Fast hätte ich vergessen, dass ich „Kartengrüsse“ als eine Fortsetzung der Geschichte über Gisbert und das Wiedererlangen seiner Gemütlichkeit von Ende Februar geschrieben habe, auch zu Christianes > Schreibeinladung für die Textwochen 08.09.21 | Wortspende von wortgeflumselkritzelkram | Irgendwasistimmer zu den Stichworten: Strickjacke + trügerisch + entdecken.
Diesmal habe ich dieselben drei Begriffe wieder in die maximal mögliche Anzahl von 300 Wörtern verpackt, Überschrift und Einleitung nicht mitgezählt. Damit die Geschichte wirklich Sinn macht, kann man den 1. Teil der „Gisbert“-Geschichte > hier noch einmal lesen, zum Auffrischen oder Nachholen.
Kartengrüsse
Es war ein Vergnügen, ohne Wintermantel aus dem Haus zu treten, um vor dem Frühstück die Tageszeitung herein zu holen, dachte Elvira, und ging in Hauspantoffeln zwischen zwei Reihen von Schneeglöckchen, Traubenhyazinthen und Krokussen zum Gartentor. Ihre Strickjacke trug sie sowieso immer, auch im Haus, weil sie langsam empfindlich wurde gegen den Luftzug, der durch die alten Holzfenster drang, auch wenn sie trügerisch geschlossen aussahen. Nach mehr als einem dreiviertel Jahrhundert waren das Haus und sie eben nicht mehr jung, scherzte sie oft, wenn ihr Neffe sie besuchte, um gelegentlich kleinere Reparaturen durchzuführen, mit denen sie allein nicht fertig wurde.
Die lang herunterhängenden Kätzchen eines vorwitzigen Haselzweigs beim Gartentor stäubten gelb, als sie die Zeitung aus dem Kasten zog. Über all die Frühlingsboten lächelnd wandte sie sich der Altpapiertonne beim Zaun zu, um wie gewöhnlich die bunten Werbebeilagen gleich dort zu lassen, da entdeckte sie dazwischen einen weissen Briefumschlag. Er war in bekannter Handschrift lediglich an „Tante Elvira“ adressiert, demnach persönlich vorbeigebracht und eingeworfen. Dabei erwartete sie ihren Neffen nachmittags zu Kaffee und Kuchen. Was mochte das bedeuten?
Wieder im Haus zurück, goss Elvira sich ihren Frühstückskaffe ein, setzte sich an den Küchentisch, öffnete den Umschlag und zog eine hübsche Blumenkarte heraus. Ihr Text lautete:
Liebe Tante Elvira! Ich weiss, wir sind eigentlich verabredet, damit ich dir das Auto zurückbringe. Leider muss ich dir aber gestehen, dass ich gestern deinen alten Kombi zu Schrott gefahren habe. Sei mir nicht allzu böse: das Ersatzauto ist bereits durch mich bezahlt. Der Händler erledigt die Formalitäten und bringt ihn dir an meiner Stelle. Weil ich mich mit unserem Flugtermin vertan habe, mussten Cordula und ich heute schon in aller Frühe aufbrechen. Wir verabschieden uns daher nur per Karte, statt heute Abend. Die nächste Karte bekommst du aus Kanada, versprochen! Liebe Grüsse, dein Gisbert.
(300 Wörter)
Ach was. Nun hat er sich aus dem Staub gemacht, und das Auto gleich entsorgt – mit dem vermuteten Inhalt der Gefriertruhe oder ohne? 🤔
Da ist doch was faul … 😉
Ich genieße diese trügerische Harmlosigkeit deiner Etüde(n) sehr, und bin neugierig, ob du weiterschreibst und was es dann zu entdecken gibt (mit oder ohne Strickjacke) 😁👍
Sehr erheiterte Nachmittagskaffeegrüße 😁🌥️☕🥐👍
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Danke, Christiane, so schwebte mir das vor, mit dem Auto der alten Dame, mit der so gut geeigneten Ladefläche. Mal gucken, was später dazu passt. 🙂
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Oha ….. ob er damit davon kommt? Ich bin gespannt. Und schließe mich Christiane an – es wirkt so harmlos und nett und dann … bäm 🙂
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Danke, Sabine! Harmlos und nett, strickjackig eben. 🙂
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Mit Trügerischem scheint sich Giesbert auszukennen 😉
(Denke immer an Giesbert aus der Regentonne – Verzeih)
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Er entwickelt offenbar unerwartere Fähigkeiten.
Danke, Ulli. Den Giesbert mit ie musste ich googeln, der ist mir noch nie begegnet.
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War eine Leseempfehlung von Ulrike Sokul, dann habe ich die zwei Bücher nach und nach meinem Enkelsohn geschenkt, wir lieben sie beide!
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