Christianes > Schreibeinladung für die Textwochen 19 bis 22’24 | Wortspende von Querfühlerin wartet diesmal mit den drei Worten: Geist, herb, unterstellen auf, erdacht von Cynthia Rübenigel, der Querfühlerin. Etwa vier Wochen lang können nun diese drei Wörter gemeinsam in je einem Text mit bis zu 300 Wörtern verwendet werden, wobei Erklärungen und Überschrift nicht mitgezählt zu werden brauchen.
Die Farben des Schneckenbildes, das ich auch mit > Myriades Impulsbild Nr.4 verbinden möchte, erinnerte mich an die am Himmelfahrtstag traditionell allgegenwärtigen Braun-und Grünglasbierflaschen und darum wollte ich zuerst den bierseligen Vater- bzw. Herrentag in die Geschichte mit einflechten, aber dann hätte ich mit dem Veröffentlichen bis morgen früh warten müssen, darum habe ich den Titelentwurf „Am Morgen danach“ verworfen. Nun heisst es:
Geschmackssache
Es hiess immer, der grosse Schneckenkönig habe in Sachen Beurteilung von guten Lagen das beste Urteilsvermögen.
Darauf bildete er sich einiges ein und redete auch viel darüber. Den eindrucksvollen Titel verdankte die an Jahren erfahrene, umfangreiche Weinbergschnecke nicht nur ihrer beachtlichen Grösse, sondern auch der Tatsache, dass die Wendel ihres altershellen Hauses sich durch eine dem Üblichen spiegelverkehrte Drehung linksherum auszeichnete.
Diese Ausnahme machte ihn zu etwas Besonderem, nicht nur in Schneckenkreisen. Auch Menschen, die ihm im Garten begegneten, sprachen ihn als Schneckenkönig an und fotografierten ihn.
Man munkelte übrigens unter den anderen Schnecken, sein überragender Geschmackssinn hinge eben gerade mit seinem Linksgewundensein zusammen, das als Ausgleich zu den ihm unmöglichen, nichtgeteilten Paarungsfreuden all seine Erfahrungen auf die Kenntnis der Kulinarik lenkte.
Sie als kleine, nur normal rechtsgewundene, braungelb gestreifte Schnirkelschnecke wollte zwar nicht unterstellen, die Zunge des Schneckenkönigs sei nicht mehr so fein wie früher, aber hier, an dieser Stelle, schieden sich die Geister.
Hatte der Schneckenkönig nicht in seinem letzten Vortrag, als sie alle wegen des Regens an der Terrassenmauer klebten, behauptet, in dieser Lage der Terrasse schmecke der Algenrasen unangenehm herb?
Welch ein Irrtum, dachte die Schnecke, während sie in der Morgendämmerung auf der von den menschlichen Bewohnern des Hauses unaufgeräumt hinterlassenen Terrasse vom feinen Algenbelag probierte.
Das Aroma auf diesen Steinfliesen war köstlich! Sie konnte gar nicht genug bekommen davon, gerade an dieser feuchten Stelle, neben der umgefallenen Bierflasche.
Dabei war Eile geboten. Wenn sie ihre Augenfühler hoch aufrichtete, konnte sie schon sehen, wie sich die Nacktschneckenbande näherte. Diese unbehausten Rüpel drängelten sich überall vor, schleimten grölend alles voll und es würde gleich vorbei sein mit dem stillen Genuss.
Bedauernd schabte die Schnirkelschnecke noch einmal mit ihrer rauen Zunge am biergetränkten Algenfilm, der den Stein bedeckte, gab sich einen Ruck und glitt langsam Richtung Staudenbeet davon.
(300 Wörter)
Genau, die Linksdrehenden sind etwas Besonderes 🙂 Ist in der Natur häufig zu beobachten. Fast alles windet sich rechts und derzeit sowieso. Und dann erst die Nacktschnecken – Klasse 🙂
Liebe Grüße, Reiner 👋
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Hehe, der Kommentar ist dir auch gut gelungen.😀
Liebe Grüsse, Heide.
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toll erzählt! Ich sehe sie vor mir, die kleine Schnirkelschnecke, und möchte ihr zurufen: Halt ein!
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Danke, Gerda!
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Das Buffet ist eröffnet, und klug ist die Mäßigung, wie eigentlich immer! (Bestimmt trinkt der Schneckenkönig heimlich Wein …) Und ob die Besitzer der Terrasse so glücklich über den Nacktschnecken-Ansturm sind, wird sich zeigen … 😎
Danke für die Etüde und einen schönen Feiertag auch dir!
Vormittagskaffeegrüße 🌤️⛵🎶☕🍪
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Das würde auch zu meiner Vorstellung passen. Vielleicht hat ja auch jemand einen alten Rioja verschüttet …
Wenn ich daran denke, wie hier vor einigen Jahren nach Regenfällen an bestimmten Stellen des Gartens und auf Wegen kaum ein Fuss gesetzt werden konnte, ohne auf Nacktschnecken zu treten, weil die sich auch vom Aasgeruch der eigenen Artgenossen angezogen fühlen …. nein, ich denke, das möchte man nicht. 😧
Vielen Dank, Christiane. Die Radfahrergruppen radeln vorüber, zwischen Kultureller Lanpartie und dem Pizza-Angebot vorort – da kann man schön zugucken und sich amüsieren. 🌞☕
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Ach, auch bei den zwittrigen Schnecken gibt es so eine Art Patriarchat, hab ich es mir doch gedacht 😇🥴🙃
Gibts tatsächlich link’s drehende Schnecken oder ist das nur eine geniale Idee von dir?
Ich mag die sich ansammelnden Schneckengeschichten mit den vielfältigen Protagonisten sehr. Danke auch für diese 🌺
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Danke, Myriade. Schneckenkönige gibt es tatsächlich, zu Wasser und zu Lande. Der Wikipedia-Link ist basic:
https://de.wikipedia.org/wiki/Schneckenk%C3%B6nig
Der zweite Link macht aber noch mehr Spass:
https://www.principia-magazin.de/muster/103-von-echten-und-falschen-schneckenkoenigen/
Häufig sind sie nicht, die echten Schneckenkönige, ich selbst sah in all den Jahren erst einen, in der Natur.
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Und vielen Dank für die links. Ich werde mich schneckenkönigmäßig weiterbilden 😉
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Ich bin gerade nicht zu Hause, daher nur quasi ohne Gewähr: Hatten wir nicht „Schneckenkönig“ mal als Etüdenwort??? 😁
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Nein, Unterwasserkönig 😎 ein sehr vielseitiges Wort🌴
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Da war ich wohl noch nicht etüdeninfiziert. Schade.
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Jein, der Unterwasserkönig gehörte ins Etüdensommerpausenintermezzo 😉 und war, glaube ich, eine Spende des Etüdenerfinders, falls es nicht „Fischkonservenfabrik“ war …
Ich habe mich geirrt, das Etüdenwort hieß „rechtsdrehend“. Aber ich habe eine Etüde über einen Schneckenkönig geschrieben 😁
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Super, das Schneckchen zieht weite Kreise
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Rechtsdrehend läutet bei mir.
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Ich habe den Rechner schon wieder aus, wenn du magst, kann ich den Link nachschieben.
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Danke. Ich find’s schön, denke ich … 🙂
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Das war gestern vor drei Jahren! Du hast leider die Kommentare geschlossen, darum hier .🙂
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Danke dir! Ich schließe die Kommentare nach einem Jahr oder so – ich müsste auch das nachschlagen 😉
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😀
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Mist… der sollte doch bei mir… *grummelgrummelgrummel*. Ach, egal.
Feine Geschichte!
Herzliche Grüße von einer, die sich an solchen Tagen, wenn es um sie herum trunken feiert, immer in ihr Schneckenhaus zurückzieht (das selbstredend linksdrehend ist).
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Schneckenköniginnen gibt es doch dank der geschlechtlichen Flexibilität auch!
Das Jungvolk mit den Flaschen in der Hand gruselt Maxima die XXL-Halbdackelin und mich besonders, aber irgendwann muss man ja mal raus.
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Oh… Du hast eine XXL-Haldackelin? Das ist mir bisher durch die Lappen gegangen. Ehemalig XXL-Halbdackel-Gefährtin grüßt über die Elbe!
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Ja, so ca. 18 kg Bikinifigur, also wirklich kein richtiger Dackel sondern nur optisch, karamellbraun-kurzhaarig. 🙂
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Meiner lag auch bei 17,5. Sah aus wie ein Dackel, nur zu groß geraten. Und das Gebiss hat ihn dann endgültig enttarnt.
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(Mist… Kommentar verrutscht.)
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Die Nackschneckenbande erleben wir gerade unserem Garten, wo sie sich an unseren Salatpflanzen laben. So viele wie in diesem Jahr hatten wir noch nie. Brauchen da wohl bald die Schneckenpolizei.
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Sie fressen und rülpsen …
Die Feuchtigkeit vom Frühling hat sie begünstigt.
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Das Rülpsen habe ich noch nicht gehört, muss ich mal näher ran gehen. 😀
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Diese unbehausten Rüpel ^^ Sehr schön geschrieben!
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Vielen Dank 🙂
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