Tante Elvira bei Abendrot – Die 3. Gisbert-Etüde für die ABC-Etüdenwochen 15 bis 18 2024

Dies ist die dritte ABC-Etüde rund um Gisbert, die ich zu Christianes aktuell geltender > Schreibeinladung für die Textwochen 15 bis 18 2024 | Wortspende von Irgendwas ist immer geschrieben habe, und zwar unter Verwendung von Christianes drei Wörtern: Fingerhut, süßlich, fluchen. Sie sollen in einem Text mit bis zu 300 Wörtern verpackt werden, wobei weder Erklärungen oder die Überschrift mitgezählt werden. Diesmal begleitet wieder ein KI-gestaltetes Portrait meine Etüde: so oder ähnlich stelle ich mir Tante Elvira vor, und um die geht es heute auch:

Tante Elvira bei Abendrot

Im Rahmen von Brückenbauarbeiten stiessen Arbeiter auf das Wrack des 90er-Jahre-Kombis, bemerkten die Leiche darin und verständigten deshalb die Kriminalpolizei. Über die Kennzeichentafel ermittelte man den Besitzer, Gisbert Ochmeyer, Ehemann einer gewissen Cordula Ochmeyer. Somit war dieser der Erste, den Kriminaloberkommissar Abendrot sprechen wollte.

Vorläufige Untersuchungsergebnisse liessen ein mehrmonatiges Zeitfenster für das Versinken des alten Volvo-Kombis mit der darin befindlichen Leiche offen, auch stand eine sichere Bestätigung der Identität über den Zahnstatus noch aus. Der Schuss ins Blaue, man habe seine Ehefrau im Wrack gefunden, brachte trotzdem aus Ochmeyer sofort die Information hervor, seine Frau sei nach einem Streit mitsamt des von der Tante geborgten Autos verschwunden.

Vorwurfsvoll fügte er hinzu, man habe seinen Versuch einer polizeiliche Vermisstenmeldung mit Hinweis auf das Aufenthaltsbestimmungsrecht abgelehnt, und beschrieb, wie er mit der alten Dame aus Anstand die Autos tauschte, da es seine Frau war, die damit herumfuhr.

KOK Abendrot fluchte innerlich. Senioren zählten nicht zu seinen Lieblingszeugen, trotzdem musste er die alte Dame befragen und liess ihr gleich nach seinem Gespräch mit ihrem Neffen die Vorladung überbringen.

Am nächsten Tag wartete er, wie gewohnt, bereits im Hintergrund des Empfangsbereichs, als sie hereinflatterte wie ein kleiner, bunter Vogel.

Sie sah sich neugierig um und fixierte auch ihn einen Moment lang interessiert, bevor sie den Beamten am Empfang freundlich ansprach. Dabei kramte sie suchend in ihrer beutelförmigen Umhängetasche, wobei eine weitere Tasche mit herausgezerrt wurde, deren Inhalt sich über den grünlich gefliesten Boden verteilte.

Abendrot trat rasch hinzu und bückte sich hilfsbereit nach Haarnadeln, Bonbons und einem durchsichtigen Plastiketui mit Druckknopfverschluss, in dem er fasziniert ein Notfall-Nähzeug samt faltbarem Fingerhut erkannte. Als er die Dinge in die offengehaltene Tasche hineinfallen liess, stieg ihm ein süsslicher Duft in die Nase. Die alte Dame lächelte harmlos.

„Abendrot ohne B,“ stellte er sich vor. „Wir sind verabredet.“

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