Projekt ABC: F wie Fliesen

2021-01-16 PROJEKT ABC (Wortman) LogoIm > Projekt ABC vom Wortmann geht seit dem 21. März 2021 nun mit dem Buchstaben F weiter, bei mir für den dritten Artikel mit F wie Fliesen – wie konnte ich die bisher nur vergessen! Sie sind nämlich nicht nur zuhause ein typischer Teil der Wohnungsausstattung, den für’s Haus auszusuchen Wochen und Wochen in Anspruch genommen haben, sie bedeuten auch Urlaubserinnerungen an Reisen in den Süden, nach Portugal und Spanien. Aus meiner Blogmediathek auf diesem PUZZLE ❀-Blog habe ich wieder einige Fotos zusammengesucht. Die ersten Bildgruppen widmen sich den vielen fliesengeschmückten Fassaden der Häuser in der Altstadt von Lissabon. Klickt man die Bilder zum Vergrössern an, sieht man am Datum, dass mein Besuch in Lissabon / Portugal inzwischen ziemlich genau fünf Jahre zurückliegt, es war nämlich in den letzten März- bzw. den ersten Apriltagen 2016.

1. eine prächtige Fassade in der Rua de Augusto Rosa, in der Nähe der Kathedrale von Lissabon > hier, 2. Fliesenschmuck am Palácio de Óbidos-Sabugal, auf dem Hügel oberhalb der Avenida Brasília, den „Felsen des Grafen von Óbidos“, Rocha do Conde d’Óbidos > hier, und 3. auf dem Colina de São Vicente de Fora am Campo de Santa Clara, wo seit dem 13. Jh. die Feira da Ladra abgehalten wird, der sogenannten „Diebesmarkt“ und bekanntester Flohmarkt von Lissabon; die Fliesen an der Fassade im Trompe l’oeuil-Stil wurden um 1860 vom Fliesenmaler Luis Ferreira gestaltet und durch die Fábrica de Cerâmica Viúva Lamego hergestellt. Diese klassizistischen Gestaltungen sind aber nur ein Teil der dekorativen Verwendung von Fliesen, Sie dienen auch als Strassenschilder, verleihen als farbige Schmuckbänder verputzen Fassaden mehr Ansehnlichkeit, wo man andernorts Stukkaturen angebracht hätte, oder dienen der Firmenwerbung:

4. ein hübsches buntes Fliesenband mit Sonnenblumen und Mohn aus dem Jahre 1910 in der Rua de São Paulo, nahe der Ecke mit der Gasse Beco da Moeda; 5. Fliesen für die Strassennamen: hier für die Rua das Flores zwischen dem Bairro Alto und den Cais do Sodré; 6. eine Fassadenwerbung an der Rua da Boavista Hausnummer 160: die 1890 gegründete Firma J.Villanova Cª handelte mit mit handwerklichem und frühindustriellem Schiffs-Bedarf, Gurten, Schmierstoffen, Schläuchen etc. und es gibt sie immernoch, an einem moderneren Standort. Auch die nächsten beiden Fotos zeigen geflieste Hausfronten in der Rua da Boavista: Bild 7 neutral in Gelbtönen mit schönen grünen Türen, das 8. ist mit auf die Fliesen gemalten Schrauben, Muttern, Haken und Beilagscheibenwieder eine Werbung für die „Casa dos Parafusos“. Mehr dazu könnte man > hier lesen. (Ich bin immer ein bisschen maulwurfshaft veranlagt.)

Das dritte Bild der Gruppe, insgesamt das 9., ist ein mit Fliesen in blauem Muster verkleidetes Wohnhaus, wieder weiter oben im Bairro Alto, auf dem Colina das Chagas, an einer der Gassen mit den vielen Treppen, der Travessa da Portuguesa.
Eines sollte man wissen, wenn man auf spanischen und portugiesichen Flohmärkten Stände sieht, die alte Fliesen verkaufen: nicht alle Angebote sind legal! Lissabon und viele andere portugiesische Orte, in denen der Fliesenschmuck zum Ortsbild gehört, leiden am Fliesenschwund / falta de azulejos, wie man den Diebstahl von alten Fliesen nennt. Es ist leider ein verbreitetes Übel, dass Fliesen von gedankenlosen Touristen im Vorübergehen mitgenommen werden, aber schlimmer ist der gezielte Raub, und dass mit diesen Fliesen schamlos Handel getrieben wird. Jährlich verschwinden auf diese Weise allein in der Stadt Lissabon 10’000 Fliesen „irgendwie“. Mehr darüber > hier.

Auch der berühmte Flohmarkt in Lissabon, der Diebesmarkt (10. Bild), spielt dabei eine Rolle: viele Touristen kaufen nichtsahnend Fliesen, deren Herkunft dem Händler „nicht bekannt“ ist.
Wem die Fassaden aufgefallen sind, in denen Vierergrüppchen, Reihen und einzelne Fliesen fehlen, kauft lieber andere Souvenirs. Andererseits …

2021-04-03 LüchowSss portug. Fliesen-Tablett v. Lüchower Flohmarkt im Garten (1)

Als ich im Sommer desselben Jahres auf einem Flohmarkt in Lüchow (also weit weg von Lissabon!) ein abgeranztes, wackeliges Tablett mit vier lose sitzenden Fliesen aus einem 1-€-Kartons rettete, bevor es am Ende des Tages in den Müll gekommen wäre (13.), empfand ich den Konflikt: fehlen diese Fliesen womöglich an einem Haus, an dem ich in Lissabon vorbeigegangen bin? Und wem dient es, wenn es tatsächlich am Ende des Flohmarkttages in den Container kommt?

Sicherlich gibt es das Fliesenschwund-Problem in Spanien auch, aber weil Madrid wohlhabender ist als Lissabon, und es auch nicht so viele „Azulejos“ überall gibt, ist mir an den Häusern der Madrider Altstadt die Melancholie der beschädigten Häuser nicht so aufgefallen. Wie man an den spanischsprachigen Aufschriften auf den Bildern hierüber unschwer erkennt, habe ich sie und die folgenden in Madrid fotografiert: 14. zeigt einen Fliesenspiegel in alter Werbetradition für ein Friseurgeschäft in der Calle de Santa Isabella im Madrider Viertel Atocha; 15. in der Strasse Calle de Espoz y Mina, auf dem Weg zur Plaza del Angel: der Fliesenspiegel des ‚España Cañi‘, einer Bar im Barrio de las Letras, gefertigt in der Azulejería de Talavera. 16. sieht man gewagte Schönheiten in der Calle de Espoz y Mina , mit denen die ‚Bodegas Melibea‘ unweit der Plaza de Santa Ana auf sich aufmerksam machen.

17. zeigt eine alte Strassenlaterne neben einem Fliesenschild der Calle de San Justo, gleich an der Plaza de Puerta Cerrada, während wir uns am Abend des 13. April 2017 dort auf der anderen Strassenseite, nämlich 18. an der Ecke Puerta Cerrada mit der Calle Nuncio gegenüber des aussen mit bunten Fliesenbildern geschmückten Restaurants bzw. der Taberna ‚El Madroño‘ wegen der zu erwartenden Gründonnerstags-Prozession zwischen Hunderten Madridern die Beine in den Bauch standen – davon kann man > hier eine ganze Menge Bilder sehen und natürlich eine Beschreibung des denkwürdigen Erlebnisses lesen. Die letzten drei Fotos sind im Vergleich dazu wieder von harmloseren Stadtbummel-Erlebnissen mitgebracht: Fliesenmotiv vom 19. Bild findet man im Barrio de las Letras in der Calle del Infante

… das 20. zeigt links die Plaza Sta. Ana No. 15 – ein traditionsreiches Lokal von 1911 namens Tablao Flamenco Villa Rosa‘ mit Fliesendekoration von 1927 von Alfonso Romero Mesa (übrigens auch innen ganz fantastisch mit Fliesenbildern ausgestattet!) und rechts, auf der Strassenecke der Calle Álvarez Gato bzw. El Callejón del Gato sieht man die der Bar–Taberna ‚La Fragua de Vulcano‘ aus den 90er Jahren, und 21. sind noch einmal moderne Fliesenspiegel an der Ecke der Calle de Santa Isabel mit der Calle del Salitre im Viertel Atocha dabei, wieder von einem Lokal, La Taberna Entcantada.

Eigentlich könnte ich noch munter so weitermachen, ich weiss auch nicht, warum ich Fliesen so toll finde. Aber ich reisse mich jetzt mal zusammen, denn schliesslich ist heute Ostersamstag, die Sonne scheint, und auch ohne zu verreissen scheint die Sonne. Ich wünsche allen ein schönes Osterwochenende!

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11 Gedanken zu “Projekt ABC: F wie Fliesen

    • Zuhause sind die meisten Fliesen nicht so als hübsche Dinge präsent, im Alltag werden die normalen geputzt und fertig, aber nicht fotografiert und bejubelt. Aber solche … gerade in Lissabon wirkten manche der alten Häuser herzzerreissend geplagt und weil meinem Mann und mir vergangene Donnerstag unser Prozessionserlebnis einfiel, war das F wie Fliesen unvermeidlich 🙂

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