Zur > Schreibeinladung für die Textwochen 12.13.21 | Wortspende von puzzleblume | Irgendwas ist immer kommt meine allererste Wortspende zum Einsatz. Christiane hat zu den drei Wörtern:
Dackelfalten + fruchtig + scheppern
zwei hinreissende Bilder gestaltet, von denen ich mir diesmal das „Fruchtige“ ausgesucht habe. Nach den Etüdenregeln sind die Begriffe in höchstens 300 Wörtern zu verbauen, wobei Inhaltshinweise und die Überschrift nicht mitzählen, aber auch so habe ich meine Idee ziemlich einkürzen müssen, um sie auf das passende Mass zurück zu schrumpfen. Allem voran geht ein ziemlich nerviges Kosewort:
„Süsse“
„Gibst du mir einen von den Drops aus dem Handschuhfach, Süsse?“ Der Mann beschleunigte das Premiummodell deutscher Automobilbaukunst, und überholte ohne Eile rechts ein kleines rotes Cabrio.
Blondes Haar flatterte im Wind. Anerkennend winkte er der Fahrerin, während seine Frau nach der Blechdose mit dem bunten Deckel angelte. Die Bonbons darin schepperten vielversprechend und sie reichte ihm eines bis an die Lippen, damit er den Blick auf der Fahrbahn halten konnte.
„Du nicht?“ fragte der Mann an ihrer Seite. „Süsse, nimm doch, für mich bist du okay.“ Als ob sie nicht wüsste, welchen Frauen er hinterher sah und nicht nur das! – „Ich will dich doch wiedererkennen,“ sagte er gutgelaunt und sah im Rückspiegel nach dem roten Cabrio.
Seine Frau blickte in den Seitenspiegel: immer dasselbe, bei jeder längeren Autobahnfahrt. Bald würde die Ankündigung kommen, er wolle demnächst “irgendwann” eine Tankstelle aufsuchen, und sie wusste wann: wenn dieser rote Flitzer hinter ihnen rechts blinkte. Er hielt sie offenbar für zu naiv, um seine Masche zu erkennen.
Sie kramte aus der Handtasche den Lippenbalsam hervor. Vor dem Kosmetikspiegel der Sonnenblende strich sie eine fruchtig duftende Schicht auf die Lippen und wartete amüsiert.
„Besser, ich fahre hier schon auf den Rasthof,“ sagte er auch schon, „der ist vor der Mittagszeit weniger überlaufen.“
Während des Tankvorgangs liess er den Blick beiläufig über die anderen Fahrzeuge schweifen. Die Blondine aus dem roten Cabrio war schon fertig.
Er neigte sich in die Beifahrertür, die Stirn in fürsorglich-bemühten Dackelfalten, und fragte seine Frau: „Süsse, möchtest du etwas aus dem Shop? Ich finde dich dann auf dem Parkplatz.“ Sie verneinte und dankte mit einem Lächeln.
Während ihr Mann über den Vorplatz schlenderte, gefolgt von der Blondine, wechselte seine Frau auf den Fahrersitz, fuhr zügig am Parkplatz vorbei, setzte den linken Blinker und tauchte in den Autobahnverkehr ein.
(300 Wörter)
Besser spät als nie! Verdammt lange hat sie sich dies „Süße“ angehört.
Die Dackelfalten des Angetrauten sind der Ausmacher.
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Danke, Gerda! Nun ist Schluss mit dem Süss-Sein.
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Es ist gut, dass die „Süße“ amüsiert ist, und noch besser, dass sie handelt. Da wüsste ich allerdings wirklich zu gerne, ob sie sich absetzt, ob sie ihm nur einen Schrecken einjagen will, was die Blondine aus dem roten Cabrio macht etc., etc.
Sehr amüsiert gelesen, vielen Dank! 😀
Nachmittagskaffeegrüße! 😀
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Danke, Christiane! Ich könnte mir auch beides vorstellen.
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Cool! Ich schmunzel wie deine Dame und nun überlege ich mir wie es weitergeht.
Herzliche Grüße
Ulli
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Danke, Ulli! Ich präfereiere momentan, dass der Drops gelutscht ist..
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Sein BonBon hat er ja jetzt, doch ohne vorzeigekiste ist er nur halb so anziehend. Die Kiste hat sich die mit dem fruchtigen Mund an Land gezogen und genießt den Status alleine. Und wer blinkt hinter ihr zum tanken? Ein italotyp mit gelfrisur?😃
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So kann man es natürlich auch weiterspinnen.
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Die verspiegelungen gehen weiter…
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Oh, das Gesicht des Mannes würde ich zu gerne sehen!
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Ich auch 🙂
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Auch späte Rache ist süß… Tolle Geschichte! 👍
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Dankeschön!
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Hoffentlich bleibt die Süße konsequent weg von diesem selten dämlichen Exemplar von Mann.
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Von diesem und allen ähnlichen, will ich hoffen.
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Die Gefahr immer wieder ähnliche zu erwischen ist groß
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Ein unhörbares scheppern im Karton: gute Story!
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Danke Werner.
Wenn’s mal soweit ist, dann rauscht der Wind im Pappkarton. ^^
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Guten Morgen,
sehr gut geschrieben. Ich weiß, dass es schwer ist, diesen Schritt zu gehen, auch wenn es nicht mehr passt. Meistens wartet man zu lange.
Viele Grüße
Monika
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Danke, Monika! Ich glaube, dass es am leichtesten ist, wenn man einen Anlass bekommt, der nicht beschwichtigend wegzuerklären ist mit dem üblichen „Ich hab das nicht gewollt“, oder „das war halt eine beschwippste Partie“, sondern eher wie hier in der Geschichte, ausserhalb von der hemmenden Umgebung.
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