Christiane hat am Ostersonntag mit ihrer > Schreibeinladung für die Textwochen 16.17.22 wieder zu einer neuen ABC-Etüdenrunde aufgerufen. Die Wortspende stammt von Etüdenerfinder Ludwig Zeidler. Sie lautet:
Königskuchen, akribisch, träumen.
Die 3 Begriffe sind in einem Text mit bis zu 300 Wörtern unterzubringen. Eventuelle Inhaltshinweise und Überschrift müssen nicht zum Text gezählt werden. Das Stichwort „Königskuchen“ ist diesmal Hauptdarsteller.
Auf Seite 253
Was ist eigentlich ein „Königskuchen“? Beim Lesen der Wortspende grübelte ich, plötzlich verunsichert.
Da war doch die einige Wochen zurückliegende, frühabendliche Fernsehsendung vom „Perfekten Dinner“ aus Stuttgart, bei der eine französische Blätterteig-Spezialität gleichen Namens serviert wurde, eigentlich ein Gebäck für den Dreikönigstag im Januar, mit einem Porzellanfigürchen darin, das seinem Finder entweder in seiner Tafelrunde den Titel „König für einen Tag“ eintrug oder einen Zahnarztbesuch …
Definitiv war dies kein Brauch meiner Kindheit im protestantisch geprägten Norden Deutschlands, vielmehr war in meiner Erinnerungen ein Königskuchen ein ganzjährig verzehrter Rührteigkuchen mit ausschliesslich essbarem Gedöns drin, bei uns gewöhnlich in länglicher Form, mit Puderzucker bestreut. Dennoch warf ich einen Blick ins Internet, das mich mit noch mehr Vielfalt verwirrte. So akribisch genau festgelegt ist der Begriff „Königskuchen“ offenbar gar nicht.
Um meine alten Erinnerungen aufzufrischen, suchte ich das alte Kochbuch meiner Mutter hervor, das vom Alter abgeschabte und etwas zerfledderte, fast siebzig Jahre alte „Dr. Oetker-Schul-Kochbuch“. Die mit einigen Bildtafeln versehene Ausgabe G erschien im Bielefelder Ceres-Verlag bereits 1952, auf das vergilbte Vorsatzblatt hatte sie jedoch mit Tintenfüller „Weihnachten 1956“ geschrieben.
Damals träumte sie noch von einer richtigen Küche, während die Realität nur zwei elektrische Kochplatten, einen Spültisch mit Emailleschüssel und einen Eiskasten bot, ein hölzernes Möbel mit Klappdeckel mit einer Zinkblech-Auskleidung für den Eisblock und die Lagerung einiger Lebensmittel sowie einer Blechschublade für das Schmelzwasser. Einen Backofen hatte sie noch nicht.
Das alte Kochbuch erinnert mich an viele solcher Geschichten, aber ich wollte ja von meiner Erkenntnis zum Thema Königskuchen berichten. Auf Seite 253 habe ich schliesslich auch das Rezept für die einzige Art von Königskuchen gefunden, die ich aus eigenem Erleben kenne: ein Rührteig mit Korinthen, Rosinen und Zitronat, gebacken in der Kastenform. Auf dem Foto kann man es sehen und lesen, besser noch, wenn man dieses zum Vergrössern anklickt.
(300 Wörter)
Ha, ich glaube, ich werde doch auch noch in das Bücherregal steigen müssen: „Backen macht Freude“, das Backbuch meiner Mutter, ebenfalls von Dr. Oetker, vermutlich ähnlich alt wie deins. Ich kenne nämlich auch nur die Kastenform-Variante, wobei meine Mutter eine Guglhupf-Form zwar besaß, ich mich an deren Benutzung aber nicht erinnern kann …
Danke dir für die Plauderei aus dem Näh- bzw. Backkästchen! 😀👍
Mittagskaffeegrüße 🌤️🌼☕🍪🦋👍
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Bei uns gab es nur Kasten-, Ring- und Springform, und die für Tortenböden. Eine Gugelhupfform kannte ich bei uns herum in keiner Küche, das war einfach nicht üblich. Blechkuchen und Kastenformen waren am häufigsten vertreten.
Ja, bring doch auch dein altes Schätzchen ans Blog-Licht! 🙂
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Meins ist jünger. 26. Auflage, 1963 😀 Ich kenne Kasten- und Springform von meiner Mutter, Tortenboden auch, und natürlich Blechkuchen wie z. B. Streuselkuchen. Hach, Erinnerungen! 🧡
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Da hängen tatsächlich viele Erinnerungen dran. Als ich klein war, habe ich die wenigen Bilder in den Kochbüchern und Heften immer wieder angesehen.
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Königskuchen als Konzept kenne ich nur aus dem französischen Bereich. Wie sie aussehen, weiß ich gar nicht, aber darin ist eine Bohne oder sonst irgendetwas, die den Finder zum König des Tages macht. In Ö habe ich noch nie davon gehört, was natürlich nicht heißt, dass es ihn nicht gibt …
Diese Dr. Oetker Kochbücher wird es aber wohl auch bei uns gegeben haben —-
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Das passt gut. Die Perfekte-Dinner-Teilnehmerin mit dem Porzellanfigürchen war Französin.
Vermutlich gab es die Oetker-Kochbücher auch in Ö. Die haben schon eine überhundertjährige Geschichte.
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Diverse kleine Kochbücher von der Sorte gab es bestimmt…
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Ach ja, das Schulkochbuch hatten wir auch. Ich muß mal gucken, ob ich noch ne Jahreszahl finde. Da stehen zum Teil echt urige Rezepte drin. Einen Eiskasten kannte ich noch nicht. Heute berichteten sie von der Kochkiste. Die könnten wir jetzt glatt wieder brauchen 🙂 Schöne Idee die Geschichte.
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Die Kochkiste kenne ich nur theoretisch, aber den Milchreis und anderes unter der Bettdecke weiterziehen zu lassen – das ist mir vertraut. Mit nur zwei Herdplatten musste man sich zu helfen wissen, und das war bis Mitte der 60er noch immer nicht anders, nur dass inzwischen ein Backofen dazugekommen war. Es gab offenbar Kominationsmodelle, wo man die Kocheinheit obendrauf stellen konnte. Ich habe den noch vor Augen, aber im Web kein vergleichbares Beispiel gefunden. Meine Eltern haben anfangs so manches gebraucht gekauft, das kann durchaus noch ein Vorkriegsmodell gewesen sein.
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Ja, meine Mutter hat Reis / Milchreis auch immer unter der Bettdecke fertig ziehen lassen 🙂 Ist schon komisch, daß man all diese energiesparenden Methoden so ausgemerzt hat. Aber dank AKW hatte man ja mehr als genug.
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Womit ich nicht meine, daß ich AKWs jetzt gut finde. Bin froh, wenn wir die los sind.
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Nein, ich verstehe das schon richtig. Damals hat man nur die Vorteile vieler Neuerungen sehen wollen, auch an die Begeisterung für Kunstfasern erinnere ich mich noch gut.
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Ja, und Kunststoffgeschirr, Melamin…
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Das Campinggeschirr meiner Eltern. ^^
Wobei ich die Haptik davon echt mag.
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Es war ja nicht alles nur schlimm. Es gibt auch ein oder zwei gute Kunstfasern 🙂
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Off topic: Ich hatte dir gestern früh eine Mail geschrieben, hattest du die gefunden?
Mittagskaffeegrüße 🌤️🌼☕🍪🦋👍
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Ja, und ich freue mich. Ich denke, bis heute Abend hast du Antwort. 🙂
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