Weisse Taubnesseln mit Pelzbiene und eine seltsame Vermutung

Weisse Taubnesseln Lamium album mit Gemeiner Pelzbiene Anthophora plumipes

Fotos vom 7. Mai 2018 im Garten, Lüchow im Wendland, Niedersachsen.

Die Taubnesseln, nicht nur der „Nesselkönig“, sondern auch die Weissen stehen in diesem Jahr bisher ziemlich vereinsamt herum. Normalerweise müssten sie von Hummeln heiss begehrt sein, vor allem, da es doch immer heisst, insektengerechte Wildpflanzen täten not, um die wenigen vorhandenen Hummeln und Bienen zu ernähren.
Beim Beobachten der wenigen Besucher an den Taubnesseln, aber auch am Goldregen und weiteren vielversprechenden Blütenangeboten fällt mir in diesem Jahr bei den endlich anfliegenden Hummeln und Bienen auf, was ich laienhaft als „Verwirrung“ bezeichnen möchte: sie scheinen oft nur zufällig vorbeizukommen und schwirren vage herum, an den Blüten vorbei und wieder fort, als wären sie nicht in der Lage, ihr Ziel ausreichend wahrzunehmen und anzusteuern. Nachdem ich das nun schon wochenlang ausreichend lange beobachte, kommt mir ein Vergleich mit den wirren Spinnennetzen unter Drogeneinfluss in den Sinn, wie erstmals beobachtet durch den Zoologen Hans Peters und den Pharmakologen Peter Witt von 1948. Ob es sich beim Bienensterben durch Verhungern ausser um einem Mangel an geeigneten Blütenpflanzen auch um Störungen der Sinne durch Chemikalien handelt, die dazu führen, dass die betroffenen Insekten sogar vor reichlichem Nahrungs-Angebot verhungern?

19 Gedanken zu “Weisse Taubnesseln mit Pelzbiene und eine seltsame Vermutung

  1. Klingt doch fast so, als wäre irgendwo in der Nähe von einem der bekannten Gifte zu viel ausgebracht worden (ich weiß allerdings nicht, wann die spritzen. War jetzt nur so ein Gedanke). Sind das nicht die typischen Folgen wie bei den Nikotinoiden? Verwirrtheit und daß sie nicht wieder zu ihrem Bau zurückfinden? Aber wenn es sowas wäre, müßte das ja weitere Orte im Umkreis betreffen. – Insekten gibts hier reichlich, Hummelköniginnen habe ich das Frühjahr auch viel gesehen und ich sehe auch Hummeln. Was mich erschreckt hat: am Wochenende war ich in Hannover im Stadtpark (das erste Bugagelände Deutschlands, also ein Park mit zahlreichen Blumen) UND es waren Pflanztage, also 100 Aussteller mit blühenden Pflanzen. Insekten? Kaum welche zu sehen! Vielleicht sollte man sie nicht bei den Ausstellern erwarten, aber auch sonst im Park gähnende Leere, bis auf einen Strauch oder mal eine Hummel an Rhododendronblüten. Da ist hier mehr los. ?!??????!!!??? DAS hat mich erschreckt

    Gefällt 2 Personen

    • Allerdings, den Eindruck habe ich, dass bei dir mehr Insektenleben unbeschadet herumfliegt.
      Gespritzt wurde nach der Kätzchenblüte, als die Bauern die Arbeit in nassen Boden aufnahmen, und seitdem ständig, immer etwas anderes. Im Raps-Artikel schrieb ich das, glaube ich auch: vier- bis fünfmal ist keine Seltenheit: Herbizide, Fungizide, Insektizide, und bei letzeren auch mal verschiedene und auch mal doppelt, damit es besser wirkt. Lies mal im Landforum. Da nicht jede Frucht gleichzeitig behandelt wird, ist eigentlich ständig einer dabei. Weil wir hier in unmittelbarer Umgebung fast keine Wiesen haben und auch keinen Wald, höchstens mal ein kleines Gehölz, gibt es wenig Lücken, in denen die Insekten nicht beeinträchtigt werden können.
      Und dann wären da noch die Hubschraubereinsätze über den Waldgebieten, die entweder wegen des Borkenkäfers oder der Eichenprozessionsspinner grossflächig und breitbandmässig alles erwischen …
      Stadtgebiete mit ihren Grünanlagen sind vergleichsweise paradiesisch.

      Gefällt 2 Personen

      • Oh mein Gott, mehr Gift geht ja bald nicht. Kein Wunder, soll das in der Stadt besser sein (wobei ich mich trotzdem frage, warum es im Park kaum Bienen gab..). Die Nikotinoide haben sie doch verboten mit einer Restlaufzeit. Ob da noch jemand was entsorgt hat??? Aber man weiß es nicht.

        Gefällt 1 Person

        • Manchmal denke ich, muss es gar nicht ein auf Insekten gerichteter Wirkstoff sein. Leider habe ich keine Ahnung, ob diese Mittel nicht auch Substanzen enthalten, die einer Anhaftung am Besprühten dienen. Dann verklebt wahrscheinlich „nur“ einfach alles.

          Gefällt 1 Person

  2. Bei Neonicotinodien ist nachgewiesen, dass Honigbienen an Orienierungslosigkeit leiden und nicht mehr in ihre Stöcke zurückfinden. Wer weiß, was das Nervengift noch alles auslösen kann, was man nur schwer oder gar nicht untersuchen kann oder einfach noch nicht untersucht hat.
    Ist ja schließlich ein Nervengift.

    Gefällt 1 Person

      • Das sind sie mit Sicherheit! Warum soll es nur die Honigbienen betreffen? Nur ist es bei Hummeln und Wildbienen, v.a. wenn sie als solitär lebende keinen festen Wohnsitz haben wie die Honigbienen mit ihrem Bienenstock, schwerer bis gar nicht nachweisbar.

        Gefällt 1 Person

        • Das denke ich auch, ausserdem meine ich, dass auch in dieser Angelegenheit eine gewisse Nützlichkeitslobby zu verzeichnen ist, nicht nur das Gefühl einen Teil der Umwelt um ihrer vollständigen Schönheit willen vor dem Aussterben zu bewahren.
          Wenn ich in der Zeitung lese, dass die bösen Schwebfliegen Bienenkrankheiten übertragen können, frage ich mich schon, ob nicht ein Bestäuber so wertvoll sein könnte wie der andere, weil er nämlich da ist und der andere nicht.
          Meine Obstbäume haben unerwartet viele Fruchtansätze, aber ich kann definitiv sagen: das waren weder Hummeln noch Honigbienen – nur wer? Die einzigen, die ich in den Blüten zu jener Zeit gesehen habe, waren verschiedene Fliegen und Winzi-Bienchen, die so klein sind, dass ich nicht wagen würde, die bestimmen zu wollen.
          Aber, wie du schon schreibst: schwer bis nicht nachweisbar. Sie hinterlassen leider keine Signatur, wie „Diese Blüte bestäubte für Sie … xxx …“

          Gefällt 1 Person

          • Dieser Nützlichkeitsgedanke ist in der Tat schwierig. Vor allem: Definiere nützlich! Wir wissen viel zu wenig, um die tatsächlichen Zusammenhänge zwischen den Arten zu erkennen. Von dem her sind die Schubladen „nützlich“ und „nicht nützlich“ ziemlicher Quatsch.
            Bei Vogelliebhabern ist die Unterteilung in „gute“ und „böse“ Vögel, um es mal salopp zu formulieren, besonders auffällig, finde ich. Meisen, Finken, Spatzen und Stare: gute Vögel. Elstern und Eichelhäher: „böse“ Vögel oder sogar als Schädling angesehen, nur weil zu ihrem Nahrungsspektrum eben auch Jungvögel und Eier zählen.
            Klar, will ich auch nicht, dass die Elstern die Nester hier in unserem Garten ausräubern! Aber eigentlich ist es ziemlich menschliche Gefühlsduselei, so zu denken, und hat nichts mit Natur zu tun. Das gehört halt eben genauso dazu wie das süße Meisenjunge, das fiepend seinen Eltern hinterherhopst. Und Meiseneltern „morden“ übrigens auch: nämlich Schmetteringsbabys, um das mal zu verniedlichen ;-).

            Gefällt 1 Person

            • Du hast in allen Punkten meine Zustimmung.
              Ausgerechnet die niedlichen Kohlmeisen können übrigens durchaus blutige Killer von Fledermäusen sein, es gibt Beobachtungen aus Schweden und Ungarn, wo sie im Winter in der Schlafhöhlen eindringen und die winterschlafenden Fledermäuse pecken und fressen.
              Es ist nur die menschliche Unaufmerksamkeit, Unwissenheit und eingeschränkte Wahrnehmung, die ein Moralisieren überhaupt möglich macht.

              Gefällt 1 Person

              • Ach, echt jetzt? Das mit den Kohlmeisen und den Fledermäusen hab ich noch nie gehört! Hochspannend! Das werd ich mir merken, für den nächsten „gute Vögel-böse Vögel“-Orni ;-).

                Gefällt 1 Person

                • 2009 ging das durch die Presse, auch im Wikipedia-Eintrag ist es erwähnt, und ein etwas dunkles Video gibt es auf YouTube. Ist unter den beiden Stichworten „Kohlmeise+Fledermäuse“ in der Suchmaschine alles leicht zu finden.

                  Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..