Bei diesem Foto fehlt „Unten“ absichtlich: wegen etlicher davor abgestellter Fahrzeuge ist dies nur eine Dreiviertel-Ansicht von der altstadtzugewandten Seite des Schweriner Schlosses. Weil sich dort auch der Eingang des Landtag Mecklenburg-Vorpommern befindet, wird eine freie Sicht selten sein:
Die repräsentative Seite des Schlosses wirkt weniger lieblich als die Rückseite. Es gibt einen von Säulen umgebenem Vorhof und ein Reiterstandbild oben in der Fassade, dahinter eine goldene Kuppel. Um sie ohne störende Fahrzeuge aller Art zu sehen, müsste man vermutlich an einem Sonntagmorgen über die steinerne Schlossbrücke zu kommen, wenn niemand arbeitet. Ein Freitagvormittag war jedenfalls ungünstig.
Das Reiterstandbild aus Gips als Darstellung des elbslawischen Obotritenfürsten Niklot (* um 1100; † August 1160) und die Darstellung des Wendenfürsten weist auf alte, slawische Mecklenburgische Landesgeschichte zurück. Das Denkmal des als Ahnherr des Hauses Mecklenburg geltenden Fürsten stammt vom Bildhauer Christian Genschow aus dem Jahr 1855, der für die künstlerisch-dekorative Ausstattung des Schlosses noch Weiteres gestaltet hat. Die Wirkung des sich der Bedrängung durch vordrängende christliche Eroberer widersetzenden Obotritenfürsten Niklot wird durch den darüber sich erhebenden Erzengel Michael auf der goldenen Kuppel geradezu erzählerisch wieder eingeschränkt: schliesslich war dies im 12. Jh. der Lauf der Geschichte, dass sich durch den sogenannten Slawenkreuzzug das Christentum auch oberhalb der Elbe ausbreitete. Die goldene Kuppel gehört zum seitlich zur Schlosskirche Mitte des 19. Jh. hinzugefügten Glockenturm. Allerdings habe ich habe keine Ahnung, ob das eine Begründung für diese gestalterische Anordnung ist, es ist nur meine Phantasie bei diesem Anblick.
A propos „Anblick“: die verschiedenen visuellen Angebote von Google Maps, StreetView und den damit verknüpften 360°-Ansichten ermöglichen virtuell kleine Besichtigungen, in den Gartenanlagen auf der Schlossinsel rund um das Schloss und teilweise auch im Schloss Schwerin selbst:
So hat man die Chance, unverstellte Frontansichten des Schlosses zu sehen, andere Lichtwirkung zu anderen Jahreszeiten oder … oder – dazu bitte oben links im weissen Label „Größere Karte ansehen“ anklicken und das gelbe Streetview-Männchen unten rechts aus der Ecke zu holen und am Ort des Interesses positionieren.
Ich fand es als Ergänzung toll, denn meine Schlossumrundung endete an dieser Stelle: ich überquerte auch nicht den Burgsee auf der steinernen Schlossbrücke, denn es sollte ja noch weitergehen Richtung Ostseeküste.
Auf dem Foto ist die Brücke mit ihren Figuren und Laternen zu sehen, in der Mitte des Bildes ragt dahinter der Turm des Schweriner Domes St. Marien und St. Johannis auf, den ich besser sichtbar als mein erstes Fotomotiv in Schwerin an diesem Vormittag von der Schwimmenden Insel aus fotografiert hatte und im ersten Beitrag zu Schwerin gezeigt hatte, > hier.
Der Kreis des Rundgangs ist damit aber noch nicht ganz geschlossen: Von der Brücke über den Burgsee wird noch ein separater Beitrag folgen. Die Fotos oben und unten im Artikel sind vom Vormittag des 17. August 2018, am Schloss Schwerin, Mecklenburg-Vorpommern.
genieße den Sonntag und komme gut in die neue Woche.
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Von vorne sieht das Schloß wieder ganz anders aus (tatsächlich fehlt hier der Disneyfilmtouch 😉 Hat diesmal wieder mehr von französisch und ein bißchen russisch. Und wer zum Geier sind Obotritenfürsten??? Habe ich ja noch nie gehört!!! Da muß was an mir vorbeigegangen sein. Aber was hat man in Geschichte schon durchgenommen? Immer dieselben 5 Hauptthemen…
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Der Geschichtsunterricht mit den Geschehnissen um das erste Jahrtausend nach Christus ist wahrscheinlich bis heute noch römisch-christlich ausgerichtet und die Slawen wurden uns immer als „Eindringlinge“ und „Fremde“ verkauft.
Obotriten sind eine Art Sammelbegriff für mehrere kleinere Stämme oberhalb der Elbe.
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Also außer an Merowinger und Karolinger erinnere ich mich nicht, irgendwas vor dem Jahr 1000 durchgenommen zu haben. Aber vielleicht habe ich auch einfach ein paar Jahrhunderte verpennt (ich glaube aber nicht).
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Alas, ich bestimmt, zeitweilig, das war die Zeit mit der meisten pubertären Zuckerwatte im Kopf. Der Obotritenfürst Niklot vom Schloss war Zeitgenosse von Friedrich Barbarossa, Die Zeit war im Unterricht eher von den Kreuzzügen im Süden dominiert, glaube ich.
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Nee, das war bei uns kein Thema mehr. Kann mich echt nicht erinnern. Barbarossa? Kreuzzüge? Nö….aber was wars dann??
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Hehe, du warst wohl auch ein Watteköpfchen und hast mehr gezeichnet als zugehört. ^^
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Watteköpfchen ^^ Nie gehört, lach! Hm, ja, es wurde fleißig rumgeschmiert in den Büchern 😉 Kreativer Unterricht sozusagen.
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Klar. ^^
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