Wie im vorigen Beitrag beschrieben, gelangte ich über einen ruhigen, gassenähnlichen Zipfel des Jungmannplatzes Jungmannovo náměstí an eine Stelle, wo die Strasse des 28. Oktobers 28. října mit dem nördlichen Teil vom Wenzelsplatz Václavské náměstí zusammenstößt:
So fand ich mich unvermittelt an einem der touristischen Sammelplätze von Prag wieder, wo mehrere Fuss- und Segway-Gruppen verschiedener Nationalitäten den Erklärungen ihrer Stadtführern lauschten, und auch junge Einzeltouristen mit Rucksäcken und, mit einer heissen und fettigen Klobása-Bratwurst vom Imbiss beim Palác Koruna in der Hand, auch ich, hörten am Rande mehr oder weniger freiwillig zu, während ich mich umsah.
Zu den oberen drei Bildern:
1) Einmündung des Jungmannovo náměstí ins für mich obere* Ende des Václavské náměstí, noch bevor man sehen kann, wie abrupt sich die Atmosphäre ändern wird.
2) Die runde Glaswölbung an der linken Seite entspricht der Scheibenfront am rechten Bildrand von Bild 1. An dieser Stelle sieht man die Häuser der Altstadtseite der Strasse des 28. Oktobers 28. října, die zusammen mit dem ‚Grabens‘ Na Příkopě den oberen* Teil vom Wenzelsplatz Václavské náměstí bildet, wo anscheinend sämtliche Touristengruppen anhalten, um Informationen verabreicht zu bekommen.
3) Das dritte Foto zeigt die nordöstliche, also wieder eine der oberen* Ecke des Wenzelsplatzes mit dem ‚Graben‘, gebildet vom Palác Koruna, einem Gebäude im späten Jugendstil / Art Nouveau mit einer Vielzahl an Geschäften, Restaurants und Büroräumlichkeiten, 1911-12 gebaut und geplant von Architekt Antonín Pfeiffer und Baumeister Matěj Blecha . Seinen Namen verdankt es der stilisierten Krone auf den Eckturm. Diese Krone ist auch noch einmal als erstes der unteren Galerie zu sehen.
- Richtige Prag-Kenner scheinen das Oben und Unten vom Wenzelsplatz nicht nach den Himmelsrichtungen zu auf dem Stadtplan zu bezeichnen, sondern nach der Empfindung, welches der Endpunkte der wichtigere ist, und das wäre wegen des > Nationalmuseums der südliche, für mich als Kartenleserin ist aber Oben dort, wo Norden ist – Punkt.
Zu den fünf Bildern der unteren Galerie, von oben fortlaufend:
4) Um die stilisierte Krone des Palác Koruna noch einmal in der ganzen Pracht zu sehen, habe ich sie herangezoomt, so sieht man auch, dass der Bereich darunter mit allegorischen Skulpturen geschmückt wurde, von Bildhauer Stanislav Suchard (1866 – 1916).
5) Die grosse Uhr und die männliche Skulpturen gehören nicht zum selben Gebäude: das Na Příkopě Haus Nr. 388/1 mit der Uhr, das Haus ČKD Českomoravská-Kolben-Daněk im Stil der Postmoderne ist nicht einmal so alt, wie man wegen der so gut passenden Nachbarschaft meinen könnte, denn es wurde 1983 fertiggestellt, Architekt war Alena Šrámková. Allerdings gehörte eine grosse Uhr schon zum Vorgänger-Gebäude.
Das Haus nebenan, Na Příkopě Haus Nr. 390/3, mit den beiden patinierten Bronze-Männern, war einmal der Palast des Wiener Bankvereins Vídeňské bankovní jednoty, errichtet 1906-1908, Architekt war Josef Zasche, der 15 Jahre später auch am Bauder Ritterburg-Tortedes Palác Adria beteiligt war. Ich muss schon sagen: der schlichtere Bau für den Bankverein gefällt mir erheblich besser.
6) Eine steinerne Skulpturengruppe mit Putten und einer sitzenden Figur, die ich wegen des Flügelhelms für Merkur halte, thront hoch oben über dem Haus Nr. 377-13 in der Strasse des 28. Oktober 28. října , der ehemaligen ‚Prager Kreditbank in Prag‘ Pražská úvěrní banka v Praze , 1901-1902 von BaumeisterMatěj Blecha gebaut, er soll dabei die Pläne seines 1900 verstorbenen Bruders, des Baumeisters Josef Blecha, verwendet haben. Das Wort Postaveno entspricht den uns vertrauteren Anno… Inschriften, es steht für „gebaut, fertiggestellt“.
7) Auf diesem Foto sind die beiden grünen Prachtexemplare vom Na Příkopě Haus Nr. 390/3 noch einmal besser zu sehen. Wenn Geld arbeitet, möge es doch bitte auchgut aussehen!
8) U zlatého úlu, ‚Der Goldene Bienenkorb‘ heisst das mit einem Bienenkorb geschmückte Nachbarhaus von Merkur und den Amoretten, heute ein Hotel, an der Strasse des 28. Oktober 28. října, Hausnr. 378/15. 1789 wurde es von Architekt und Baumeister Zacharias Fiegerth für den Bienenwachshändler Nikolaus Fischer errichtet.
Während ich meine Bratwurst ass und mich umschaute, fand ich die Häuser oberhalb des Strassengeschehens alle ganz spannend, aber insgesamt mochte ich den Eindruck des Treibens auf dem Václavské náměstí weniger, und so beschloss ich, lieber dem Verlauf des ‚Grabens‘ Na Příkopě bis zum Platz der Republik zu folgen. Das Besondere am ‚Graben‘ ist, dass die eine Strassenseite zur Neustadt Nové Město und die andere zur Altstadt Staré Město zählt, wie schon auf der Národní trída, und aus demselben Grund, nämlich dem ehemaligen Wehrgraben zwischen den beiden Stadtteilen. Daher rührt auch der Strassenname. Die Fotos von den Häusern auf dem Na Příkopě, die mir besonders aufgefallen sind, bekommen einen eigenen Artikel. – Diese Fotos sind vom Mittag des 15. Juli 2017 in Prag, Tschechien. Bitte zum Vergrössern die kleinen Bilder anklicken.
Das Haus mit dem Bienenkorb gefällt mir natürlich besonders gut 😉 Auch die anderen Gebäudeteile sind schön ! – Beim zweiten Pragbesuch haben wir, glaube ich, in der Nähe des Wenzelplatzes übernachtet (ein furchtbarer Übernachtungstrip, mit vielen lauten Gruppen, nächtliches Türenschlagen, bestohlenen jungen Amerikanerinnen, die ihr Elend (verständlicherweise ?) nachts um 2 ausdiskutieren mußten, und und und…gut geschlafen habe ich da keine Nacht….) Der Platz war mir insgesamt zu „neu“, soweit ich es in Erinnerung habe. Andere Teile der Stadt gefielen mir besser. Aber es gibt ja überall was zu entdecken 🙂
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Ja, der Eindruck, dass es dort zu neu, zu laut, zu unsicher, zu schmuddelig und zu voll war, stimmt.
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Hat sich wohl nicht viel verändert. Naja, es gibt immer solche und solche Plätze und bei manchen hält sich das „Ambiente“, positiv wie negativ…
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Solche gefühlten Plätze findet man wohl überall, und es kann ja auch sein, dass andere sie nicht so negativ empfinden.
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Das ist wahr. Zum Glück sind auch bei uns Touristen die Geschmäcker verschieden, sonst würden alle auf demselben Platz rumhocken 😉
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Denke ich auch immer, dann. 🙂
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🙂
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