Regenbogenmalen – zur Extraetüden-Schreibeinladung für die Textwoche 14.20 | Irgendwas ist immer

Etwas über das Regenbogenmalen ist mein erster Beitrag zur neuen > Schreibeinladung für die Textwoche 14.20 | Extraetüden | Irgendwas ist immer: für die Extraetüden gelten die Begriffe des abgelaufenen Monats, zusammen sind es sechs, davon kann man sich fünf aussuchen, um sie in einen Text von maximal 500 Wörtern verpacken. Die Zeit rennt aber schneller: es gibt nur eine Woche dafür, ab heute!

Den Blogeintrag hätte ich womöglich auch ohne den Rahmen einer Etüde so ähnlich geschrieben, es ist auch ein Corona-Thema, denn daran vorbeizukommen ist ja fast unmöglich, aber alles in Dunkelschwarz zu sehen ist nicht mein Ding. Die Wörter des Monat März sind dafür sogar alle sechs zur Anwendung gekommen, als da waren:
Sonnenuntergang, warm, fliegen (von Corly) & Forsythien, lächerlich, erfrieren (von Elke H. Speidel)
und darum lautet die Überschrift:

Farben gegen Tristesse

Nachdem der blaue Himmel und die Frühlingsonne tagelang so taten, als gäbe es später eine Siegesprämie dafür, herrscht heute wieder so ein gewisses Wetter: grau, kalt, windig und nieselverregnet, mit Ankündigungen von Schneefall, Frost und sogar Sturm zu Beginn der neuen Woche und zum Beginn der Sommerzeit, wie lächerlich! Sonntagswetter geht wirklich anders.
Um die Forsythien brauchte man sich keine Sorgen zu machen, aber falls die rosigen Blütenblätter der Birnen sich weiter so vorwitzig aus dem Schutz ihrer grünen Knospenhüllen herauswagen, drohen sie in den kommenden Tagen zu erfrieren.

Doch der Hund muss bei jedem Wetter hinaus, und wer weiss, wann später im Jahr die Luft mal wieder so sauber riecht, wie gerade jetzt, ohne den ganzen Flug- und Autoverkehr?
Ich setze extra meine gelbe Bommelmütze auf und ziehe die warme, rote Winterjacke an. Die Idee kam mir gestern schon: Warum nicht bunte Farben setzen gegen die Tristesse?
Dann zotteln der Hund und ich los. Er schnüffelt angelegentlich jedes Grasbüschel ab, ich dagegen bin mit meinen Gedanken weniger in der Gegenwart.

Schade, dass wir im April nicht im Ribeira, dem Viertel am Hafen von Porto, in der Mittagssonne einen Meia de Leite trinken werden, halb Espresso und halb Milch, bevor wir weiterbummeln, denke ich, oder un copo de vinho tinto am Abend, mit Blick auf den Sonnenuntergang über dem Wasser.
Statt unsere Geburtstage mit Blick auf das gegenüberliegende Ufer des Flusses Douro zu feiern, werden wir nicht fliegen, sondern zuhause bleiben.

Auch in Portugal wurde zu Beginn der vergangenen Woche der bereits Mitte März wegen des Coronavirus ausgerufene Ausnahmezustand noch einmal verschärft und bis Anfang Mai verlängert.
Schon davor hatten wir ahnungsvoll unsere Reise storniert, aber ob wir das bereits gezahlte Geld für unsere Flüge und das schöne Hotel zurückbekommen, bleibt trotz erhaltener Antragsformulare auf Rückerstattung sehr ungewiss. Wahrscheinlich werden wir statt am Hafen von Porto im Garten im Wendland sitzen und uns nichts weiter wünschen, als das glimpfliche und baldige Ende der lähmenden Pandemie …

Hinter mir klingelt es, der Hund und ich treten beiseite. Der Radfahrer, der den Hund und mich überholt, trägt Grau und Schwarz, hebt aber angesichts meiner Farboffensive in Maisgelb, Rot und Jeansblau den Daumen und grinst.
Leute, zieht euch bunte Farben an, wenn wir schon sicherheitshalber bloss noch winken statt zu sprechen, und gebt einen Grund zum Lächeln. Die Kinder malen Regenbögen und hängen die ins Fenster, und das ist Regenbogenmalen auf Figur!

400 Wörter

 
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19 Gedanken zu “Regenbogenmalen – zur Extraetüden-Schreibeinladung für die Textwoche 14.20 | Irgendwas ist immer

  1. Recht hast du! Ich kann gar nicht aufhören zu nicken. Irgendwo muss das Leben weitergehen, bei aller Vorsicht und Rücksichtnahme und aller Angst …
    Liebe Grüße
    Christiane 😀🌞🍪👍

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    • Es ist eine Aufgabe, für die es keine Vorlage gibt, kein Lösungsheft irgendwo. Aber Angst allen Raum zu geben hilft nicht, bei dem, was es so unausweichlich zu lernen gibt. Auch was das Sozialleben angeht, sind ungewöhnliche Wege vonnöten, um die notwendige Distanz zu überbrücken und Verbote erträglicher zu gestalten.

      Gefällt 1 Person

  2. Der Frühling hilft uns doch mit den Farben: überall bricht schon das frische Grün hervor, die Osterglocken winken, so viele weiße Blüten … und lass erstmal die japanischen Kirschen weiter aufblühen und die Mangolien … sie können jeden Tag jetzt aufplatzen ..

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  3. Bunt ist draussen gerade viel, dennoch kann es einem ingesamt zu bunt werden.
    Nur gut, daß ich auch gut zuhause bleiben kann – meine Nachbarn haben es da schwer, waren sie doch sonst jeden Abend unterwegs, kannten auch jeden Kulturschaffenden hier. Nun ist diese Abstinenz wohl wie eine Rosskur für sie.

    Urlaub in Porto hatte ich übrigens auch mal gemacht, ein schöner Fleck!

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  4. Da bin ich ganz bei dir, ich trage seit Tagen einen grünen Schal, eine rote Jacke und eine blaue Hose, tut mir gut und anderen scheinst auch. Viel Lächeln, solange ich nicht ins Städtische muss, da wird es zunehmend verkrampfter.
    Hier sind die wunderschönen Magnolien alle erfroren. Tja.
    Herzlichst, Ulli

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    • Schön, dass du sie nachvollziehen kannst, diese Wirkung von der Farbigkeit.

      Bei uns liegt heute auch alles unter einer dicken Reifschicht, und ich bin froh, dass die Magnolien in unserer Gegend immer erst viel später blühen, weil die nördliche Sonne noch nicht so verführerisch warm ist.

      Das Städtische ist leider gerade auch nicht verführerisch, und wir vermeiden alles, was nicht unbedingt notwendig ist, und inzwischen auch bestimmte Geschäfte zum Einkaufen, weil die Mit-Kunden in manchen Läden eher zur Rücksichtslosigkeit neigen, wo in anderen mehr Problembewusstsein spürbar wird.

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