Heute Morgen hat Etüden-Hüterin Christiane auf ihrem Blog ‚Irgendwas ist immer‘ die neue
> Schreibeinladung für die Textwochen 42.43.22 mit einer Wortspende von Monika vom Blog ‚Allerlei Gedanken‘ ausgegeben.
Auch die Gestaltung der eingefügten Etüden-Illustration kommt von Christiane.
Die drei von Monika gewählten Stichworte lauten: Billard, aktuell, gestalten.
Diese 3 Begriffe sind in einem Text mit maximal 300 Wörtern einzubauen, wobei eventuelle Inhaltshinweise und die Überschrift nicht zum Text hinzugezählt werden.
Ich muss für diese Wortspende wohl mal wieder tief in die Erinnerungskiste greifen, nämlich in meine Teenagerzeit:
Nur so ungefähr
Billard gehört bei mir, wie Tischtennis und Skatspielen, zu den Dingen, die ich zwar schon ausprobiert habe, aber nichts davon spielte ich jemals gut genug, um mit denen in der Clique mitzuhalten, wegen denen ich mich überhaupt auf Billardqueue und -kugeln, Tischtennisschläger und – für mich als kurzsichtige Nichtbrillenträgerin viel zu schnelle – weisse Celluloidbällchen oder Skatblatt und Spielregeln einlassen wollte. Es reichte immer nur so ungefähr, um dabeizusein.
Im Vordergrund stand in meinen Teenagerjahren nämlich nie das Interesse an einem der genannten drei Spiele, sondern an einem ganz besonderen Spieler, der eben das eine oder andere davon gerne tat, sei es vormittags in der Schulpause, nachmittags im Jugendzentrum oder abends in einer der Kneipen, deren Wirte geduldig genug waren mit uns Schülern, die stundenlang am selben Glas nippten, damit es über den Abend reichte und das Taschengeld auch.
Wobei mich nicht alles gleichzeitig interessierte. Je nachdem, welcher junge Mann gerade meine Aufmerksamkeit auf sich zog, war das jeweils von ihm bevorzugte Spiel mehr aktuell.
Womit ich selbst meine Freizeit gestaltete, hätte kaum einen meiner damaligen Helden interessiert: Blockflöte im Schulorchester zu spielen, im Kirchenchor zu singen, eine Pfadfindergruppe mit Kindern zu leiten, einmal monatlich als Schülerjob Theaterkarten zu kontrollieren, und am Ende der Veranstaltungen Blumen zu überreichen oder einfach nur zu Hause zu sitzen und zu zeichnen, war einfach unspannend.
Schlimmer war, dass ich weder Bier mochte noch rauchte, was die Billardspieler wegen der Coolness taten und die anderen, weil sie auch etwas zu beweisen hatten, wem auch immer.
Ich erinnere mich heute auch nur noch so ungefähr an diese Zeit, in der alles endlos wirkte, egal, ob man auf etwas wartete oder ob es vorbei war. Diese wenigen Jahre wirkten damals wie eine ganze Ära, heute jedoch amüsiert mich nur noch, ob und wieviel davon mir noch einfällt.
300 Wörter
Erstaunlich, wo und Erinnerungen alles hinführen. Man sollte wirklich nicht das machen, was einen nicht interessiert, egal aus welchen Gründen. Das ist aber ein Lernprozess, den bestimmt jeder mal durch machen musste. Danke für den Einblick.
Liebe Grüße Monika
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Vielen Dank, Monika. Letztendlich sind es Erkenntnisse, die man anders nicht gewinnen kann, als durch die praktische Entscheidung, wie „toll“ man etwas tatsächlich findet und durch die Beobachtung der Personen, die sich damit befassen genauso. Ich glaube, ich war damals oft sehr hin- und hergerissen zwischen Begeisterung und Ernüchterung.
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Das Meiste sind halt nur Erinnerungsfetzen, weshalb man bei den Klassentreffen auch wohl immer die gleichen Geschichten erzählt und ich deswegen daran nicht mehr teilnehme. Gut erinnern kann ich mich allerdings noch an unsere Schulstammkneipe in Delmenhorst in der Rosenstrasse. 10. Klasse, damals nach Schulschluss sind wir immer dahin: den halben Liter Bier gab es – nur am Mittag für die Schüler – für 50 Pfennig! Was für ein Schnäppchen!
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Sonderpreise für Schüler! An so etwas erinnere ich mich nicht, aber die Klassentreffenbeurteilung kann ich nachvollziehen. Die ersten 29 Jahre bin ich nie dortgewesen, und dann erst beim 30sten, um festzustellen, dass der grösste Teil der Anwesenden in der Gegenwart nicht mehr Kontakt zu anderen ausserhalb der damaligen Kleingrüppchen herstellt als früher, und jede davon sich ihre Erinnerungen anders darstellt. Aber das mag auch daran liegen, dass wir der erste Jahrgang mit Sek II – Kurssystem waren, über hundert Schüler, aber ohne Klassenverbände. Da sind eventuelle gemeinsame Erinnerungen nur aus noch weiter zurückliegenden Jahren zusammenzukratzen. Da ich wieder am Ort lebe, verabrede ich mich mit alten Schulfreunden, ob man hingeht oder nicht, dann weiss man wenigstens, dass der Abend nicht verschwendet ist. Irgendwoher anreisen würde ich auch nicht.
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Ja, genau so. Immer dieselben Kleingruppen, egal, wie viele Jahre vergangen sind. Wer damals nicht dazugehörte, kann nach wie vor verlässlich damit rechnen, dass es sich nicht geändert hat 😉
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Also ist es nicht nur meine subjektive Wahrnehmung.
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Ganz sicher nicht, und ich glaube mich zu erinnern, dass Alice von ihren Klassentreffen Ähnliches berichtet hat.
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Ich denke so oder so ähnlich war es wohl bei allen. Das Selbstbewusstsein nur Dinge zu tun, die man gerne tut und in aller Öffentlichkeit erwirbt man erst im Lauf der Zeit. Eine ganz schnelle Etüde 🌷
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Aus heutiger Sicht waren es wichtige Übungen, Erwerb und erneutes Überprüfen von eigenen Kriterien sind nur anhand der äusseren Gegebenheiten möglich.
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Ich bleibe bei dem Gefühl hängen, dass alles endlos war und wir noch viel Zeit hatten für alles. The future was wide open, und ich werde das Gefühl nicht los, dass das heute nicht mehr so ist bzw. gesehen wird, oder?
Heimgekehrte Abendgrüße 🌌🍁🍷🍃🍪👍
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Vielen Dank, Christiane. Wahrscheinlich hast du recht, aber verallgemeinern konnte man das vielleicht auch damals nicht. Wer weniger Schulzeit zur Verfügung hatte oder andere Lebensverhältnisse, hatte bestimmt ein anderes Zeitgefühl.
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