Heute gilt sie noch, die > ABC-Etüden-Schreibeinladung für die Textwochen 23.24.22 | Wortspende von Annuschkas Northern Star, ausgehend von Christiane und ihrem Blog „Irgendwas ist immer“.
Die Wortspende für die Textwochen 23/24 des Jahres 2022 stammt diesmal von Anja mit ihrem Blog ‚Annuschkas Northern Star‘:
Yachtclub, besenrein, abspecken.
Die 3 Begriffe sind in einem Text mit maximal 300 Wörtern unterzubringen, eventuelle Inhaltshinweise sowie die Überschrift müssen aber nicht zum Etüden-Text hinzugezählt werden.
Auch diese Etüde lehnt sich im Hintergrund an eines meiner etliche Jahre zurückliegenden, realen Erlebnisse mit der Wohnungssuche in München, ist aber mit seiner Handlung zum grössten Teil erfunden.
Wohnungsglück
Die Maklerstimme am anderen Ende der Telefonleitung verkündete Merle, sie und ihr Freund könnten am folgenden Tag einen Mietvertrag unterschreiben und die Wohnungsschlüssel abholen, wären sie bereit, eine Zweizimmerwohnung zu übernehmen, ab sofort, unrenoviert.
Als ihr Freund aus der Uni kam, fiel sie ihm um den Hals und verkündete die Neuigkeit.
„Aber wir haben die Wohnung doch noch gar nicht gesehen,“ sagte Tom skeptisch.
„Wir können endlich zusammenziehen,“ jubelte Merle, unbeeindruckt. „Und das nicht am Ende der Münchner S-Bahnbereichs, sondern im Sendling.“
Tom küsste sie, aber wandte ein: „Wenn jemand freiwillig günstig an Studenten vermietet, wird die Wohnung in keinem guten Zustand sein.“
„Sicher,“ stimmte Merle zu. „Aber falls wir irgendwann wieder dort ausziehen, hinterlassen wir sie eben auch nur besenrein.“
Mit gerunzelten Augenbrauen las Tom die notierte Adresse des Vermieters: „Grünwald … wenn man bei den Wohnungsrenovierungen abspeckt, reicht es besser für eine Villa, ein Segelboot im Yachtclub am Chiemsee, Golfspielen und Porschefahren.“
„Bestimmt, Schatz,“ beschwichtigte seine Freundin, „aber diese gemeinsame Wohnung ist unser Luxus.“
Am Nachmittag des nächsten Tages unterschrieben sie den Mietvertrag und fuhren anschliessend in den Münchner Südwesten. Nachdem sie die Treppen bis ins Dachgeschoss bewältigt hatten, standen sie vor der Wohnungstür.
„Findest du nicht auch, dass es hier stinkt?“ fragte Merle beklommen.
„Es ist August. Vielleicht hat lange keiner gelüftet,“ meinte Tom, drehte den Wohnungsschlüssel im Zylinder und öffnete die Tür. Ein Schwall üblen Geruchs schlug ihnen entgegen, so dass sie eilig zum nächsten Fenster stürzten; dann erst sahen sie sich um.
Der weiss nachgezogene Umriss eines menschlichen Körpers prangte auf fleckigem Nadelfilz. Merle würgte.
Als es am Türrahmen klopfte, fuhren die beiden Studenten schockiert zusammen, aber der fremde Mann stellte sich als Hausmeister vor.
„Servus. Ihr seid also die Nachmieter!“ sagte er launig und wies auf den Umriss. „Keine Sorge, das Gröbste ist schon fort.“
(300 Wörter)
Du lieber Himmel. Natürlich erwartet man bei der Vorgeschichte einen Pferdefuß, aber so einen?!?!?!? Uff, das ist schon heftig, und der Spruch beflügelt die Phantasie dann doch ziemlich … 💀
Abendgrüße 🌤️🌳🍵🥗🌼👍
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Ja, man kann sich Verschiedenes dazu vorstellen. Einer Freundin ist Ähnliches passiert.
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Das kam unerwartet. 😅 Dachte auch, dass sie einfach nur schäbig ist oder über einem Bordell liegt oder so. Toller Twist.
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Danke, Katharina. Schäbig war das reale Vorbild für Haus und Wohnung auch, und der tatsächlich ähnliche Vorgang sowieso.
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Ihhhhhhh, nicht schäbig sondern verwesend ….
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Der Geruch sprach auf jeden Fall Bände.
Schäbig war’s, eine Wohnung in diesem – hier aus Wortmangel nicht näher beschriebenen – Zustand jemandem zu übergeben, der wegen sonst geringer Chancen auf eine Wohnung kaum ablehnen würde.
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Muß wohl lange einer da gelegen haben. Igitt!, was für ein Gedanke!
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Ja, igitt. Die von mir erlebte Wohnung, auf die ich mich hier mit meiner Erzählvariante beziehe, war echt eklig, als eine Freundin von mir das nicht ganz ungetrübte Wohnungsglück hatte.
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Uuuuh😳😂
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Hübsch hässlich.
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