Während ich beim Palác Koruna beim Imbiss an der Ecke des Wenzelsplatzes meine gegrillte Klobása-Bratwurst ass und mich umschaute, entschied ich mich zugunsten des ‚Grabens‘ Na Příkopě Richtung Platz der Republik, statt dem Wenzelplatz bis zum Nationalmuseum zu folgen. Die eine Strassenseite des ‚Grabens‘ zählt zur Neustadt Nové Město, die andere zur Altstadt Staré Město. Grund ist der ehemalige Wehrgraben zwischen den beiden Stadtteilen.
Bild 1: Die Ecke des Wenzelsplatzes mit dem ‚Graben‘ bildet der Palác Koruna, 1911-12 im Stil der Art Nouveau von Architekt Antonín Pfeiffer und Baumeister Matěj Blecha geplant und gebaut. Darin befinden sich Geschäfte, Restaurants und Büros. Die stilisierte Krone auf den Eckturm gibt dem Haus seinen Namen, > hier herangezoomt.
Bild 2: Na Příkopě Haus Nr. 390/3, das linke der beiden Häuser, war einmal der Palast des Wiener Bankvereins Vídeňské bankovní jednoty, errichtet 1906-1908, Architekt war Josef Zasche. Es ist auch auf Bild 1 zu sehen, aber war im vorigen Beitrag u.a. mit einem Detailfoto der Skulpturen zu sehen > hier.
Rechts daneben steht das Dörfler-Haus Dům u Dörflerů , ein ehemaliges Warenhaus, Na Příkopě Haus Nr. 391/7, gebaut 1905 – auf Bild 3 noch einmal grösser zu sehen.
Bild 3: noch einmal das Dörfler-Haus Dům u Dörflerů, als erstes Foto der nächsten Reihe; die Na Příkopě-Hausnr. 391/7 wurde 1905 von Architekt Jiří Justich und Baumeister Matěj Blecha für den Kaufmann Ondřej Dörfler gebaut, mit Stuckarbeiten wie „U Dörflerů“, „Postaveno LP 1905“, Kränze, Girlanden, Pfaue (keine Fische) und Draperien von Karel Novák .
Bild 4: Na Příkopě Nr. 850/8 mit von Sandstein-Dekor reich umgebenen Atlanten unter dem Balkon über dem Portal; 1894-1896 durch den Architekten Emil von Förster im Stil des Neobarock für die ‚Wiener Kreditanstalt für Handel und Gewerbe in Prag‘ gebaut, mit Skulpturen des tschechischen Bildhauers Antonín Popp.
Bild 5: Na Příkopě Hausnr. 1047/17 – der Nový Kolowratský Palác im Stil der Neorenaissance, gebaut 1881-1884 als Miet- und Bürohaus; wegen der Bäume ist nur ein schmaler Bereich abgebildet. Über dem Eingangsbereich ist das Wappen der Adelsfamilie Kolowrat-Liebsteinsky zu sehen. Die Strasse Na Příkopě war zwischen den Jahren 1839-1870 nach Graf Franz Anton II. von Kolowrat-Liebsteinsky benannt gewesen.
Bild 6: Der Blick über die Strasse und auch Bild 7, mit dem Eingang eines Spielwarengeschäfts im Haus Na Příkopě Nr. 854/14, sind vom gleichen Fleck aufgenommen wie der Nový Kolowratský Palác von Bild 5.
Bild 7: Das Gebäude mit den vier allegorischen Figuren (Handel, Landwirtschaft, Finanzen, Industrie), Skulpturen des Bildhauers Jaroslav Vojtěch Krepčík, auf der Fassade war früher ein Bankhaus; es ist der Palác Československé obchodní banky, 1922 vom Architekten Bedřich Bendelmayer für die Böhmische Industrialbank (Commerzbank) entworfen und zwischen 1927-1933 gebaut. Auch die nächsten drei Fotos zeigen wieder ein altes Bankhaus:
Bilder 8, 9 und 10: Die Hausnummern 857/18 und 858/20 Na Příkopě überbrücken die Seitenstrasse Nekázanka mit zwei geschlossenen Übergängen und hängen so zusammen; es ist die Provinzialbank Zemská banka, entworfen vom Architekten Osvald Polívka im Stil der Neorenaissance und gebaut 1894-1896 (857/18) und 1909-1911 (858/20). Die plastische Fassadengestaltung stammt von Bildhauer Celda Klouček, die Mosaiken mit farbigen Bildern und Gold wurden vom akademischen Maler Jan Preisler angefertigt.
Bild 11: Links am Bildrand ist gerade so eben noch der Palác Príkopy aus den 30er Jahren zu sehen, der am Graben die Hausnummern 988/31 hat; zu ihm benachbart steht der sogenannte Pulverturm Prašná brána, eines der Symbole von Prag, und ein weiteres, nämlich das prächtige Gemeindehaus Obecní dům, bei ihnen ist der Platz der Republik, und damit das Ende des ‚Grabens‘ erreicht. Alle drei Gebäude sind auf dem Foto nur angedeutet, und trotzdem mag ich das Bild, weil es meine Art, Städte kennenzulernen so gut beschreibt.
Bild 12: Der zuvor erwähnte Pulverturm Prašná brána ist auf dem letzten Foto ganz zu sehen. Er hat für die Stadtgeschichte von Prag nicht wegen seines Alters so grosse Bedeutung, denn in der heutigen Form ist er eigentlich gar nicht so alt, wie er oft in Kürze beschrieben wird, er steht nur auf dem alten Platz des seinerzeit unvollendeten Turmes aus dem 15. Jh.; nein, von Bedeutung ist er wegen des Krönungsweges, der hier mit der Celetná-Strasse beginnt und bis zur Prager Burg führt. Das heutige Erscheinungsbild des Pulverturms stammt aus dem 19. Jh., wo er unter der Leitung des Architekten Josef Mocker 1878 – 1886 nach Vorbild des Altstädter Turms an der Karlsbrücke in neugotisch-puristischer Erscheinung „wiederhergestellt“ wurde, nachdem er durch den Siebenjährigen Krieg stark in Mitleidenschaft gezogen worden war. Die Intention für die Gestaltung, und das ist das Erstaunliche an seiner Geschichte, war bereits im 15. Jh. eine ganz ähnliche, und das kann man in der deutschen Web-Übersetzung des tschechischen Wikipedia-Artikels über den Pulverturm lesen > hier, die finde ich interessanter als die Kurzversion der auf Deutsch verfassen Version.
Fotos vom 15. Juli 2017 in Prag, Tschechien – zum Vergrössern bitte die kleinen Bilder anklicken. Fotos vom Pulverturm und dem an ein Opernhaus erinnernde Gemeindehaus wird es im nächsten Beitrag noch mehr geben.
Du hast aber auch in Prag echt viele Fotos gemacht. Der Pulverturm ist schon beeindruckend. Ich vermute, das ist inzwischen kein Pulver mehr. ^^
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Ja, da kann man wohl sagen.
Nein, das war übrigens auch nur eine Phase bei dem, und nicht seine beste.
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Wieder schöne Fassaden. Das geht bei dir wirklich Haus an Haus 🙂 Auf das opulente Gemeindehaus Obecní dům freue ich mich schon. Wir waren damals ganz hin und weg. Besonders vom Cafe drinnen !!
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Das ist auch wirklich umwerfend. Morgen, wahrscheinlich 🙂
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:-)))) Juhu !
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🙂
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