Ein Kurzbesuch in Hamburg (1) Vorsetzen und Baumwall

Die Mitte von Nirgendwo hat einen Namen: Wendland. Möchte man vom Wendland aus einen Tagesausflug in eine Grossstadt unternehmen, kann man sich zwischen dreien entscheiden, die grob überschlagen gleich weit entfernt liegen: Berlin, Hamburg oder Hannover. Richtung Hamburg kommt man am schnellsten, denn zur nächsten Autobahnauffahrt gelangt man in einer knappen Stunde, nach rund 70 Kilometern, bei Lüneburg.
Die zur Verfügung stehende Zeit so eines Tages wird aber nicht nur durch Anfahrtswege beschränkt, sondern auch durch das Wetter. Zur Zeit kann man ja nur hoffen, niederschlagsarm davonzukommen, denn eisig kalt ist es sowieso. Also haben wir uns alle warm angezogen und nur einen sicheren Programmpunkt auf die Vorhaben-Liste gesetzt: einen Besuch der Hamburger Elbphilharmonie mit Führung dorthin und über die sogenannte Plaza derselben.
Vom Abstellen des Autos bis zum Treffpunkt für die Führung sind die drei Fotos entstanden, weil die Strecke zwischen den Landungsbrücken und der Elbphilharmonie auch ein paar kleine Eigenheiten aufweist:

Zum Beispiel haben Oben und Unten ihre Plätze getauscht, denn über den Köpfen der Fussgänger und oberhalb der Strasse verkehrt die Untergrundbahn der Linie U3, die zwar so heisst, aber den grössten Teil ihrer Strecke oberirdisch und sogar, über eiserne Viadukte, als Hochbahn fährt, u.a. auch zur Haltestation Baumwall (Elbphilharmonie), siehe Bild ganz unten.
An der Elbpromenade zwischen den Landungsbrücken und dem Baumwall wird gerade gebaut, so dass man als Fussgänger unter die Bahn genötigt wird, was andererseits aber die Aufmerksamkeit auf ein kleines Häuschen am Baumwall lenkt, das ansonsten wohl meist übersehen würde. Es trägt die Jahreszahl 1904 und die Aufschrift „Sielwesen“:

Bei dem kleinen Häuschen handelt es sich um ein historisches Kuriosum, denn der Sieleinstieg wurde eigens für Kaiser Wilhelm II. gebaut, der erklärt hatte, er wolle die damals hochmodernen Sielanlagen Hamburgs per Boot besichtigen. Und so baute man diesen schmucken Einstieg für seine Majestät, mit unterirdischem Bootsanleger und sogar einem Umkleideraum.
Die Bronzeplastik daneben zeigt nicht den Kaiser, sondern Sir Wiliam Lindley, einen britischen Ingenieur, der 1838 bis 1860 massgeblich in Hamburg tätig war, unter anderen auch – darum der Standort des Denkmals – im Hinblick auf das Wasserversorgung-System, Hamburger Stadtwasserkunst genannt. – Von dort ist es nur noch ein kurzer Weg zur „Elphi“.

Am U-Bahn-Ausgang am Baumwall sollte der Treffpunkt für die Elbphilharmonie-Führung sein, aber wir waren etwas zu früh dran und der Wind war kalt, Das war ein guter Grund, noch einmal ein mollig-warm beheiztes Café auf der andere Seite des Baumwalls zu besuchen, statt nur am Back-Shop-Kiosk der U-Bahn hängen zu bleiben. Wie es weiterging, kommt im nächsten Beitrag. – Fotos vom späten Sonnabendmorgen bzw. dem frühen Vormittag des 24. Februar 2018 in Hamburg.

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5 Gedanken zu “Ein Kurzbesuch in Hamburg (1) Vorsetzen und Baumwall

  1. Schöne Fotos mit Formen, Strukturen, Linienführung!! Der Sieleinstieg ist ja wohl echt ein Witz! Was man für den alles angelegt hat. Gibts nicht irgendwo noch ne kaiserliche Toilette?? Die Ecke Baumwall finde ich ganz interessant. Ach ja, da möchte ich auch mal wieder hin, aber ich glaube nicht, bei der Kälte, seufz…

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  2. Dieses Häuschen ist mir bei meinem Hamburg Spaziergang auch aufgefallen, und ich wollte mehr wissen. Ich finde es cool das jemand über solche Details bloggt. Ich schreibe auch gerade an einem Artikel darüber

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