Zukunftstag – 2. ABC-Etüde zur Schreibeinladung für die 2. – 5. Textwoche 2024

Christiane hat vergangenen Sonntag auf ihrem Blog mit der Einladung zur > ersten Schreibeinladung des Jahres 2024 das Startsignal gegeben, und ich schreibe wieder mit. Die Wortspende für die Textwochen 02, 03, 04 und 05 des Jahres 2024 gilt bis zum Samstag, dem 3. Februar 2024 und kommt von Ludwig Zeidler, dessen Stichworte ich immer wieder herausfordernd finde. Sie lauten diesmal:

Krisenmodus, faul, empfehlen.

Diese 3 Begriffe sind in einen Text mit bis zu 300 Wörtern einzubauen, wobei eventuelle Inhaltshinweise sowie die Überschrift nicht mitzählen. – Eine kleine Zusammenfassung der bisherigen siebzehn Gisbert-Etüden schickte ich gestern mit einer achzehnten zur Auffrischung voraus, nun kann es mit einer neunzehnten Geschichte und der fortlaufenden Handlung weitergehen.

Zukunftstag

2024-01-09 ABC-Etüden TW 2-5'24 Stable Diffusion 00016-70370416 'Laura'Schon früher plauderten Gisberts Arbeitskollegen weder mit ihm noch über ihn: er war uninteressant.
Das kam jedoch seinem Wesen ebenso entgegen, wie der sachbedingt geringe Publikumsverkehr seiner Behörde.

Unruhig wurde es dort nur, wenn alljährlich Schülerpraktikanten über das gesamte Amtshaus verteilt und auch zu ihm geschickt wurden.
Gisbert war nicht zu faul zu ihrer Betreuung, aber ihre Anwesenheit verwandelte seinen geregelten Arbeitstag in einen herausfordernden Krisenmodus.
Vor allem beim sogenannten Zukunftstag waren die Teenager besonders jung und fremdartig.

Die vierzehnjährige Laura erkannte er vom Sehen aus dem Hausflur sofort als Frau Krauses Nichte.
Auch heute trug sie für die dünnen Beine zu schwer wirkende Stiefel und irgendetwas Kariertes.

Sofort musterte Laura kritisch den Amts-Computer: „Cringe. An sowas arbeitet man hier noch?“

„Der Aktenvernichter ist jüngeren Datums,“ erwiderte Gisbert, deutete auf das Gerät neben einem Papierstapel auf einem Beistelltisch mit einem Stuhl daneben. „Falls du beim Schreddern der alten Antragsformulare etwas interessant findest oder sonst etwas wissen möchtest, frag mich.“

Laura nahm den ersten Bogen, überflog den Text, schob ihn achselzuckend in das Gerät und schaute der Verwandlung in schmale Papierstreifen zu, bevor sie fragte: „Kann ich mir noch etwas zu trinken holen? Hunger habe ich auch.“

Also erklärte Gisbert ihr den Weg zum Getränkeautomaten, wahlweise auch zur Kantine und empfahl mit einer Geste: „Sieh dich nur überall um, wenn du schon mal die Gelegenheit hast.“

Laura nahm ihn beim Wort und tauchte erst nachmittags wieder auf. „War okay,“ meinte sie zum Abschied, „aber nichts für mich. Tschüss!“

Während sich die Tür hinter Laura schloss, fand Gisbert, es hätte kaum besser laufen können. Wäre ihre neugierige Tante doch auch so leicht zu lenken! Lauras Kurzbesuch im Amt gab ihm allerdings die Gelegenheit, seinerseits ein Gespräch mit Frau Krause zu beginnen, statt ihr immer wieder unvorbereitet im Treppenhaus zum Opfer zu fallen …

(300 Wörter)

8 Gedanken zu “Zukunftstag – 2. ABC-Etüde zur Schreibeinladung für die 2. – 5. Textwoche 2024

  1. Ich musste bei „jung und fremdartig“ heftig grinsen, weil ich mir die Szene sofort vor Augen stand 😉 Sehr aus dem Leben gegriffen, das Ganze.
    Bin gespannt, wie es weitergeht 😁👍
    Herzliche Nachmittagskaffeegrüße ❄️⛅🛋️☕🍪

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    • Vielen Dank! Ich habe so gehofft, dass sich die Kurzbeschreibung mitteilt! Wenn sie bei dir und Myriade funktioniert, bin ich froh.
      Frühabendgrüsse aus dem inzwischen schon wieder finsterkalten Wendland.

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