Christianes aktuelle > Schreibeinladung für die Textwochen 47.48.20 | Wortspende von Café Weltenall | Irgendwas ist immer wird diesmal geprägt von Ullis Wortspende: Quelle + griesgrämig + stöbern, 3 Begriffe die in maximal 300 Wörtern verwendet werden sollen. Es ist wieder eine Sachetüde geworden, wenn auch eine recht persönliche.
Handbuch zum Umgang mit einem Amtsschimmel
Amtsschimmel sind berüchtigt dafür, dass sie griesgrämig reagieren, nähert man sich ihnen arg- und ahnungslos auf die falsche Weise, zur verkehrten Zeit, oder mit unverhohlen unpassender Einstellung.
Ein entsprechendes Handbuch zurate zu ziehen, kann nicht nur vor Fehlern bewahren, es steckt auch voller Überraschungen, wenn man darin stöbert.
Wie die vielen gelben Zettelchen verraten, die als Lesezeichen in meinem Exemplar auf dem untenstehenden Foto zu sehen sind, war das Buch während der zehn Jahren als deutsche, damals dort noch ungewöhnliche Expatriates-Familie in Österreich eine wichtige Quelle vielfältiger Informationen, denn ich brauchte Orientierung bei „eh allem“.
Eine Familie bedeutete, dass es mehre Multiplikatoren gab für alles Amtliche, angefangen bei den verschiedenen, notwendigen Meldeverfahren über Versicherungsbedingungen, die Eigenheiten des anderen Bildungssystems und vieles mehr, was man nicht kennt als „Fremder“ : so wird gewöhnungsbedürftig, aber ohne Animositäten eine Person genannt, welche die österreichische Staatsbürgerschaft nicht besitzt.
Die berüchtigte österreichische Bürokratie ist nicht schlimmer als die deutsche, aber man lebt sie anders. Vor allem muss man mehr Mozart hören in den telefonischen Warteschleifen.
Ansonsten fand ich sie – zumindest nach meiner Erfahrung in der burgenländischen Klein- aber immerhin Bezirkshauptstadt am Neusiedler See – freundlicher als meine deutschen Vergleichserfahrungen, vielleicht auch dank des trefflichen rotweissroten Handbuchs zum Umgang mit dem Amtsschimmel, den ich auch nach 20 Jahren noch in bester Erinnerung behalte.
Unvergesslich bleibt mir Satz Nr. 7 auf Seite 77 meiner Ausgabe, der Aufschluss gibt über das Prozedere, wie man eine Scheidung anleiert: „Die Scheidungsklage kann schriftlich eingebracht oder bei Gericht an Amtstagen (meistens Dienstag und Freitag vormittags) zu Protokoll gegeben werden.“
Persönlich einfach mal vorbeizukommen bei der Amtsperson, die man sonst nur über den Gartenzaun kennt oder vom Einkaufen beim ‚Billa‘ und zu erklären, dass man sich scheiden lassen wollte, fand ich grossartig, auch wenn ich es nie in Anspruch nehmen wollte – ich mochte es.
300 Wörter
Ja, mit Herz kann man halt in Österreich viel weiter kommen, als in Deutschland. Schöner Einblick!
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Danke, Werner. Die Kunst der Kommunikation basiert auf leichthin geschenkter Freundlichkeit, statt auf argwöhnischer Ruppigkeit, das ist ein angenehmer und grosser Unterschied.
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Wunderbar, so ein Expat-Blick und ein offenbar großartiges Handbuch 🙂
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Danke, Myriade! 🙂
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Ein Amtsvorsteher hat mir einmal erläutert, daß mein Vorgänger die zuständigen Sachbearbeiter so verletzt hat, dass auch wenn er dem von mir vorgeschlagenen Vorhaben zustimmen würde eine Heilung von ca. 1 Jahr nötig wäre….. Tatsächlich ging der Antrag ein Jahr später sofort durch… Grüsse vom Amtsschimmel
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Wiiiiehhhahahahrrrm.
Immerhin hast du offenbar zum Heilungsprozess beigetragen.
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Als Heiler bekannt.
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Allein, dass es schon diesen Ratgeber gibt, ist sehr freundlich. Solche kenne ich zwar aus Berlin, die mir auch damals geholfen haben, gerade wegen der Berliner Schnauze, die man erst einmal aushalten lernen muss.
Hier im Süden sind sie freundlich, aber unerbittlicher und Ratgeber? Null. Unabhängige Beratungsstellen? Null.
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Jede Region hat ihre Eigenheiten im Umgang miteinander, auch wenn man eigentlich die gleiche Sprache als Basis hat. Aushalten lernen, was man nicht ändern kann, ist noch die beste Entscheidung.
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Aushalten und kreatives Sein.
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Ich amüsiere mich vor allem über die Existenz eines Handbuchs für derartige Lebenslagen. Ich glaube, davon können wir „Preußen“ (und ich kann nicht leugnen, dass ich eine bin) uns mehr als eine Scheibe abschneiden.
Danke, sehr interessant! 😁
Abendgrüße 😁🍷👍
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Danke, Christiane.
In Zeiten des selbstverständlichen Internets ist es einfacher geworden, Informationen zu finden, aber nur, wenn man denn schon weiss, dass man sie überhaupt suchen muss.
Sie so gebündelt in der Hand zu haben, (sogar mit Adressen und Telefonnummern) um die Gesamtheit für alle Themen und Eventualitäten zu überblicken, ist eigentlich auch heute noch sehr praktisch.
Abendgrüsse aus dem Wendland!
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Was du bist eine Preußin? Wie schrecklich, das war mir ja gar nicht bewusst ! 🙂 🙂 🙂
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Logisch, sind doch alle nördlich von Bayern für euch, oder? 😉
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Tja, äh…… nun ….. hatten wir nicht gerade über das Wetter gesprochen… 😉 🙂
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Bei Billa ne Scheidung ankündigen?! „Trinkens erst mal en Schnaps, den da im Regal. Dann sehn ma weitr.“
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Das wäre dasselbe, wie wenn man bei der Nachbarschaftsgrillparty vor dem Zahnarzt den Mund aufsperrt.
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Die Handschrift am Rande gefällt mir gar sehr!
Gruß von Sonja
P.S.: Ob sie auf den Almhütten dergleichen auch liegen haben?
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In der Jogltischschublade, wer weiss?
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Selbstverständlich ! Für den Tourismus tun wir alles 😉
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