Christiane hat in ihrem Blog ‚Irgendwas ist immer‘ eine neue ABC-Etüden-Einladung verkündet.
> Schreibeinladung für die Textwochen 40.41.21 | Wortspende von umgeBUCHt.
Yvonnes Wortspende lautet:
Geheimkünstler + sperrig + suggerieren.
Die 3 Begriffe sind in maximal 300 Wörtern zu verwenden, wobei Hinweise zum Inhalt, auch gegebenenfalls Triggerhinweise, und die Überschrift dabei nicht mitzählen.
Erklärungen brauche ich diesmal nicht, es geht gleich los:
Eine missglückte Überraschung
„Das kann doch wohl nicht wahr sein“, hörten die Nachbarn eine laute Frauenstimme im Reihenhaus nebenan schreien.
Da hing wohl gerade ein Haussegen schief.
„Kann ich dich denn nicht einmal ein klitzekleines Wochenende allein lassen und meine Mutter besuchen, ohne dass du gleich auf dumme Ideen kommst?“
Im Nachbarhaus schaute sich das ältere Ehepaar Müller über das Mitteltischchen hinweg verständnisinnig an. Erich stellte mit der Fernbedienung den Fernseher auf ‚lautlos‘.
Um so einen Krach im Nebenhaus so richtig mitzuerleben, musste man mit ungeteilter Aufmerksamkeit dabei sein.
Sie fanden es immer spannend, wenn Brigitte von nebenan sich über ihren Mann Robert aufregte.
Es rumpelte bedenklich.
Die Müllers hielten gespannt den Atem an, lauschten und malten sich die szenischen Möglichkeiten aus.
Hatte Brigitte in Rage gegen ein Möbelstück getreten oder gar ihren Ehemann geschubst?
Herr Müller schenkte seiner Frau aus der angebrochenen Weinflasche etwas Riesling in ihr Glas nach und öffnete sich selbst noch eine frische Flasche Bier. Schweigend prosteten sie einander zu und lauschten weiter.
„Nicht nur, dass du dieses sperrige Schrank-Ungetüm deiner Eltern hier anschleppst, jetzt versuchst du mir auch noch zu suggerieren, es sei meine Idee gewesen, es mit Farben zu verunstalten!“ rief Brigitte, vor Empörung ausser sich.
„Wenn er wenigststens nicht so trist und dunkel wäre!“, insistierte Robert, „das hast du selbst gesagt!“
Die Müllers hoben erstaunt die Augenbrauen. Als langjährige Zuhörer solcher Szenen fanden sie ihn mutig und ahnten, dass dies nicht ohne Folgen bliebe.
Schon krachte etwas von der anderen Seite gegen die Wand, wahrscheinlich ein Wurfgeschoss.
Brigitte klang auf das Äusserste gereizt und ihre Stimme überschlug sich, als sie fast verzweifelt herausschrie:
„Aber so kann man ihn nicht einmal mehr verkaufen! Wer will denn einen altdeutsch-eichefurnierten Schrank im Gelsenkirchener Barockstil, den jemand kuhfladengrün gestrichen und mit bunten Bauernblumen bepinselt hat? Du … du … GEHEIMKÜNSTLER!“
(300 Wörter)
Du siehst/hörst mich bitte lauthals lachen. Auch die Beschreibung der Nachbarn kommt mir sehr lebensnah vor. Großartig. Bitte mehr davon, ich bin entzückt 😂😂😂
Abendgrüße 😁✨🍷🧀👍
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Ui, ich freue mich!
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Da regt sie sich völlig zu Recht auf! Wenn schon Gelsenkirchener Barockstil dann doch bitte in Königsblau!!! ⚽️ Tja, das Leben der anderen kann schon mal das Kino ersetzen. Sehr amüsant. Ich hoffe der arme Maler kam nicht zu Schaden! 😊
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Aber klar! Fussballfans haben eine eigene Ästhetik 😀
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Ja sicher. Ich müsste bei Gelsenkirchen nur quasi sofort an Königsblau denken. Ob es dem Schrank geholfen hätte, da wäre ich eher vorsichtig. 😊
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Wer braucht schon das Fernsehen, wenn so lebendige Nachbarn nebenan wohnen 😊 Eine unterhaltsame Geschichte!
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Vielen Dank, Yvonne! Ich freue mich. 🙂
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oh, ich sehe die beiden Alten vor mir 🙂 ich finde den Streit der beiden ja auch recht amüsant, seit ich weiß, dass niemand körperlich zu Schaden gekommen ist 😉
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Nein, es muss nicht immer übel enden. „Geheimkünstler“ ist auch nicht das bösestmögliche Wort.
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ach, ich hatte es schon auf meine kleine Liste neuer kreativer Schimpfwörter gesetzt 🙂
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Ich sehe es in der gleichen Liga wie „Blitzmerker“ oder „technisches Wunderkind“.
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Hört sich verdammt echt nach Kishon oder Loriot an!
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Jetzt, wo du’s schreibst … mit den beiden habe ich sicher in meiner Teenie-Zeit einige Grundlagen gelegt bekommen. Ephraim Kishons Geschichten fand ich auch herrlich.
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