„ABC-Etüden“ – die dritte mit etwas „Bannsänger“-Fan-Fiction

Gern greife ich dieselbe Schreibeinladung von Christiane ein weiteres Mal auf , jene für die Textwochen 45/46 des Schreibjahres 2019 mit den drei in den Text einzuarbeitenden Wörter von Anna-Lena und ihrem Blog „Meine literarische Visitenkarte“, die da lauten:

Himmelsleuchten
recycelbar
ausreisen

Alle 3 Begriffe müssen innerhalb ihrer jeweilig gegebenen Wortarten in maximal 300 Wörtern verwendet werden – so geht meine Geschichte:

Fan-Fiction zu Alan Dean Foster’s Bannsänger-Zyklus

Jon-Tom erwachte, weil Mudge, der Riesenotter neben ihm, laut schnarchte.
Am liebsten hätte er ihm dessen Mütze in den Mund gestopft, aber der Otter war stets auf der Hut und blitzschnell mit seinen Messern.

Wie spät mochte es sein? Es war sinnlos geworden, auf die Armbanduhr zu sehen, die Batterie war seit Wochen leer. Ersatz gab es nicht mehr, seit er durch einen irregeleiteten Zauberspruch des weisen Schildkröterichs und Magiers Clodsahamp aus seiner Welt gerissen und in diese versetzt wurde, in der Menschen und Tiere gleichberechtigt lebten. Hier gab es nur Handwerk statt Industrie, und sich Elektrizität zunutze zu machen, war unbekannt.

Alles noch komplett recycelbar, dachte Jon-Tom und erhob sich seufzend vom Bett, um aus dem schmalen Fenster zu sehen. Es war noch dunkel, nur hinter den eng und schief beieinander stehenden Häusern und Hütten dessen, was der Otter „Stadt“ nannte, zeichnete sich bereits das schwache Himmelsleuchten des nahenden Morgengrauens ab.

Zuhause in Kalifornien hätte er einen tiefen Zug der frischen Nachtluft genommen, aber weil es hier auch nachts streng nach der aus verschiedensten Arten bestehenden Bewohnerschaft roch, unterdrückte er seinen Impuls.

Wie sehnte er sich danach, aus dieser verrückten Welt ebenso leicht ausreisen zu können, wie er hergekommen war! Nur sah der alte Schildkrötenmagier bisher keine Möglichkeit, den Jurastudenten zurückzusenden.

Darum sass er hier fest, sehnte sich nach leuchtenden Neonreklamen und Autogeräuschen und teilte das Zimmer mit einem schnarchenden Otter!
Er legte sich zurück auf die Schlafstatt und griff widerwillig nach der Decke, von der er nicht wissen wollte, was sich damit zugedeckt haben mochte. Lieber zog er es vor, wieder einzuschlafen.

 

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18 Gedanken zu “„ABC-Etüden“ – die dritte mit etwas „Bannsänger“-Fan-Fiction

    • Denke ich auch. Ich bewundere die Idee dieser Welt, die den Menschen nur als eine Art unter vielen darstellt, die eine gemeinsame rustikal anmutende Zivilisation teilen, schon seit mehreren Jahrzehnten. Ich weiss gar nicht, wie oft ich die Reihe inzwischen schon gelesen habe.

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        • Könnte sein, dass du es magst. Mir hat besonders der liebevoll hineingedachte Teil mit dem Spinnenvolk gefallen und auch der kriegerische Auseinandersetzung mit den „Gepanzerten“, den Insekten, konnte sogar ich mit meinem pazifistischen Naturell Positives abgewinnen.
          Die verschiedenen Spezies verhalten sich aufgrund der fiktiven Idee oft alles andere als biologisch korrekt, aber manchmal überraschenderweise eben doch.
          Ob es die Bücher inzwischen wieder als deutsche TB-Ausgaben gibt, weiss ich nicht, Vor einigen Jahren, als meine sich z.T. auflösten, kaufte ich mir die englische E-Book-Version. Zufrieden stellt die mich allerdings nach so vielen Malen Wiederholung der deutschen Lektüre nicht. Selten wurde mir bei Unterhaltungsromanen der Unterschied zu den Muttersprachlern so deutlich. Dann lieber antiquarisch auf Deutsch besorgen …

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  1. Ich höre/lese auch immer wieder, dass man sich Terry Pratchett im Original reinziehen soll, gerade wegen der Hexen und dem „Igellied“, falls dir das was sagt. 😉
    Ach, schön, noch ein Fantasyfan, der die älteren Sachen mag! Wobei der Bannsänger-Zyklus jetzt bei mir kein spontanes Wiedererkennen auslöste, was eigentlich ein schlechtes Zeichen ist …
    Danke dir, freut mich sehr, dass dich der Etüdenvirus offensichtlich befallen hat
    Christiane 😉

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    • Terry Pratchett – damit rennst du bei mir offene Türen ein.
      Manche der Bücher stehen bei mir in Deutsch und Englisch nebeneinander, und ich finde den Unterschied jetzt nicht so qualitativ gravierend wie zu den lächerlich schlechten Verfilmungen. Aber das soll doch einfach jeder selbst aus Neugier entscheiden.

      Endlich mal ein gutartiges Virus, das belebt, statt einen auf die Matratze zu werfen.

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      • Ich kann nicht mitreden, was die Verfilmungen angeht, ich bin bei jeder einzelnen, in die ich reingeschaut habe, ziemlich hurtig wieder ausgestiegen. Schön, dass das offensichtlich seine Berechtigung hatte. 😉

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        • Wenn die eigene Vorstellung des Gelesenen durch einen Film nicht zu erreichen oder gar zu übertreffen ist, überrascht das nicht sonderlich, aber wenn man dann noch anfängt, sich zu ärgern, dann muss man schleunigst „raus“, ganz meine Meinung. 🙂

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  2. Endlich mal wieder was, was mich interessieren tut.. (tuuut-tuuuut)
    Otter mag ich. Die haben fast menschenähnliche Hände (ich maaaag kleine Hände).. aber leider spitze Zähne..
    aber ich wollt was anderes sagen: in dem Text hätte ich (in diesem Zusammenhang) das Wort ausreißen anstatt ausreisen benutzt, denn eine Reise macht man ja i.d.R. freiwillig – während der momentane Zustand deines Helden ja eher ungewollt ist.
    Mann ich bin aber heute auch wieder scharfsinnig (oder sollt‘ ich scharfzüngig sagen/schreiben)..
    Gott zum Gruße die Dame.. 🙂

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    • Hach, wat schön, dich zu sehn!
      Ja, im Grunde weisen ausreisen und ausreissen oft eine sinngemäss nahe Verwandtschaft auf. Mir wären auch eine Menge Schreibideen mehr dazu eingefallen, einschliesslich einer Recycle-Bar und vielleicht sogar mit Himmelsleutchen, aber ausnahmsweise halte ich mich mal an Regeln, und so musste ich auf all den Spass verzichten, bis du hier hereingeschneit kommst. Es ist mir ein Fest 🙂

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