„Merkwürdig“ lautet das > P10-Themenwort W#03 by Wortman für die Woche 3 von 10 und merkwürdig finde ich das Phänomen, mit dem man zwischen vielen „normalen“ Kieselsteinen besondere, ungewöhnliche Steine entdeckt, wie diese beiden in einem Dänemark-Sommerurlaub 2008 am Limfjord-Strand, in der Nähe des nordjütländischen Städtchens Skive: einen versteinerten Seeigel und einen sogenannten Hühnergott. Beides sind Funde, wie man sie an Ostseestränden häufig findet, aber trotzdem fühle ich mich immer wieder, als hätte ich einen Schatz entdeckt. Auf diese Weise ein Stück ferne Vergangenheit in der Hand zu halten, fasziniert mich einfach.
Meistens handelt es sich nicht direkt um versteinerte Überreste, sondern eher um Abdrücke der Schale eines am Ende der Kreidezeit, also vor ca. 70 Millionen Jahren gestorbenen Seeigels, dessen Schale auf den Meeresgrund sank und von Sedimenten überdeckt wurde, wobei kieselsäurehaltige Lösungen die Schalenreste über viele Jahre hinweg ausfüllten und somit die Schale zunächst vor dem Zerbrechen unter der Last von aussen bewahrten und andererseits allmählich zu Feuersteinen kristallisierten, auf dem sich, auch nach späterem Verschwinden der Schale, ihre Abdrücke erhalten. Das sieht besonders attraktiv aus, wenn sie mit weisser Kreide ausgefüllt sind, die das Muster betont.
Allein die Bezeichnung „Hühnergott“ für solche Feuersteine mit einem oder mehreren Löchern ist schon merkwürdig. Der Name beruht wahrscheinlich auf analogistisch empfundenen Vorstellungen und dem Brauch, solche Steine in den Hühnerstall zu hängen, um die Hühner zum Legen zu motivieren, wie man es z.B. > hier beschrieben findet, aber auch sonst werden sie als Glücksbringer empfunden. Die Löcher in solchen besonderen Feuersteinen sind über lange Zeit hin entstanden, indem zuerst kleine fossile Einschlüsse herausgelöst wurden und später die entstanden Löcher zusätzlich durch die Mahlwirkung hinein- und darin herumgespülter Sandkörner und Steinchen erweitert wurden.
In anderen Ländern, wo man auch solche Steine findet, gelten andere Namensanalogien und Mythen zur angenommenen Magie der Steine, z.B. im Zusammenhang mit Schlangen, Blicken oder dem Ursymbol der Weiblichkeit.
Woher der Begriff Hühnergott kommt, da bin ich auch überfragt.
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Inzwischen habe ich in den Blogs gelernt, was ein Hühnergott ist, aber davor war mir das Wort noch nie untergekommen. Sehr interessant, deine Infos zur „Fossilwerdung“.
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Vielen Dank!
Ich bin von Kleinkindalter an jeden Sommer am Ostseestrand herumgestapft und habe begeistert mit den vielen verschiedenen kleinen und grossen gelöcherten Steinen gespielt, aber niemand hat mir diese Bezeichnung dazu genannt.
Ich weiss gar nicht, ob meine Eltern die überhaupt wussten, obwohl mein Vater sie auch aus seiner Kindheit als häufige Funde an der Steilküste Ostpreussens kannte. Erst als Erwachsene habe ich irgendwo diesen Namen aufgeschnappt und erinnere mich nicht mehr, auf welche Weise.
Nur aufgesammelt habe ich sie immer schon gerne, um sie an Schnüre zu hängen etc., ohne Hintergedanken. Ich war zeitweise eine geradezu entfesselte Steinsammlerin, wenn man mir die Zeit dazu liess 🙂
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Mir ist so ein Stein noch nicht untergekommen. Dabei gibt es doch dort wo ehemals das Thetys-Meer war jede Menge Fossilien …
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Einen Seeigel fand ich mal auf einem kiesigen Weg bei Neusiedl, aber keinen Stein mit Loch, das hätte wohl später noch Wassertätigkeit benötigt.
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Ein „kiesiger Weg bei Neusiedl“ klingt richtig romantisch 😉
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Nachdem hier bei uns die meisten landwirtschaftliichen Wege strassenartig befestigt sind, ist so ein Weg schon vergleichsweise romantisch.
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Interessant, ich hätte sie wohl nur als besonders kurios abgetan, aber nichts fossiles daran gesehen. Man lernt echt nie aus
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Die Steine mit Loch hatte ich so weit auch nicht bedacht, dass vorher ursächlich ein kleines fossiles Ding an der Stelle herausgelöst wurde, die später grösser herausgemahlen wurde.
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Hühnergott gefällt mir! Und die Erläuterungen ebenenfalls, Liebe Grüße
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Vielen Dank, das freut mich!
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Blog lesen bildet, merke ich immer wieder.
Danke dir. 🙂
Mein Sohn hat lange Zeit auch überall Steine gesammelt, allerdings hat er noch keinen Hühnergott gefunden.
LG, Nati
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Einer von meinen hatte auch immer die Hosentaschen voll mit Steinen, wenn wir unterwegs waren. Fand ich natürlich gut. 🙂
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Als Selbstsammler verständlich.
Wir haben ihn dann mal ein Buch gekauft. Steine und Kristalle hatten bei ihm eine magische Anziehungskraft. Bernstein schleifen und suchen musste natürlich auch sein.
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Unbedingt! Ich versteh‘ das. ^^
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