Leipzig lag hinter uns, Magdeburg voraus, da wurde es Zeit für die Suche nach einem nett aussehenden Plätzchen für einen längeren Spaziergang mit Freilauf für Bongo, der sich seit morgens um neun während der Autofahrt lang genug geduldet hatte. Das Hallesche Ackerland östlich von Halle an der Saale, an der Autobahn zwischen Leipzig und Magdeburg, war im Vorbeifahren auf der Autobahn in all den Jahren noch nie meine Lieblingslandschaft, aber es hatte sich bisher auch nie ergeben, dass ich sie näher kennengelernt hätte. Der Zufall führte nun aber doch zu einem Fleckchen, von dem ich nie zuvor gehört hatte, in die Porphyrkuppenlandschaft bei Landsberg. Die Region, in der die harte, vulkanische Gesteinsart Porphyr Kuppen in der Landschaft bildet ist sogar bei GoogleMaps verzeichnet > hier. Teil davon ist der Burgstetten-Höhenzug bei Niemberg , westlich von Landsberg im Saalekreis, unweit der Landesgrenze zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Feldweg beim Burgstetten (139 m), einer Porphyrkuppe nahe Niemberg
Auf dem ersten Bild im Artikel sieht man den namensgebenden Hügel Burgstetten bei Niemberg, etwa 12 km nordöstlich von Halle. Eigentlich wollten wir dort hinauf fahren, um Bongo laufen zu lassen, aber gemäss einer Unterregel aus dem Reisethemenbereich von „Murpy’s Law“ steht immer, wenn ein Feld- oder Waldweg besonders attraktiv erscheint, garantiert ein Haus oder ein Auto dort, wo man es vorher noch nicht sehen konnte. An diesem Samstagmittag befand sich ein ganzes Rudel Fahrzeuge mitsamt etlichen ausgeschwärmten Menschen dort oben, mochten Jagdgesellschaft, Naturkundler oder Archäologen sein, im Oktober weiss man nie.
Für Bongo war es jedenfalls nicht das Richtige, darum wichen wir auf einen Feldweg am Fuss des Hügels aus. Vor über tausend Jahren hat darauf eine Burg gestanden, von der man noch bis zum Beginn des 20. Jhs. noch Reste finden konnte, las ich erst später, z.B. > hier , daher der Name Burgstetten. Zwischen den Obstbäumen hindurchgesehen rechts davon liegt das in eine Senke geduckte Dorf Niemberg :
Niemberg: Turm der Kirche St. Ursula, eingerüstet
Gemäss einer dritten Reise-Regel, die besagt, dass interessante Kirchtürme meist eingerüstet auftauchen, war dies auch bei dem der St. Ursula-Kirche in Niemberg der Fall. Immerhin kann man auf der Turmuhr die Zeit ablesen: etwa 11 Uhr 40 war es, als ich das Motiv heranzoomte. Einem vagen Interesse folgend suchte ich Informationen und fand auf der Webseite des zuständigen Pfarramts Hohenturm > hier, dass diese Dorfkirche aus Porphyr-Bruchstein 1862/63 im neuromanischen Stil nach Plänen des Architekten Friedrich August Stüler aus Berlin errichtet wurde. Der Schüler von Karl Friedrich Schinkel war einer der maßgebenden Berliner Architekten seiner Zeit, man kennt das Neue Museum auf der Museumsinsel in Berlin als eines seiner Hauptwerke, oder den Wiederaufbau der Burg Hohenzollern bei Hechingen im Auftrag König Friedrich Wilhelms IV. ab 1850. In der Wikipedia-Liste seiner Arbeiten und Entwürfe ist St. Ursula in Niemberg allerdings nicht aufgeführt, obwohl sich durchaus darin auch andere Dorfkirchen finden. Aber zurück zur ländlichen Idylle am Ende des Feldwegs, am Riede genannten Bach:
An der Riede
Bongo gefiel es dort ganz besonders gut, sicherlich roch es nach Spuren von Wild, dass sich vom frischem Gras und Fallobst anlocken liess, aber er probierte die heruntergefallenen, gärigen Wildfrüchte auch selbst, denn Bongo ist mehr Pragmatiker als Jäger. Ich hätte gern noch ein paar Pflanzen oder Tiere fotografiert, aber irgendwie zeigte sich wenig und nichts wirklich Lohnenswertes. Das wäre womöglich auf dem Burgstetten anders gewesen, um dessen Erhalt Naturschützer kämpfen. Bei der Porphyrkuppenlandschaft handelt es sich nämlich um eine Gegend, die zwar wegen ihrer Halbtrockenrasen-Biotope und archäologischen Bedeutung wertvoll ist, aber auch von Zerstörung bedroht, weil der Porphyr bzw. Rhyolith als begehrter Baustoff zum Abbau genutzt wird. Der Burgstetten-Höhenzug bei Niemberg wurde dafür schon anvisiert, denn nur wenige Kilometer entfernt werden im Tagebau von Schwerz täglich 4.000 bis 6.000 Tonnen Quarzporphyr abgebaut und jährlich eine Millionen Tonnen verkauft > Quelle: MZ., und das nicht etwa für so hübsche Bruchsteingebäude wie die Dorfkirche St. Ursula von Niemberg, sondern durch die Steinbrechanlage zu Schotter verarbeitet, für den Strassenbau.
Ein zufriedener Bongo in der warmen Mittagssonne
So bin ich wieder mal von Hölzchen auf Stöckchen gekommen und habe eine Menge interessantes Gedankenfutter gesammelt, und alles nur wegen einer halben Stunde Mittagspause mit Bongo-Auslauf, bevor bis zum späten Nachmittag die restlichen Kilometer und das Ende des Urlaubs „gefressen“ wurden.
Fotos von kurz vor Mittag am 14. Oktober 2018 bei Niemberg, in der Porphyrkuppenlandschaft bei Landsberg im Saalekreis, Sachsen-Anhalt, unweit der Landesgrenze zwischen Sachsen und Sachsen-Anhalt. Wer die Bilder etwas grösser ansehen möchte: bitte > hier für ein kleines Album anklicken.
Interessantes Gedankenfutter 🙂 Hoffentlich bleibt die Gegend erhalten. Schotter haben wir doch genug, haha (naja, nicht wirklich, zumal der Rohstoff Sand ja zur Neige gehen soll, also der für den Bau. Wer hätte das gedacht). Bongo sieht glücklich und sehr zufrieden aus 🙂 Scheint also die perfekte Hundeerholungszone gewesen zu sein!
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Ihm war es bestimmt egal, ob oben auf dem Burgstetten oder unten auf die Wiese, es doch ganz schön warm an dem Tag. – Baumaterialien müssen irgendwoher kommen, das ist einem gewöhnlich nicht im Fokus.
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Das stimmt wohl. Vermeintlich ist alles immer verfügbar. Bei Sand wäre ich aber nie nich drauf gekommen.
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Ich mag das riesige, beschützende Dach auf dem zweiten Foto! Liebe Grüße an Bongo 🙂
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Danke, Nadia! Niedrig wirkende Däche üben diese Reiz ach auf mich aus. Bongo wackelt auch danken mit dem Ohr 🙂
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von Hölzchen auf Stöckchen gekommen …das kennt man, so geht es dem Neugieren und Wißbegierigen.
Mein Urlaub ist noch nicht „gefressen“ – soviel Material und dabei nichts Überflüssiges, wie ich meine.
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So ist es 🙂
Ich freue mich, weiterhin Urlaubseindrücke von dir zu sehen!
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