„Merkwürdig“ – P10 Themenwort W#03

„Merkwürdig“ lautet das > P10-Themenwort W#03 by Wortman für die Woche 3 von 10 und merkwürdig finde ich das Phänomen, mit dem man zwischen vielen „normalen“ Kieselsteinen besondere, ungewöhnliche Steine entdeckt, wie diese beiden in einem Dänemark-Sommerurlaub 2008 am Limfjord-Strand, in der Nähe des nordjütländischen Städtchens Skive: einen versteinerten Seeigel und einen sogenannten Hühnergott. Beides sind Funde, wie man sie an Ostseestränden häufig findet, aber trotzdem fühle ich mich immer wieder, als hätte ich einen Schatz entdeckt. Auf diese Weise ein Stück ferne Vergangenheit in der Hand zu halten, fasziniert mich einfach.

2008-07-18 bis 30 Høstrup Strand 138 Seeigel-Abdruck + Hühnergott

Meistens handelt es sich nicht direkt um versteinerte Überreste, sondern eher um Abdrücke der Schale eines am Ende der Kreidezeit, also vor ca. 70 Millionen Jahren gestorbenen Seeigels, dessen Schale auf den Meeres­grund sank und von Sedimenten überdeckt wurde, wobei kiesel­säure­haltige Lösungen die Schalen­reste über viele Jahre hinweg ausfüllten und somit die Schale zunächst vor dem Zerbrechen unter der Last von aussen bewahrten und andererseits allmählich zu Feuer­steinen kristallisierten, auf dem sich, auch nach späterem Verschwinden der Schale, ihre Abdrücke erhalten. Das sieht besonders attraktiv aus, wenn sie mit weisser Kreide ausgefüllt sind, die das Muster betont.

Allein die Bezeichnung „Hühnergott“ für solche Feuersteine mit einem oder mehreren Löchern ist schon merkwürdig. Der Name beruht wahrscheinlich auf analogistisch empfundenen Vorstellungen und dem Brauch, solche Steine in den Hühnerstall zu hängen, um die Hühner zum Legen zu motivieren, wie man es z.B. > hier beschrieben findet, aber auch sonst werden sie als Glücksbringer empfunden. Die Löcher in solchen besonderen Feuersteinen sind über lange Zeit hin entstanden, indem zuerst kleine fossile Einschlüsse herausgelöst wurden und später die entstanden Löcher zusätzlich durch die Mahlwirkung hinein- und darin herumgespülter Sandkörner und Steinchen erweitert wurden.
In anderen Ländern, wo man auch solche Steine findet, gelten andere Namensanalogien und Mythen zur angenommenen Magie der Steine, z.B. im Zusammenhang mit Schlangen, Blicken oder dem Ursymbol der Weiblichkeit.

15 Gedanken zu “„Merkwürdig“ – P10 Themenwort W#03

    • Vielen Dank!
      Ich bin von Kleinkindalter an jeden Sommer am Ostseestrand herumgestapft und habe begeistert mit den vielen verschiedenen kleinen und grossen gelöcherten Steinen gespielt, aber niemand hat mir diese Bezeichnung dazu genannt.
      Ich weiss gar nicht, ob meine Eltern die überhaupt wussten, obwohl mein Vater sie auch aus seiner Kindheit als häufige Funde an der Steilküste Ostpreussens kannte. Erst als Erwachsene habe ich irgendwo diesen Namen aufgeschnappt und erinnere mich nicht mehr, auf welche Weise.
      Nur aufgesammelt habe ich sie immer schon gerne, um sie an Schnüre zu hängen etc., ohne Hintergedanken. Ich war zeitweise eine geradezu entfesselte Steinsammlerin, wenn man mir die Zeit dazu liess 🙂

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  1. Blog lesen bildet, merke ich immer wieder.
    Danke dir. 🙂
    Mein Sohn hat lange Zeit auch überall Steine gesammelt, allerdings hat er noch keinen Hühnergott gefunden.
    LG, Nati

    Gefällt 1 Person

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