Um die Gelegenheit der letzten Etüdenrunde diesen Jahres noch nutzen, schrieb ich noch einen 4. Beitrag zu Christianes aktuelle > Schreibeinladung für die Textwochen 47.48.20 | Wortspende von Café Weltenall | Irgendwas ist immer.
Ullis Wortspende: Quelle + griesgrämig + stöbern sollte in maximal 300 Wörtern verwendet werden, und sie entwickelte sich unabsichtlich zu einer Geschichte rund um die Merkwürdigkeiten von Firmen-Weihnachtsfeiern.
Pause für den Weihnachtsmann
Warum machten nur alle so griesgrämigen Gesichter, fragte sich Paul, als Ende Oktober die Weihnachtsfeier wegen der Corona-Beschränkungen abgesagt wurde.
Die Weihnachtsfeiern der vorigen Jahre waren doch alle schrecklich gewesen. Keiner konnte genug darüber herziehen, wie schlecht das Essen, wie geschmacklos das Schrottwichteln und wie verlogen das schulterklopferische Getue war!
Dieses Jahr würde es also Anfang November keine für weihnachtliche Gefühle viel zu frühe Gesellschaft geben, die sich, teilweise übertrieben schickgemacht, im hässlich dekorierten Nebenraum einer Gaststätte eingefunden hätte, um sich gegenseitig beim Wettrennen um einen Tischplatz in der Nähe des Büffets abzudrängen.
Paul war es recht, dass die Feier ausfiel. So mussten nicht ihre Kinder und der Hund den langen Abend bis in die tiefe Nacht allein verbringen, weil seine Frau und er dort arbeiten mussten.
Niemand brauchte sich die meistens peinliche Ansprache des Weihnachtsmannes anhören, alljährlich vom Chef für den Hausmeister auf einem Zettel launig vorgeschrieben, die der in einer ausgeliehenen rotweissen Verkleidung mit falschem Bart und Wattebrauen maskiert vortragen sollte, bevor die in der Firma im Sack gesammelten Wichtelpakete verteilt wurden.
Pauls Frau, die sonst die Büros putzte, hätte wie jedes Jahr die Nummern für die Verlosung darauf geschrieben, und später im Engelskostüm bei der Verteilung an die jeweiligen Gewinner assistiert.
Einmal packte jemand ein billiges Sexspielzeug ein – wer weiss, wo der gestöbert hatte! Die Gattin des Chefs zog die Losnummer des Päckchens, das war noch wochenlang Quelle verstohlenen Frohsinns. Der Urheber des verwegenen Beitrags zum Schrottwichteln wurde nie erraten.
Falls sich die Lage sich bis zum nächsten Sommer entspannte, sollte es stattdessen ein Sommerfest geben, mit Spanferkel und Bierbänken auf dem Rasen vom Firmengelände, so wurde es angekündigt.
Paul würde mit seiner Frau ganz normal hinter dem Grill und bei den Getränken stehen, statt Weihnachtsmann- und Engelskostüm zu tragen. Er fand, es konnte nur besser werden.
(300 Wörter)
Ich tippe drauf, dass er auch im Sommer am Abend mit Frau bei Kindern und Hund gemütlich auf dem Balkon sitzt. Nur so ein Gefühl 😉
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Denke ich auch. 🙂
Fein, dass es für weiterführende Vorstellungen reicht.
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Da schreibst du dann Teil 2 🤩👌🏼
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Mal gucken, was die nächste Wortspende bringt. 🙂
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eine ziemlich griesgrämige etüde, liebe Puzzleblume, die mich säuerlich amüsiert. 😉
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Das passt genau. Vielen Dank, Gerda!
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Man sagt, ca. 30% der Ehen ergäben sich aus näheren Kontakten bei Weihnachts- und Betriebsfeiern?
Müssen wir jetzt damit rechnen, dass es irgendwann eine Lücke in der Nachfolgesicherung der Betriebe gibt?
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Eheschliessungen nach vorhergegangenen Scheidungsverfahren?
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Wohl oft, vermute ich.
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Und wie sieht es mit dem Prozentsatz der unehelichen Kinder aus? 😉
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Hab ich nicht gezählt. unsichtbar macht
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Stimmt überhaupt, man muss das Ganze auch mal positiv sehen 😉
Ich habe ebenfalls in mich hineingekichert, habe ihm aber gewünscht, dass es ein Sommerfest „danach“ geben wird. Aber nachdem ich „Quelle“ und „griesgrämig“ dann endlich entdeckt habe (das ist ein Lob) 😉 , fehlt mir das „Stöbern“ immer noch, ist dir das bei der Korrektur entfleucht?
Abendgrüße 😀
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Ja, du hast recht, das „stöbern“ ist rausgefallen, muss ich wieder unterbringen … momang ….
Bitte noch mal gucken, im Absatz mit der Quelle.
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😁😁😁👍
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Muss schlimm sein, solche Weihnachtsfeiern. Kenne ich nicht, wohl aber Schrottwichteln.
Wir Tennisfreundinnen haben uns zum Essen getroffen und jeder tauschte ein Geschenk aus, das wohl überlegt war.
Mein Mann geht mit seinen Angestellten gut essen, was aber auch daran liegt, dass es nur sechs Angestellte sind und Geschenke gibt es nie. Dieses Jahr fällt es natürlich aus und alle müssen abwarten, wie es weitergeht.
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Ich habe vielfältige Variationen von Weihnachtsfeiern im Kopf, selbsterlebte und nur mitgehörte, da ist alles dabei, von grob und gross bis und fein und klein.
Mein Sohn hätte seine diesjährige Betriebsweihnachtsfeier sogar schon am 1. Novemberwochenende gehabt; die ist vernünftigerweise ausgefallen, weil die Corona-Bestimmungen ab Montag dem 2. November sowieso in Kraft treten sollten. Es wäre blödsinnig gewesen, sich noch am Datum festzuklammern, wo es um Risiken geht. Kleine Firmen müssen sich gut überlegen, wieviel Erkrankte oder Quarantäne-Fehlzeiten sie vertragen können.
Der Hausmeister und seine Frau sind meinen zurückliegenden Erinnerungen an tatsächliche Personen entsprungen, obwohl ich Jahrzehnte kaum an sie gedacht habe. Die beiden waren die universal eingesetzten „guten Geister“, ob handwerklich, für Besorgungen, Fahrten oder eben solche Anlässe, bei denen sie beim Feiern zwar dabei waren, aber mit Aufgaben und nicht so richtig zu Gast, wie die anderen.
Ob es dafür ein kleines Nebengeld gab, entzieht sich meiner Kenntnis, spielt gefühlt aber auch keine Rolle.
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Hausmeister ist doch ein Job, den man würdigen sollte. Gerne hätte ich einen.
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Sollte man, auf jeden Fall.
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Jedenfalls eine lebensnahe Etüde, die mich an einer Stelle sehr amüsierte 😉
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Dann freut es mich um so mehr 😊
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Am besten hat mir die kleine Innerhalbgeschichte mit dem Erotikspielzeug gefallen…anschließendes Getuschel gut vorstellbar, geradezu zwangsläufig…
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Danke, Sonja! Die einzuflechten war unwiderstehlich.
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