Das > Projekt P10 hat seine namensgebende Woche 10 von 10 erreicht, und zum Schluss hat der Wortman ein Wort als Themenwort-Aufgabe gestellt, das als Herausforderung geradezu unanständig viele Möglichkeiten bietet. Meine erste, ernsthaftere Variante Nr. 1 findet sich > hier auf dem Puzzleblume-Blog, hier kommt eine zweite, lustigere Interpretation:
Unanständig
Als ich im Jahre 2013 alte Bücher aussortierte, weil ich einfach keinen Platz hatte, versuchte ich mich mit den hoffnungslosen Fällen, die aus verschiedenen Gründen weder der Bekanntenkreis noch die Bücherei haben wollte, an einem Projekt im Blog mit insgesamt einem Dutzend Büchern, das ich > Bücherberg 7/77/ff nannte.
Für das Projekt P10 W+#10 habe ich das Buch Nr. 4 ausgesucht, denn sich das daheim ins Bücherregal zu stellen, war manchen zu unanständig: es handelte sich um das als Hardcover hellschweinchenrosa gebundene, mehr als ein Kilogramm schwere „Heyne Lexikon des erotischen Films“ von 1993, in dem vom Autor Ronald M.Hahn auf 624 Seiten über 1.600 Filme aus mehr als fünf Jahrzehnten abgehandelt wurden.
Darin lautete der 7. Satz auf Seite 77 folgendermassen:
„Frau Melanie ist auch nicht weit, denn sie ist mit dem Skilehrer Toni in demselben Hotel abgestiegen – auch sie will auf Sex und Sünde nicht verzichten.“
1983 gedreht, galt eine solche Filmhandlung wie für > ‚Dirndljagd am Kilimandscharo‘ beschrieben, als vielversprechend unanständig, vor allem, nachdem man ihn so umbenannt hatte. Wie ich bei Wikipedia lernen durfte, hiess der Film zuerst ‚Das verrückte Strandhotel‘, wodurch sich nur 100.000 Zuschauer ins Kino bewegten, aber vom absurden neueren „Dirndl“-Titel fühlte sich eine Million Zuschauer angezogen, vielleicht aber auch von den Darstellern Karl Dall, Wolfgang Fierek und der Playboy-Bekanntheit Bea Fiedler.
Das Filmlexikon zum Genre der erotischen Fantasien beinhaltete alberne Almdödler mit Schauspielern, die jung waren und das Geld brauchten, genauso wie den „Blauen Engel“ mit Hans Albers und Marlene Dietrich, die romantische Tanzschnulze „Dirty Dancing“ mit Patrick Swayze und Jennifer Grey, Filme von Ingmar Bergman und Luis Buñuel neben Russ Meyer, Walter Boos und Darstellern mit so wahnwitzigen Pseudonymen wie etwa ‚Renato Frustratus‘.
Allein die Titel der Filme zu lesen zündeten einen Lach-Flash nach dem anderen bei mir, die Besetzungslisten einiger Filme mit den dümmsten Titeln weitere, ob vor oder hinter der Kamera.
Die lexikalische Aufmachung war klassisch neutral, die Kurzbeschreibungen beinhalteten das Notwendigste an Inhaltsangabe und eine kleine Kritik zum jeweiligen Film. Nichts daran wirkte „unanständig“.
Es war absolut unterhaltsam durchzublättern, aber weder hatte ich weitere Verwendung dafür, noch konnte ich es jemandem direkt andrehen; selbst mein Angebot, dass ich im Original-Blogbeitrag von 2013 machte, nämlich es gegebenenfalls jemandem zu schicken, statt es wegzuwerfen, konnte es am Ende nicht vor der Altpapiertonne bewahren.
Zum Schluss noch die beiden unvergessen bleibenden Zitate, die Geleitworte zum Buch:
- „Blöde Filme können Gehirnzellen vernichten.“ – Jack Kroll, US-Filmkritiker
- „He who hath no fantasies, doth not lead a full life.“ – Shakespeare
Vielen Dank, lieber Torsten, für das kurzweilige, aber viel zu kurze P10 Themenwort-Projekt!
Ronald M.Hahn… der hat ja einige Lexikas für Heyne erstellt. Davon habe ich auch was im Regal stehen. 🙂
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Schade dass du es vor neun Jahren nicht retten konntest, allein schon wegen der Vollständigkeit. 🙂
Ich habe auch ein paar Heyne-Lexika behalten aus der Zeit, als wir kaum wussten wohin mit den Neuerscheinungen, die als Deputate ins Haus kamen – herrliche Jahre 😀
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So etwas haut man auch nicht weg. Lexis kann man immer mal gebrauchen.
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Irgendwann schaut man doch mal hinein. Unnützes Wissen macht Spass.
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Das sehe ich auch so. 🙂
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Dirndljagd am Kilimandscharo klingt so blöd, dass es vielleicht schon wieder lustig ist 🙂
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Vermutlich. Es gibt ja auch andere alberne Filme, die so wirken.😀
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Ja, jede Menge
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Ich ahnte ja gar nicht, was sich hinter diesem Buch verbarg. Schade, da bin ich wohl 9 Jahre zu spät dran. Zum Lachen scheint es Spitze gewesen zu sein 🙂
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Absolut. Aber wenn man einmal durch ist, und man die Informationen an sich gar nicht braucht, ist es auch genug. Es war halt noch die Vor-Internet-Zeit, da hatten Lexika aller Art noch viel mehr Sinn.
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