Die erste Hälfte des Septembers ist schon vergangen, ohne dass ich Fotos davon in den Blog gebracht hätte. Anfangs machte der September einfach weiter, wo der August endete. Daran nehme ich mir ein Beispiel und knüpfe an, wo ich vor den Wismar-Beiträgen stehen blieb, nämlich bei einem bestandsaufnehmenden Rundgang, um den neuen Monat zu begrüssen, bevor ich mich in meine Reise-Fotos stürzte; darum ist der Artikel etwas umfangreicher.
Zu Beginn gleich eine mir bis zu ihrem Erscheinen im Garten Unbekannte: sie hat anscheinend bisher keinen deutschen Namen, Nemophila pedunculata, eine einjährige Wildblume aus dem westlichen Nordamerika wird englischsprachig ‚Littlefoot‘ oder ‚Fivespot‘ genannt. Mir hatte ein Nachbar eine Tüte „Blühstreifensaat“ geschenkt, aus der sich mit vielen Wochen hitze- und trockenheitsbedingter Verspätung endlich doch noch einzelne Pflänzchen aus dem Boden wagten, …
… genau wie der Borretsch Borago officinalis , übrigens ein entfernter Verwandter von ‚Littlefoot‘ (s.o.), denn beide stammen aus der Familie der Rauhblattgewächse, der Borretsch hat sich sogar drei Jahre damit Zeit gelassen, aus im Boden befindlichen Samen wieder zu erscheinen, bis ihm die Bedingungen wieder genehm waren: offener Boden muss es sein.
Die langen Fühler der Ackerhummel Bombus pascuorum weisen darauf hin, dass es sich hier um einen Drohn handeln könnte. Anfang September waren die Ackerhummeln noch nicht die einzige Hummelart an den Blüten der Gewöhnlichen Kratzdisteln Cirsium vulgare, aber die Vielfalt war schon deutlich geringer. Überraschender Weise litten selbst die Disteln unter den trockenen und heissen Wochen, blühten nur schwach und kurz, aber bildeten um so schneller Samen.
An der abgestorbenen Eiche Quercus robur zeigt sich durch den täglich frischen Mulm um den Stamm, dass die Insektenlarven darin arbeiten. Der Wilde Wein, eine Dreispitzige Jungfernrebe Parthenocissus tricuspidata, ist diesen Sommer mit ihrem Begrünungs-Auftrag am Stamm kaum vorangekommen, eine Höhe von vier Metern hat sie trotzdem erreicht. Sogar die Kronen-Lichtnelken Silene coronaria am Fuss der Eiche und sonstwo im Garten blühen dieses Jahr ungewohnt sparsam.
Hell- und dunkel-purpurrosa Schmuckkörbchen Cosmea bipinnatus und rot blühender Bunter Lein Linum grandiflorum haben sich darauf besonnen, doch noch zu keimen und sich zu zeigen, allerdings sind die Insekten an ihnen ziemlich desinteressiert. Für bunte Tütchen Sommerblumensaat mit Ziersorten werde ich kein Geld mehr ausgeben, sondern den blühenden Wildpflanzen den Vorrang geben, der normale blaue Lein war nämlich gleichzeitig gut besucht.
Die Hohe Fetthenne ‚Matrona‘ Sedum telephium dagegen kann ich nicht genug für ihre Ausdauer und Verlässlichkeit loben; auch dieses Jahr blüht sie schon seit Mitte August und hat auch wieder Honigbienen Apis mellifera zu Besuch. Hier ist es gerade eine der helleren, aber es treffen sich im Garten sehr verschiedene Honigbienen, als gäbe es auf einmal mehrere Imker in der Gegend oder einige wilde Völker hätten sich irgendwo eingenistet – es ist wirklich auffallend und freut mich sehr, denn, trotz aller Liebe zu den Wilden, wirkt ein Garten ohne Honigbienen unvollkommen.
Auch die als „weisse“ geltende, aber im Aufblühen immer blassrosafarbene Beetrose ‚Aspirin‘ (Tantau) hat nach dem bisschen Regen, den es kurz zuvor gegeben hatte, wieder mehr Blüten bekommen und bietet jetzt, Mitte September, gemeinsam mit dem blau blühenden Borretsch einen schönen Anblick, davon aber erst später. Die purpurnen „Regenpünktchen“ stören weder die Pflanze noch mich.
Kaum stören liess sich auch die Ringeltaube Columba palumbus an der Vogeltränke, das Bild ist nicht gezoomt. Gehe ich mit dem Wassereimer durch den Garten, um die Schalen und hochstieligen Vogelbäder aufzufüllen, sind viele der Vögel schon erwartungsfroh und zutraulich. Manche scheinen sogar eine Art „aktives Warten“ gelernt zu haben, woran ich schon durch das Fenster erkenne, dass es an Trink- und Badewasser fehlt, und sie weichen beim Nachfüllen auch nur wenig aus.
Am Insektenhotel fiel mir auf, dass die „unordentlich“ heraushängenden Blattverschlüsse der Blattschneiderbienen fehlten > hier ansehen . Ob freiwillig oder unfreiwillig, weiss ich nicht, möglich ist beides, denn in langen heissen Sommern fliegt ab Mitte August / September manchmal eine zweite Generation, sowohl bei der Verschiedenfarbigen Blattschneiderbiene Megachile versicolor als auch bei der Garten-Blattschneiderbiene Megachile willughbiella.
Den Rosen im Garten hat der trockene Sommer mit den heissen Tagen allgemein nicht gutgetan, aber bei der Chinarose Rosa chinensis Jacq. ‚Viridiflora‘, der ‚Grünen Rose‘, haben sie die spezielle Schönheit ihrer aus Kelchblättern gebildeten „Blütenstände“ unerwartet mehr beeinträchtigt, als die der Rosen mit normalen Blüten. In diesem Jahr gibt es keine schönen Fotos von der Rosa viridiflora, ihr Anblick entspricht leider eher ihrem anderen botanischen Namen: Rosa monstrosa.
Die Lebenszyklen der Kohlschnaken Tipula oleracea waren ihnen in diesem Jahr vorteilhafter als die Bedingungen für andere Insekten: mit zwei Flugzeiten von April bis Juni für eine erste Generation und einer zweiten Generation ab August bis Oktober fanden und finden die Imagos Blütennektar und Wasser für sich, während ihre Larven sich während der Hitzeperiode unter der Erde von Wurzeln ernährten, nicht in oberirdischer, von Feuchtigkeit abhängiger Umgebung.
Die leicht verdrehten, langen Samenschoten des Goldregens Laburnum waren bereits braun und trocken; mit deutlichem Knacken und Knistern sind sie aufgesprungen, wenn die Sonne darauf schien. Die Samen gelten als besonders giftig, aber im Garten scheint das die Tierwelt zu wissen und keiner ist daran zu beobachten.
Die Gewöhnlichen Nachtkerzen Oenothera biennis haben die Kurve gekriegt, nachdem ich schon befürchtete, sie wären bereits fertig mit allem ausser Samenbildung; nach einer kurzen Blütenpause zeigen sie sich wieder blühfreudiger und stellen einen der Hauptanteile von weithin sichtbaren Blütenpflanzen im Garten, neben den Vogelfutter-Sonnenblumen:
Die Sonnenblumen Helianthus annuus verdanke ich sämtlich der Vogelfütterung, auch wenn ich nicht verstehe, weshalb die einen nur als Miniatur-Version wachsen, andere aber dick und mächtig ausgefallen sind. Auf dem Foto versteckt sich auch etwas blühender Feinstrahl Erigeron annuus, dem es nach dem Abklingen der grössten Hitze langsam wieder einfiel, sich zu zeigen. In anderen Sommern hatte er seine Insektenfreunde, in diesem Jahr keine.
Diese Hornisse Vespa crabro hat die als var. germana bezeichnete, für Mitteleuropa typische, rote V-Zeichnung auf dem mittleren Rumpfabschnitt. Nachdem wir von der viel zitierten „Wespenplage“ nichts spüren, haben Hornissen hier gerade ein schweres Leben als Jäger, weshalb ich ihnen Obstabfälle in den Gartenbereich unter der Eiche trage, wo sie ihr Nest haben. Vielleicht werden sie ja nächstes Jahr wieder verstärkt als Wespenjäger gebraucht?
Sie haben sich durch Zufall zusammengefunden, die orangefarben und braune Ringelblume Calendula officinalis als Korbblütler mit den Blüten des rosa Erdrauchs Fumaria officinalis aus der Familie der Mohngewächse und denen des blass purpurviolett blühenden Eisenkrauts Verbena officinalis, als Angehörige der Ordnung der Lippenblütlerartigen ist es von den drei Arten bei Bienen und Hummeln die beliebteste, auch bei den Honigbienen.
Die turboschnelle Reifezeit der Tomaten-Sorten Solanum lycopersicum im grossen Pflanzcontainer hat an Geschwindigkeit bereits abgenommen, ihr Laub wird unansehnlich, aber sie tragen noch immer viele Früchte und vereinzelt kommen neue Blüten hervor. Über die vergangenen Wochen hatte ich ganz vergessen, sie zu erwähnen. Die Früchte waren den Sommer über erfreulich, und auch, dass die Hummeln sich gern der Befruchtung der Blüten angenommen haben.
Den Weberknecht Phalangium opilio hatte ich bereits am Morgen auf den roten Blättern des Apfelbeeren-Strauchs Aronia melanocarpa entdeckt; viele Stunden später hielt er sich noch immer ganz in der Nähe dieses Platzes auf. Vielleicht locken ihm die Beeren Beutetiere an? Weberknechte jagen alle möglichen Gliederfüssler.
Zum Septembergeinn gibt es eine neue Generation Mohnblumen Papaver im Garten, dieser hier hat ein paar Blütenblätter mehr als Klatschmohn gewöhnlich besitzt, und dafür keine dunklen Male im Kelch, also weiss ich ihn nicht näher zu benennen, freue mich aber riesig über das Erscheinen. Auch die Mohnblütezeit war über den Sommer erbärmlich mager ausgefallen und ich hoffe darauf, dass noch einmal einige der Blüten Samen hervorbringen.
Der Gewöhnliche Schneeball Viburnum opulus -Strauch, der früher im Licht- und Regenschatten der Eiche nicht so recht gedeihen mochte, hat sich dieses Jahr gut entwickelt und eine Menge Beeren angesetzt, denen aber von Hitze und Trockenheit schneller ihr pralles Aussehen entzogen wurde, als sie so richtig rot werden konnten.
Eines von wenigen Tagpfauenaugen Inachis io am Schmetterlingsflieder Buddleja davidii : den sonst häufigen Tagfaltern, deren Raupen sich von Brennnesselpflanzen ernähren, ist in diesem Sommer das Futter vertrocknet. Weder Tagpauenaugen, noch Kleine Füchse, noch C-Falter gibt es in einer Anzahl, die der Jahreszeit entspräche. Die Schmetterlingsflieder machen sich immerhin für die wenigen nützlich, draussen in der Feldmark gibt es gar nichts.
Alle diese Fotos sind mittags / nachmittags am 1. September 2018 aufgenommen, im Garten, Lüchow im Wendland, Niedersachsen.
majestätisch, wie die taube da an der tränke steht. schön ist das. auch deine blumenbilder wieder wunder-voll. danke.
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Sie hat Haltung 🙂
Hab noch einen schönen Sonntag!
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ja. 🙂 danke. du auch.
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Das sind vorzügliche Fotos.
Das 2te gleich so üppig – ich portraitiere ja meist Einzelblüten.
Die Tierchen sehr nett: Die Kohlschnake gefällt mir, auch die Hornisse, Weberknecht und Tagpfauenauge.
Schöne Vielfalt!
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Dankeschön! Du und dein Makro könntest wahrscheinlich von einer der kleinen Borretsch-Einzelblüten grossartige Nahaufnahmen machen, das kann ich mir vorstellen.
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Es ist beides schön!
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Ich kann mich den Vorrednern nur anschließen! Alles sehr schön, Taube, Weberknecht und Hornisse sehen besonders klasse aus. Schön, daß sich doch noch so viel entfaltet hat! Und die erste eingewanderte Blüte sieht sehr hübsch aus.
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Der Tag war sehr ergiebig 🙂
Die kleine weisse Blume mit den Tintenflecken ist inzwischen schon wieder verschwunden.
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Als „zutraulich“ bezeichne ich „unsere“ Ringeltauben nicht, eher als „dreist“.Die Fetthenne hat sich in diesem Jahr gar nicht blütenmäßig entfaltet und die Tomatenernte ist bereits vorbei.
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Es muss wohl mit der Taktung der klimatischen Verhältnisse dieses Sommers zusammenhängen, wie die Blüten der jeweiligen Pflanzenarten ausfallen – im wahrsten Sinne des Wortes ja leider auch.
Selbst bei Wildpflanzen hat vieles einfach nicht stattgefunden. Momentan sind die Belgischen Glattlatt-Astern, die „Herbstastern“ die Trockenheits-Verlierer. So kümmerlich sah ich sie noch nie, die sonst wie Unkraut wachsen und so reich blühen.
Bezüglich der Tomaten kann man von „Ernte“ hier zwei Wochen später auch nicht mehr sprechen, es dauert mehrere Tage bis zur Reife, wo bei den kleinen Sorten vorher oft nur mehrere Stunden vonnöten waren, um so eine kleine Cherry-Tomate von „noch zu fest und unreif schmeckend“ zu „gerade richtig“ zu bringen.
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