Frag Mutti! | eine angedrabbelte ABC-Etüde f. d. Textwochen 10-14’24

2024-03-03 ABC-Etüden TW 10-14'24 Illustration v. Christiane 'Irgendwasistimmer'Die Zeit bis zur frischen ABC-Etüden-Wortspende bei Christiane möchte ich nicht etüdenlos abwarten, obwohl ich das Abendbrot etc. zur > ABC-Etüden-Schreibeinladung mit meiner eigenen Wortspende bereits kräftig ausgewrungen habe.

Nachdem am vergangenen Freitag Grinsekatz die neuen Wörter für den Drabble-Dienstag veröffentlichte, kam mir die Idee, dieses und seine Wörtertrios aus den der vorangegangenen Märzwochen zusammen mit den drei Etüdenwörtern Abendbrot, heimatlos, auszeichnen zu einem Thema zu verbinden, auf das ich ohne sie nicht verfallen wäre.

Dass man die Wörter zwar beugen, aber nicht durch Synonyme ersetzen darf, gilt zwar für beide Projekte und auch, dass Überschriften und Erklärungen nicht mitzählen, aber weil für ein Drabble der Text das Limit von 100 Wörter nicht überschreiten darf, und ich aber auf die volle Etüdenlänge von 300 Wörtern nicht verzichten möchte, ist es eben nur eine dank Grinsekatz inspirierte ABC-Etüde geworden, nicht auch noch ein Drabble, auch wenn darin die Stichworte von vieren Verwendung gefunden haben. Man findet sie unterhalb der Etüde aufgelistet.

Frag Mutti!

Als Mutter zeichnete Karola sich dadurch aus, dass sie gut erstmal machen lassen konnte.
Anders als ihre eigenen Eltern früher bei ihr verfuhren, besuchte sie ihren Sohn in der entfernten Stadt nicht unerwartet, sondern liess die Zeit reifen, bis endlich eine Wochenendeinladung erfolgte.
Nach einem Tag voller Besichtigungen freute sie sich nun auf das Abendbrot bei und mit Nico.

Gerade wollte sie den Schraubdeckel des Gurkenglases aufdrehen, als sie stutzte und etwas Längliches, von dünner Seide insektischer Herkunft Umsponnenes darunter herauskratzte.
Ihr Kopfkino bescherte ihr Szenen aus der eigenen Studienzeit, daher erhob sie sich vom Tisch, um die an der Altbauküche angrenzende Speisekammer in Augenschein zu nehmen.

Nico hörte seine Mutter Verpackungen, Gläser und Dosen auf den Regalbrettern verschieben, seufzen und Sachen murmeln wie „Mich laust der Affe“, denn überall fanden sich hauchdünne, bräunliche Hüllen, plötzlich heimatlos gewordene, weisse Lärvchen fielen irgendwo heraus und kleine, graue Falter, die sich sofort dem Gegenlicht der Tür zuwandten, flatterten im Licht schimmernd hinaus.
„So viele Motten!“ Karola schloss sorgfältig die Tür hinter sich. „Du wirst tierisch rödeln müssen, um sie wieder loszuwerden, aber lass uns erstmal essen.“

Sie bestrich eine Brötchenhälfte mit Frischkäse, biss hinein, kaute gemächlich und meinte dann: „Es ist sympathisch, wenn einer nicht immer gleich nach der Fliegenklatsche greift, weil etwas in der Wohnung herumflattert, aber bei Motten ist Warten die falsche Politik.“

Eine Gurke gelangte längshalbiert auf die zweite, mit Käse belegte Brötchenhälfte, bevor Karola weitersprach:
„Wenn die statt nur in Müsli-, Reis- und Mehlpackungen zu bleiben, sich auch an anderen Gegenständen und sogar hinter Regalbrettern und den Tapeten versteckt verpuppen, werden sie fast hoffnungslos unerreichbar, das kenne ich aus eigener Erfahrung. Aber man ist auch ohne Gift nicht ohnmächtig, es gibt Motten-Fallen mit Pheromonlockstoff, damit sie aufhören, sich zu vermehren. Soll ich dir welche besorgen?“

Nico nickte erleichtert.

(300 Wörter)

2024-03-23 Stable Diffusion KI 00000-113864329 f. ABC-Etüden TW 10-14'24


  1. > Schreibeinladung für die Textwochen 10 bis 14 ’24:
    Abendbrot✓, heimatlos✓, auszeichnen✓
    2. und 4x > Drabbles bei Grinsekatz:
    > ohnmächtig✓ – Politik✓ – reifen✓ (5.3.2024)
    > beissen✓ – Affe✓ – unerwartet✓ (12.3.2024)
    > Kopfkino✓ – schimmernd✓ – rödeln✓ (19.3.2024)
    >hoffnungslos✓ – Seide✓ – verschieben✓ (26.3.2024)

Das Ganze ist nur minimal biographisch. Nicht meine Söhne, sondern ich selbst hatte vor Jahren dieses Speisekammerproblem. Damals gab es die Fallen mit den die Männchen anlockenden Pheromonen noch nicht, an denen sie klebenbleiben und somit nicht mehr tun können, was Mottenmännchen tun. Entfernen von befallenen Packungen, Putzen und Sprühen halfen nur ein paar Tage, dann kamen sie hinter den Regalbrettern und der Tapete hervor, hinter denen Larven für Saubsauger, Putzlappen und Insektenspray unerreichbar waren.

Das baldige Umfüllen in fest verschliessbare Gläser oder ähnliche Behältnisse empfiehlt sich vor allem bei Nahrungsmitteln, die in Papiertüten, Pappschachteln bzw. diesen Klarsichttüten von Reis, Müsli etc. verkauft werden. Aus Regalen, über denen im Laden kleine Viecher herumflattern, sollte man besser gar nichts nehmen, denn gerade in nicht durchsichtigen Packungen können tierische Überraschungen lauern, die sich schon auf ein neues Zuhause freuen.
Daran hat sich auch bis heute nichts geändert.

23 Gedanken zu “Frag Mutti! | eine angedrabbelte ABC-Etüde f. d. Textwochen 10-14’24

  1. Bei mir sind diese Mistviecher im letzten Jahr in die Weihnachts- und Osterdeko rein. Ichhabe immer noch einen Karton neben dem Schreibtisch, den ich mal bei gutem Wetter draußen auseinandernehmen muss. Da waren vielen Sachen mit Federn und Wolle enthalten. Mistviecher!

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    • Das sind die anderen Mistviecher, die mir mal eine schöne Wolljacke zerfressen haben, aber im Prinzip nur genauso loszuwerden sind. Der Tatort war ein deckenhoher Einbauschrank in einem Altbau mit fast 4m Deckenhöhe, müssig zu erwähnen, dass auch hier Tapeten und Bretter eine Rolle spielten.

      Aber die Pheromonfallen sind schon gut, weil die Viecher vermehrungsfreudig aus ihren Verstecken kommen und sich dann im Rausch der Sinne freiwillig daran festkleben. Selbst ich als Tierfreundin empfinde Befriedigung, wenn ich sie dann vorfinde. 👹

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  2. Du könntest den Frag-Mutti-Service auf die Spitze treiben und sagen, was dir geholfen hat. Ich habe immer wieder mal Leute, die Probleme mit Viecherbefall haben, und würde gerne konkret helfen können. Mich hat es bisher noch nicht erwischt, was ich für eine Mischung aus Vorsicht und reinem Glück halte … 😉🤔
    Danke dir für die Etüde abseits von Gisbert.
    Vormittagskaffeegrüße 🌤️🌱🎶☕🍪

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    • Wer einkaufen geht, egal ob Menschen- oder Haustiernahrung, sollte immer aufpassen, ob über den Regalen etwas herumfliegt. Damit geht es schon los. Woanders einzukaufen versuchen kann helfen, ist aber keine Garantie. Sind die Verpackungen durchsichtig, kann man eventuelle Verklumpungen durch Eier oder direkt schon Räupchen, Puppen und Falter erkennen. Wenn nicht, hilft nur aufzupassen und nicht lange zu warten: sobald das erste Geflügel in der Küche, über den Packungen und im Schrank auftaucht, muss man alles kontrollieren und saubermachen, wo man kann, und dann die Köder beschaffen und aufstellen, damit sich die Freiwilligen daran „stellen“.

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        • Ich darf ja keine Werbung auf dem Blog machen, damit hatte ich vor Jahren schon mal Ärger, auch im Kommentarbereich, sogar von jemand anderen reingesetzt. Daher:
          „Pheromonfalle Motten“ in der Suchmaschine eingegeben beschert dir einen guten Überblick über die Angebote verschiedener Hersteller, und Beschreibungen dazu. Man unterscheidet tatsächlich zwischen Lebensmittel-Motten und Kleidermotten. Dann mal los!

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            • Ist Jahre her, damals wurde der Blog von jetzt auf gleich und ohne Vorwarnung geschlossen. Keine Mail, keine Einblendung, einfach nichts. Ob WordPress das immernoch so handhabt, weiss ich nicht, aber das möchte man auch kein zweites Mal erleben.

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  3. Mit dem ersten Satz „Als Mutter zeichnete Karola sich dadurch aus, dass sie gut erstmal machen lassen konnte.“ kann ich so gar nichts anfangen. Ist die Redensart landschaftlich geprägt? Und was soll sie bedeuten?

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  4. Schön geschrieben 🙂 Und eine seeehr entspannte Mutter, lach! Ich hatte mal ne Reispackung gekauft und da waren welche drin, aber das habe ich zum Glück sofort bemerkt. Auch zu ihren Flugzeiten passe ich auf wie ein Schießhund, wenn sich Getreidemotten in der Küche / Wohnung sehen lassen! In WG-Zeiten hatten wir mal welche in der Küche, aber zum Glück gab es die Fallen schon und so bekamen wir es recht schnell in den Griff. Häuslich werden müssen die echt nicht…

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    • Reispackungen sind auch meine häufigste „Begegnungsstätte“, zuletzt in einer Tüte schwarzem Bio-Reis aus Südfrankreich – so ganz ohne kommt man nicht davon, aber wenn man mal weiss, wie schnell und gut verborgen sie sich vermehren können, unternimmt man schneller etwas. Was ich nach dem Kauf nicht in dichte Behälter umfülle, kommt mitsamt der Tüte in einen fest verschlossenen Gefrierbeutel. Dann bekommt auch kein „undercover“-Mottentier mehr die Chance auf Bewegungsfreiheit.

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