Vormittags in der Altstadt von Wismar , auf dem Spiegelberg amgekommen, einer langgestreckte Strasse mit vielen alten Giebelhäusern: sie verlief bis ins 19. Jh. innerhalb der Stadtbefestigung hinterhalb der Nikolaikirche, als direkter Weg zwischen dem Poeler Tor am nordöstlichen Ende und dem heute noch am westlichen Ende bestehenden Wassertor, zu dem ich mich beim Blick zurück vom ersten Foto schon recht nahe befand:
Neben Giebelhäusern, die Jahreszahlen aus dem 17. Jh. tragen und wahrscheinlich noch wesentlich älteren Ursprungs sind, gibt es auch etliche, die erst Ende des 19. Jhs. oder zu Beginn des 20. Jhs. gebaut worden sind. Die meisten der ehemaligen Speicher sind inzwischen zu Wohnhäusern umgebaut, aber rechts im Bild und und in der Galerie auf dem ersten in der Reihe ist die Hausnr. 48a aus dem 16. Jh. zu sehen, der – man glaubt es kaum – bis in die 1990er Jahre noch als Getreidespeicher benutzt wurde. Inzwischen wurde mit einer Sanierung begonnen und dabei hat man auch einige mittelalterliche Bausubstanz gefunden. Für mich war es interessant zu lesen > hier.
Bitte die drei kleinen Bilder der eingefügten Galerie zum Vergrössern anklicken: auf dem ersten ist der o.g. Speicher zu sehen, mit ‚1664‘ in eisernen Ziffern, einer Jahrezahl, die nur eine Etappe in seiner Geschichte beschreibt; man kann Ähnliches wohl für etliche andere Häuser am Spiegelberg auch annehmen. Das zweite Bild zeigt eine mit Artikeln für Schiffsausrüstung und Seemannsbedarf beschriftete Fassade der Hausnr. 58 unweit davon; das Schiffsausrüstungs-Geschäft mit Segelfertigung und Kompassmacherei war zu Beginn des 20. Jhs. in der hafennahen Strasse aber nicht das einzige dieser Art. Um 1900 lief der Schiffsverkehr noch vorwiegend mit Windjammern. Auf dem dritten Bild der Reihe und unten ist schliesslich das Wassertor zu sehen, das 1450 errichtet wurde.
Zu Beginn des 20. Jhs. waren in der Strasse waren Reedereien zu finden, Schiffsausrüster, Gaststätten, Kaufmannskontore für den Seehandel, Geschäfte mit Waren aus dem Inland und Kolonialwaren sowie etliche andere handwerkliche und andere Gewerbe. Güter wurden mit Pferd und Wagen durch das Tor zu ihrer Bestimmung transportiert. Mag sein, dass sich mit schwer beladenen Wagen eine Gefälle auf der Strecke bemerkbar gemacht hat, vor allem bei Nässe oder Schnee und Frost, ansonsten bliebe der Strassenname Spiegelberg wirklich rätselhaft. Den Bestrebungen der Stadterweiterer, auch dieses letzte der Stadttore niederzureissen, hat man sich zum Glück widersetzt, und so ist das inzwischen 568 Jahre alte Tor heute eines der meistfotografiertesten Motive von Wismar.
Das letzte Bild ist direkt im Torhaus entstanden, schon beinahe von der Hafenseite, und in die Strasse zurück fotografiert, bevor ich zum Alten Hafen ging, meinem nächsten Ziel für den sonnigen Mittag in Wismar. – Fotos vom Vormittag des 18. August 2018 in Wismar, Landkreis Nordwestmecklenburg, Mecklenburg-Vorpommern. Zum Vergrössern sollte man die kleinen, kann aber auch alle anderen Bilder anklicken.
ich wollte dich nur wissen lassen, was du mit deinen fotos und reiseberichten hier angerichtet hast: ich will auch hinfahren. 🙂
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Wismar ist einen Aufenthalt wert. Wer in der Gegend ist, sollte mal hinfahren.
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gegend würde ich das jetzt nicht unbedingt nennen, aber es ist ein erreichbares ziel. 🙂 danke.
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Es gibt sicher zu jeder Jahreszeit etwas, also los!
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aye, aye sir. 🙂
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Bei manchen Fotos denke ich: „Das ist doch von mir.“ Lediglich ein paar Fußgänger sind ausgetauscht.
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Das freut mich von dir zu erfahren, Philipp, denn wer nicht dort war, ist ja noch ohne eigene Erinnerung, aber wer schon welche hat, wird bei Übereinstimmungen noch mehr berührt – zumindest geht es mir so.
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Viel zu entdecken. Wenn ich mal hinfahre, muß ich vorher deinen Reiseführer ausdrucken 🙂 (Nein, ich bin noch nicht so mobil, daß ich es mir unterwegs angucken könnte)
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Einfach vorher nochmal lesen reicht wahrscheinlich, so gross ist Wismar eigentlich nicht, aber man kann wirklich viel mehr Zeit brauchen als nur ein Wochenende, wenn man sich für manches mehr Zeit nehmen möchte, aber das weiss ich nun auch erst hinterher.
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🙂 Nächstes Mal!! Nach deinen Beschreibungen bekommt man aber den Eindruck, das Wismar gar nicht so klein ist.
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Das liegt ja immer bei einem selbst, wie sehr man ins Detail gehen mag.
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