Prag: Um die Teyn-Kirche herum

Mit der vielseitigen und informative Web-Karten-Seite fällt die Orientierung in Prag leichter: > Blick auf den Stadtplan, denn der Besuch einiger Strassen östlich des Altstädter Rings, rund um die Teyn-Kirche herum, wirkt ansonsten ziemlich verwirrend, obwohl das Stückchen gegangener Strecke nur kurz war:

Am östlichen Rand des Altstädter Rings Staroměstském náměstí , liegen das ‚Haus zur steinernen Glocke‘ Dům U kamenného zvonu aus dem 14. Jh. – vor der Teynkirche links – und eine aus dem Mittelalter stammenden Schule – vor der Teynkirche rechts- die Týnska skola, für die zwei gotische Stadthäuser zusammengelegt wurden und die auch heute noch die alten Arkaden aufweist, die damals für den Alten Markt typisch waren, zu sehen auf dem zweiten Foto. Dieses zweite Foto entstand in einer Gasse, die zwischen den beiden historischen Gebäuden hindurch führt, der Týnská ulička. In dieser Gasse sind auch die nächsten Fotos entstanden:

Bild 3 zeigt eine Detailaufnahme von seitlich gelegenen Nordportal der Teynkirche Chrám Matky Boží před Týnem, Bild 4 die ganze Seite, leider mit Baustelle. Die Kirche wurde zwischen dem 14. und 16. Jh. errichtet. Ein Vergleich mit älteren Fotos im Netz zeigte mir, dass die fehlenden Figuren nicht vorübergehend entfernt wurden, sondern schon lange verschwunden sind. Am Nordportal mündet die Gasse auf einen kleinen Platz mit schönen alten Gebäuden, u.a. dem Dům Budovců z Budova, dem Budov-Palais, die Figur und das Wappen, die auf die Adelsfamilie der Budovs hinweisen, wurden aber erst von späteren Besitzern angebracht (Bild 5).

Der kleine Bogen, der auf Bild 6 und rückwärts gewandt zu erkennen ist, führt die Gasse unter einer Verbindung des Budov-Palais mit dessen angebauten Nachbarhaus ‚zum goldenen Ring‘ Dům U Zlatého prstenu hindurch fort. Wer sich das so nicht vorstellen kann: bitte > hier klicken.

Folgt man der Gasse bis ans Ende, gelangt man zur Malá Štupartská, wo einen mitten in der Altstadt der Anblick einer begrünten Sportanlage verblüfft: sie gehört zu einer Schule. Etwas vom Grün der Bäume sieht man gerade so eben noch auf Bild 7, zwischen dem ‚Haus des Auges Gottes‘ Dům U Božího oka und dem alten Franziskaner- bzw. Minoritenkloster bzw. der barocken Fassade der St.Jakobs-Basilika Bazilika svatého Jakuba Většího durchblitzen. Bild 8 zeigt eine der aufwändigen Stuckarbeiten. Bei den langen goldenen „Stäben“ handelt es sich um himmlische fanfarengleiche Musikinstrumente. Gleich neben der Kirche stößt eine Strasse zur Malá Štupartská, die Jakubská, die ihrerseits wieder unter einem Haus hindurch in einen Hof führt, der zu den wichtigsten historischen Stätten Prags gezählt wird, dem Týnský dvůr oder Ungelt :

Im Mittelalter war dies ein Handelshof, wo sich seit dem 11. Jh. alle ausländischen Händler einzufinden hatten, um ihre Waren zu verzollen (das „Ungelt“). Das Granovský Palais mit seiner Arkaden-Loggia aus der Renaissance-Zeit und den Wandmalereien beeindruckt immer noch (Bild 9). mehr darüber lesen > hier. Im 16.Jh. hatte der Administrator und Zolleinnehmer Jakub Granovský von Granov das Grundstück von Kaiser Ferdinand I. erhalten und die Aufgabe, die Tore des Handelshofes zu öffnen und zu schließen. Auf dem zehnten Foto ist eine Skulpturengruppe zu sehen, das original stammt vom tschechischen Bildhauer Jan Štursa. Am linken Rand von Bild 9 ist wieder ein Bogen zu erkennen, durch den man den Hof auf der anderen Seite verlässt und plötzlich wieder auf dem kleinen Platz auf der Týnská ulička hinter der Apsis der Teynkirche steht (Bild 11):

Um nicht denselben Weg zu nehmen, wandte ich mich nun nach links, zur Strasse namens Štupartská, dort steht das gelbe Haus, das auch einen Namen trägt: ‚Zum goldenen Hirsch‘ Dům U Zlatého jelena, dem man seinen romanischen Ursprung zwar nicht ansieht, aber dessen Fassade immerhin auch als barocke Ansicht sehr schön ist (Bild 12).

Zur anschliessenden Celetná gehört der Palác Hrzánů z Harasova mit seinem von Atlanten geschmückten Portal im Stil des Hochbarock. Für Kafka-Verehrer: eine Tafel weist darauf hin, dass in den Jahre 1906 – 1912 Textilgroßhändler Hermann und Julie Kafkovi dort gelebt haben, die Eltern von Franz Kafka. (Bilder 13 + 14)

Das Haus mit dem weissen Pfau Dům U Bílého páva auf der altrosafarbenen Fassade schließt sich an (Bilder 15 + 16). Der Hausname rührt aus dem 16. Jh., das Haus wurde nach einer völligen Zerstörungen 1945 wieder aufgebaut. Das Schokoladenmuseum befindet sich darin, während man das Wachsfigurenkabinett Muzeum voskových figurín Madame Tussauds (Bild 17) zwei Häuser weiter besuchen kann:

Die weisse Frauenfigur (Bild 18)gehört schon wieder zu dessen Nebenhaus ‚Haus zu den drei Schwertern‘ Dům U Tří mečů, das trotz des Namens, wenn er denn stimmt, auf mich weniger Barock als historistisch wirkte. Und damit war der U-förmige Bogen um die Teynkirche herum vollzogen und der Altstädter Ring wieder erreicht. Man spürte schon auf den letzten Metern zuvor, wie hier die unsichtbare Filterzone zwischen klassischen Städtebesuchern und Vergnügungstouristen erreicht war, und die Menge der Menschen, die mit einem denselben Weg benutzte, wurde demgemäss auch wieder grösser. Sobald das erste Angebot von Thai-Massage oder die erste lebende Statue zu sehen sind, ist man wieder drin in dieser typischen „Prag-Mischung“. Bild 19 und 20 zeigen beim genaueren Hinsehen, was ich damit meine:

Meine Fotos sind vom Abend des 14. Juli 2017 in Prag, Tschechien; zum Vergrössern bitte die kleinen Bilder in der Galerie anklicken.

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4 Gedanken zu “Prag: Um die Teyn-Kirche herum

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