Grünlilien, Dreimasterblumen, Spargelkraut – das waren Topfpflanzen im Wohnzimmer meiner sehr frühen Kindheit, und sie präsentierten sich auf einem im Bogen geschwungenen Blumenständer aus Bambus; die von elfenbeinfarbenen Kunststoffkörbchen umhüllten Töpfe wurden von Bambusringen gehalten, und fand sich einmal im Winter ein Marienkäferchen im hölzernen Fensterrahmen, durfte es mit einem Tröpfchen Zuckerwasser auf den dunkelrot-violetten Blättertütchen der Tradeskantie dort verweilen.
Blumenständer – Digital-Stift auf Tablet; Übung Nr. 20
In einem alten Fotoalbum habe ich am vergangenen Abend ein ganz bestimmtes Foto gesucht, an das ich mich aus all den Jahren, in denen ich die Familienalben wieder und wieder angesehen habe ganz genau erinnern konnte. In Schwarzweiss war es noch fotografiert, und ich stand klein, zwischen zwei und drei Jahren alt vielleicht, mit ringellockigen Rattenschwänzchen und Ponyfrisur neben besagtem Blumenständer – aber ich fand das Foto nicht. Mein Vater hatte leider in Alter und Krankheit Bilder und Seiten aus den Fotoalben entfernt, und dieses war offenbar eines davon. Ich hatte es aber so genau vor Augen, dass ich überlegte, ob ich etwas davon abbilden könnte. Nicht mich selbst, das hätte ich nicht fertiggebracht, obwohl ich noch weiss, dass mein Kleid mit dem bunten Vogelmuster gelb war, so ein weiches Kükengelb mit blauen, roten und weissen Vögelchen auf Linien sitzend. Aber den Blumenständer in Farbe und aus dem Gedächtnis mit dem Digitalstift auf dem Tablet erkennbar geraten zu sehen, das wollte ich versuchen. „In echt“ sah er, glaube ich, unten herum etwas zierlicher aus, vielleicht waren seine Füsse doch alle nach aussen gebogen, auf die hatte ich offenbar zu wenig geachtet. Aber wir hatten zum Entstehungszeitpunkt des von mir vermissten Fotos tatsächlich einen in diesem Rotbraun glänzend lackierten Dielenboden.
Später wanderte der Bambus-Blumenständer noch durch mehrere andere Wohnungen, stand auch auf Teppich, bis er durch ein breites Blumenfenster im Wohnzimmer abgelöst wurde und sich darin statt Grünlilien, Dreimasterblumen und Spargelkraut nun Clivien und Fensterblätter unter der halbhohen Gardine ausbreiten konnten, dazwischen ein paar Usambara-Veilchen. Ein paar Jahre verbrachte der Blumenständer später noch im Garten meiner Eltern, als Basis für ein Vogelhäuschen umfunktioniert.
Schön. Das Motiv präsentiert sich, wie unsere Erinnerung, schwebend, schattenlos.
LikeGefällt 1 Person
Die Schatten fielen mir später ein, heute Morgen erst, um genau zu sein – Gerda, du hast so recht!
Das ursprüngliche Vor-Bild im Kopf war sogar zu schattig gewesen, und dazu noch die anderen Schatten. Vermutlich war mein Bestreben, mir mein Bild wenigstens teilweise zurück zu holen, allem übergeordnet.
LikeGefällt 1 Person
Ein kleines Tischchen der Großmutter meiner Frau dient mir schnöde als Ablage für allerlei Gartenkleingerät – sie wollte es entsorgen, ich fand das schade.
Entweiht empfinde ich das fast – andererseits passt darauf gerade der Kleinkram (Unkrautjädschraubenzieher z.b., Strickrolle, Handschuhe, Messerchen, Astschneider ect., den ich brauche.
LikeGefällt 1 Person
Ein Tischchen bietet einen idealen Rahmen für Gegenständen, die zueinander in Zusammenhang stehen, wie ein Nähkästchen. Das Nähkästchen-Tischchen meiner Mutter war schon bei ihr zu einer Mischung aus Museum und weiblichem Werkzeugkasten geworden, und so bleibt es auch bei mir und steht sogar neben meinem Sofaplatz, den aufklappbaren Deckel belegt mit dem, was ich dort zur Hand haben will. Tablet, e-book-Reader, Block und Stift, Teetasse … Wenn einem etwas praktisch ist, bekommt es seinen Platz.
LikeGefällt 1 Person
Ja, ideal so was 🙂
LikeGefällt 1 Person
🙂
LikeLike