Fraktale und Fragmente passen perfekt zusammen. Diese Umarbeitung eines vor sechs Jahren nahezu datumsgenau vom mir veröffentlichen Blog-Beitrags > Erinnerungen sind ein seltsamer Stoff | 2012/02/10 mit genau diesem Bild und Titel passt heute genau zu meiner Stimmung, …
… doch im Gegensatz zu damals entspricht das wollgewebs-änliche Apophysis-Bild diesmal eben doch Funden in meinem verpuzzelten Unterbewußtsein und ergänzt meine heute früh veröffentlichte > Blumenständer-Geschichte von Erinnerungen und verschwundenen Familienfotos für mein Gefühl geradezu serendipitätisch perfekt.
Ein Kommentar-Dialog mit Gerhard unter dem Bild vom > Feldweg im Blog hatte mich gestern wahrscheinlich in die „Memory Lane“ gebracht. Es ging dabei um mit Gerüchen verbundene Assoziationen, die bei mir weit in die Kindheit zurückreichen. Bei diesem braungrünen, wolligen Apophysis-Bild rieche ich immer noch „alter Mantel – Rostschutzfarbe – Staub – … “ und noch einiges mehr, ungefähr aus der Zeit erinnert, in die ich gestern mit meiner Suche nach dem verloren gegangenen Foto von mir neben dem Blumenständer eingetaucht bin.
So geht es mir bei vielen Erinnerungen. Schon lange, bevor ich überhaupt wusste, wie man fotografiert, hat mein Gedächtnis das schon getan, und nicht nur in Bildern. Es ist für mich ganz gleich, welcher Gefühlslage und welcher sinnlichen Wahrnehmung sie sich zuordnen: Gerochenem, Gesehenem, Gehörtem, Geräuschen, Gesagtem.
Das geht schon so lange, wie meine Erinnerungen überhaupt zurückreichen, oft weiter zurück, als mir manch anderer zu glauben vermag. Meine Eltern vermochten es nicht zu glauben, dass ich Farben von Kleidern, Böden, Spielzeugen, Autos oder Möbeln aus meinem Kleinkindalter erinnerte, aber aus Schwarzweissfotos konnte ich das wohl kaum herausgelesen haben, und in Familienerzählungen kamen so unwichtige Dinge kaum vor, wie ich sie manchmal herauskramte, denn die betraffen sie oft gar nicht, sondern nur mein persönliches kleines Erleben .
Heute zufällig den Beitrag vom 10. Februar 2012 wieder zu entdecken und so das Thema auf diese Weise noch einmal aufzunehmen, ist einer der für mich wohltuenden Zufälle, die Schattenhaftes ans Licht führen und allzu weit geöffnete Gedankenkreise wieder schliessen können.
bei mir klappt erinnern leider nicht so…
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Ich kenne kaum jemanden sonst. Einer meiner Söhne ist genauso, der andere, wie sein Vater, nicht, und ich denke, beides hat seine Vor- und Nachteile.
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Spannend das zu lesen: „alter Mantel – Rostschutzfarbe – Staub – … “ und auch es spannend zu empfinden, wie eigen (in mehr positivem) Menschen sein können.
Manche Menschen kann man nur verstehen, wenn man das, was sie manchmal aus dem Nähkästchen erzählen, memoriert – etwa die Angewohnheit als Kind, nach der Schule stundenlang aus dem Fenster zu schauen..
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Deine eigenen Worte gestern sind dem vergleichbar. Die Angewohnheit, überhaupt auf einen nahen oder fernen Punkt oder aber nichts Bestimmtes, nicht einmal Gedachtes, zu starren, bis ein Zustand der Dekonzentration entsteht, ist mir auch vertraut. Später lernte ich zusammen mit einem meiner Söhne eine kleinen Übung zur Selbsthypnose, durch die man solche Entspannung bewusst herbeiführen kann, und erkannte den Wert dieses sich aus der Umgebung herauslösenden „Starrens“ als selbstgeschaffenen Ruhemoment in sich, was sogar das Entschlüpfen in das Auge eines Wirbelsturm bedeuten kann.
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Entschlüpfen-können als Kind, das wäre in meinem Fall oft hilfreich gewesen.
Nur an eine Technik kann ich mich erinnern: Wurden Albträume zu stark, konnte ich mich im Schlaf an die Bettkante ziehen und meinen Kopf da anschlagen.
Das half tatsächlich in einigen Fällen., um aufzuwachen.
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Kinder suchen sich oft eigenwillige, weil die einzig gangbaren Wege, um Situationen erträglicher zu machen. Je mehr man darüber spricht, desto häufiger öffnet sich auch jemand anderes. Im Nachhinein ist es erschreckend häufig der Fall, wie oft die Kindheiten, die heute so oft als damals noch heile, weil technikfreie Welt beschönigt werden, aufgrund so mancher schwieriger Lebensumstände doch sehr belastend durchlebt wurden.
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Ja. Ich wollte schon immer mal darüber schreiben. Doch scheue ich es eigentlich, denn was ist, wenn es niemanden „angeht“?!
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Ich empfinde gelegentliche Äusserungen als einen Weg, sein inneres Kind aus diesem Gefängnis der unverschuldeten Schamhaftigkeit zu befreien. Diese Scham ist ein eigenartiges Phänomen, das Kinderseelen auch im Erwachsenenalter und mitunter lebenslang zu Geiseln macht von Schuldvorstellungen.
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