Auf dem Weg ins lange Wochenende lag erstmal Schwerin. Nur etwa hundert Kilometer beträgt die Strecke von Lüchow zur Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern; zwischen Dannenberg und Dömitz über die Elbe ist es nur ein Katzensprung nach Schwerin, aber es war schon weit genug gefahren, um einen kleinen Spaziergang zwischen Burgsee und Schweriner See zu machen, und im Vormittagslicht ein paar Fotos.
Meine erste Aufnahme vom kurzen Aufenthalt in Schwerin zeigt den Blick von der Schwimmenden Wiese über den Burgsee hinweg auf Turm und Türmchen der neugotischen, evangelischen Paulskirche aus dem 19. Jh., mit einer Reihe von z.T. vielleicht auch älteren Häusern entlang der Graf-Schack-Allee davor:
Die im Schweriner Stadtteil Ostorf gelegene, über den Berta-Klingenberg-Platz erreichbare Schwimmende Wiese an der Ostseite des Burgsees ist eine aus Anlass der Bundesgartenschau 2009 im Rahmen der Burgsee-Umgestaltungen geschaffene, von Wasser umgebene Gartenanlage. Darauf verbindet sich Modernes mit dem Natürlichem. Wenn die grauen Elemente nicht gerade als Sitz- und Liegegelegenheiten dienen, könnten sich daran wohl auch Skater oder andere sportliche Menschen mit Übungen versuchen.
Im Gegensatz zu den Rasenflächen des Schlossgartens nebenan darf auf der Schwimmenden Wiese gelegen, gepicknickt, gespielt und gefeiert werden. Bei einer Stadt, deren Einwohnerzahl auf die Hunderttausend zugeht und nicht zuletzt durch das Schloss Besucher aus nah und fern anzieht, ist das sicherlich eine willkommene Anlage, auch wenn sie sich am Freitagvormittag fast menschenleer zeigte.
Die fotografierte Westseite des Burgsees mit der Graf-Schack-Allee verbindet die Feldstadt mit der Schelfstadt bzw. der Altstadt. Etwas nach rechts geschwenkt schliesst sich der Blick auf den Dom von Schwerin an, auf dem zweiten Foto, ebenfalls hinterhalb des Burgsees. Wenn man genau aufpasst, bemerkt man Türmchen und Erker, die, etwas grösser, auch auf dem ersten Bild zu finden sind :
Der Schweriner Dom St. Marien und St. Johannis ist mehr als siebenhundert Jahre älter als die oben zu sehende Paulskirche: mit Ursprung im 12. Jh. gehört er sowohl zu den frühesten, als auch zu den Hauptwerken der Backsteingotik und ist eine Bischofskirche der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland. Ausserdem ist er das einzige aus dem Mittelalter verbliebene Gebäude Schwerins. Viel jünger ist das von Bäumen fast verdeckte, inzwischen hundert Jahre alte Landeshauptarchiv. Rechts davon sind zwei etwas ältere, repräsentative und miteinander verbundene Verwaltungsgebäude zu sehen; das elfenbeinfarbene links stammt aus dem späten, dessen weisses Kollegialgebäude rechts daneben aus dem früheren 19. Jh. – aber besucht habe ich nichts von alledem, was auf den Fotos zu sehen ist, sondern habe mich der Schlossinsel zugewandt.
Das linkselbische Wendland mit dem Landkreis Lüchow-Dannenberg und das rechts der Elbe gelegene Schwerin haben trotz ihren Zugehörigkeiten zu jeweils anderen Bundesländern, Niedersachsen und „Meckpomm“, eine mit dem slawischen Volk der Polaben (Wenden) verbundene Vergangenheit und heute zählen beide zur Metropolregion Hamburg.
Während der deutsch-deutschen Teilung geboren, aufgewachsen und während der ersten Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung rund tausend Kilometer entfernt gelebt, hatte ich hinsichtlich des räumlichen Nähegefühls noch Nachholbedarf. Ein nach einem Navigationsgerät mit noch nicht aktualisiertem Kartenwerk konfuser, rein zweckmässiger Kurzbesuch in Schwerin vor zehn Jahren konnte das noch nicht ausräumen, sondern erst dieses Wochenende, mit der Fahrt nach Wismar und hinauf zur Ostseeküste.
Vor den Bildern davon, und sogar noch vor denen von der Schweriner Schlossinsel, folgen aber im nächsten Beitrag zuerst noch Fotos von den eigenwilligen aber fotogenen Weissen Kolonnaden, durch die man auf die Schwimmende Insel gelangt. Die beiden Fotos in diesem ersten Artikel zu meinem Wochenendausflug nach Wismar sind vom Vormittag des 17. August 2018, in Schwerin, Mecklenburg-Vorpommern.
Das Gute liegt so nah, aber man übersieht es oft, weil die Ferne lockt. Ich war leider noch nicht in Schwerin, aber man hört und sieht (jetzt auch bei dir :-), immer wieder schöne Ansichten. Sicher mal eine kleine Reise wert!
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Die Ferne, die Gelegenheit, die Mitreisenden … viele Komponenten bestimmen mit. Da kommen noch schöne Aufnahmen vom Schloss, die dir bestimmt noch mehr Lust darauf machen. Diesmal war es nur ein Zwischenstop, aber im Grunde sollte man auch dort mal „Tourist spielen“ wie all die anderen, die sogar international angereist waren.
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Ich hatte es mir schon mal gemerkt, aber wie du sagst, die Gelegenheit, die Möglichkeiten etc. Aber manchmal muß man nur wollen 😉
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ich liebe Schwerin, dort wohnt auch mein Sohn, ich hoffe, du hattest einen guten Start in die Woche.
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Verständlich in zweierlei Hinsicht, dann. Danke, Klaus.
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Alles noch böhmische Dörfer für mich. (Einem Tschechen gegenüber verwendete ich mal in einer Mail den gleichen Ausdruck mit dem in der Tschechei üblichen, der m.E. von polnischen Dörfern spricht).
Also Nachholbedarf.
Die Türmchen und Erker wirken in der Tat sonderbar.
Interessanter Bericht.
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Nachholbedarf, unbedingt.
Diese so geläufigen Bezeichnungen des Fremden und der Anderen im allgemeinen Sprachgebrauch verblüffen mich auch immer wieder.
Das Türmchensammelsurium früherer Zeiten wirkt sonderbar, das stimmt. Aber wenn ich manchmal an allzu uniform geregelten Siedlungen aus der jüngeren Zeit vorbeifahre, ziehe ich das Zierrat-Gewusel vor.
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Da wäre ich jetzt gerne zum „Urlauben“. Ich hätte es nötig.
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Ob du wohl zum Entspannen kämest, wo es so viele Fotomotive gibt? 🙂
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Wahrscheinlich nicht.
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🙂
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