Heute kam es „kurz vor knapp“ noch einmal über mich, noch eine 4. ABC-Etüde zu schreiben für Christianes Schreibeinladung für die Textwochen 01.02.21 | Wortspende von Ludwig Zeidler mit Zetermordio + weichmütig + backen , die in bis zu 300 Wörtern zu verpacken wären, ohne eventuelle Inhaltshinweise und die Überschrift mitzuzählen. Die Etüdengrafik stammt, wie so oft, von Christiane.
Steine
Als er auf dem gekiesten Weg im Park so vor sich hinging, fiel ihm bei dem Geräusch seiner Füsse im Kies ein, wie seine Mutter früher immer geschimpft hatte, die Schuhe gingen davon kaputt, wenn man beim Gehen die Füsse nicht hebt.
Nicht, dass sie deshalb irgendwann Zetermordio geschrien hätte! Vielmehr wurde sie still und erklärte ihm ruhig angesichts des abgeschabten Leders, wie wichtig es sei, die Dinge wertzuschätzen und in gutem Zustand zu erhalten.
So weichmütig seine Mutter sonst auch war: entdeckte sie verräterische Spuren auf dem Leder oder den Sohlen, musste Klaus sich mit dem Schuheputzen besondere Mühe geben, um die Kratzer im Leder und die bestossenen Stellen so gut wie möglich zu beseitigen.
Ihre Ansichten waren strikt und das mussten sie auch sein, mit ihrem kleinen Einkommen. Eingekauft wurde nicht aus Langeweile, sondern nur, wenn etwas gebraucht wurde. Nur so konnten sie mit dem vorhandenen Geld einigermassen auskommen.
Es nützte ja nichts, die Augen zu verschliessen, dachte er bei sich, während er nachdenklich einen grösseren Kiesel vor sich her kickte: Vielleicht sollte er das wirklich bleiben lassen, jetzt, wo er wegen der Kurzarbeit kleinere Brötchen backen musste.
190 Wörter.
Eine schöne Etüde! Schuhe putzen ist zwar überhaupt nicht meins (schon als Kind nicht …), aber Dinge insgesamt wieder mehr wertzuschätzen, (und nicht immer gleich wegzuwerfen und was Neues zu kaufen) das erscheint mir sehr wichtig.
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Danke, Maren, du hast entdeckt, was ich eigentlich mitsamt dem Beispiel darin verpacken wollte. 🙂
Ich putze anfallsweise und dann aber gern und positiv gestimmt Schuhe, wenn es welche sind, mit denen es schon etwas zu erleben gab, also lieber meine inzwischen zehn Jahre alten Stiefel, als irgendwelche „Trittchen“ (wie meine Mutter modische, aber nicht nützliche Schuhe nannte), die keinen anderen Sinn haben, ausser schick zum Kleid zu passen.
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Auch ohne Geldmangel sollten wir Dingen wieder mehr Wert beimessen. Der ewige Konsum führt nirgendwo hin, und schon gar nicht ins Glück. Eine schöne Erinnerung dafür!
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Danke, Katharina!
Manche Maßstäbe müssen wieder zurechtgerückt werden, auch hinsichtlich der Basisgründe für persönliche Zufriedenheit.
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Ich schließe mich meinen Vorkommentatorinnen an. In mir kam die Erinnerung hoch, dass mein Vater sich immer am Sonntag Vormittag eine Fußbank in die Waschküche stellte, sämtliche Schuhpaare nach Farben geordnet, und dann ging es los, mit Bürste, Lappen und Schuhcreme. Ich fand es faszinierend und habe auch gern mitgemacht, bis ich so ungefähr 9 Jahre alt war… Die Wertschätzung fehlt mir heute auch oftmals.
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Eine Zeitlang wurde die einem auch richtiggehend aberzogen, die Wertschätzung für Dinge, die jahrelang halten.
Gerade kürzlich sahen wir im TV eine Sendung über einen Wettbewerb für angebliche Traumhäuser in Deutschland, in denen sich Juroren mokierten, wenn Möbel darin schon etwas älter waren. Die haben gar nicht bemerkt, wie dumm und gestrig sie damit herüberkamen.
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Dann kennst du du wahrscheinlich auch: „Wir sind zu arm, um uns billige Sachen zu kaufen“?
Meine Mutter hat mich mit dem gleichen Argument dazu angehalten, die Füße zu heben 😉
Und ja, ich habe die Kommentare vor mir gelesen, deshalb muss ich das nicht noch einmal wiederholen.
Schöne Etüde über etwas, was eigentlich (viel) selbstverständlich(er) sein sollte. Danke dir! 😁
Nachmittagskaffeegruß 😁❄️☕🍪👍
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Danke, Christiane!
Nein, den zweiten Spruch kannte ich nicht, aber im Grunde ist er eine überlegenswerte Weisheit, auch wenn es nicht unbedingt nur ums Geld geht, sondern auch um die Umwelt.
Kaffee – ohja, Zeit wird’s! ☕🍪
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Den Spruch kenne ich auch. Von unserer Familie könnte auch kein Mode -oder Möbelhaus überleben. Wir hängen im wahrsten Sinn des Wortes an unseren Sachen, bis es nicht mehr geht, weil es eben Lieblingssachen sind🙂. Vor allem unsere Jüngste litt jahrelang regelrecht, wenn sie aus den Klamotten rausgewachsen war. Ich glaube, in der Schule haben sie manchmal gedacht, das Kind hätte Rabeneltern, die ihr nix zum Anziehen kaufen…
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Ja, ganz genau so 😁👍
Lieblingsklamotten müssen aber auch getragen werden, bis sie zerfallen 😍
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Das beruhigt mich, meine Kinder waren und sind auch erwachsen noch so. 🙂
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Meine Mutter hat auch immer gesagt: Schlurf doch nicht so ..!
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Stimmt, meine auch, das kam dann noch vor „Heb die Füße hoch“ 😉. Oder im Wechsel 😁👍
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Sehr schön, für uns erneut wichtig.
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Vielen Dank, Gisela!
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Ja, das gilt auch dem Schreiber. Aber er liest es ja dort.
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Der Schreiber bin ich.
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Ach, wie sxhön! Danke und alles Gute!😊
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Schuhe wurden damals ja auch noch meistens selbst besohlt und mussten von den Kleineren aufgetragen werden. Und wie es Sonntags-Klamotten gab, gab es auch Sonntags-Schuhe.
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Bolzschuhe und welche für „gut“ – ist ja nicht unvernünftig.
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Ich staune bei dieser Etüdenrunde, wie viele Redensarten mit „backen“ es in D gibt. Keine davon kannte ich. „Sich jemanden oder etwas backen“, „kleinere Brötchen backen“. Sehr spannend…
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Dieser Spruch, dass für jemanden der passende Mann erst noch gebacken werden müsste, ist mir auch erst irgendwann um die 80er Jahre begegnet, glaube ich. Die „kleinen Brötchen“ kenne ich viel länger, den Ausdruck hat meine Elterngeneration schon benutzt.
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Das Kennenlernen von Redensarten und regionalem Vokabular ist ein sehr feiner Nebeneffekt der Etüden.
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Unbedingt! Ich liebe das sehr.
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Vorhin habe ich noch die Vermutung geäußert, daß es vielleicht noch mal 10 Jahre dauert, bis wir wieder dahinkommen, alles reparieren zu können. Das wurde die letzten 20 Jahre ja komplett abgeschafft. Wenn man bedenkt, daß das Reparieren ein eigener Wirtschaftszweig war, unglaublich oder? Wie sagte meine Mutter mal: das sind doch alles Werte. Ja, Werte und keine Wegwerfartikel. Kurz und gut beschrieben deine Etüde 🙂
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Danke, das ist gut zusammen gefasst, was abhanden gekommen ist.
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