dort entlang in den nächsten Tagen nicht spazieren, aber wer interessiert ist, kann das in einem älteren meiner Beitrage in Wort, Bild und Video > Warum im Juli? | 2013/09/03 von puzzle

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2 Gedanken zu “Unvermeidlich

  1. Hochinteressant die Hintergründe zum Königshorster Kanal!
    An sich kann so ein künstliches Gewässer ja auch eine landschaftliche und ökolog. Bereicherung sein, wenn die Rahmenbedingungen und der Umgang damit stimmen …

    Gefällt 1 Person

    • Ein Balanceakt, der wohl in dem Moment schwer gelingen kann, in dem, da muss ich mein „verbotenerweise“ relativieren, mit amtlich zu beantragender und persönlich erteilter Genehmigung Wasser für die Feldbewässerung und sogar zum Ausspülen von Tanks mit „unbedenklichem Inhalt“ wie Gülle oder Kartoffelwasser verwendet werden darf, wie ich vor kurzem erfahren konnte.

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