Möglichkeiten – die 2. ABC-Etüde für die Textwochen 25.26.22 | Wortspende von OnlyBatsCanHang

2022-06-21 antanzen - blümerant - Wiedergeburt TW 25.26.22 Wsp. OnlyBatsCanHang (Illustration Christiane) (2) Christianes geltende > Schreibeinladung für die Textwochen 25.26.22 | Wortspende von OnlyBatsCanHang ist leider schon wieder die letzte vor der Sommerpause!

Die Wortspende für die Textwochen 25/26 des Jahres 2022 stammt von Donka mit ihrem Blog OnlyBatsCanHang. Sie lautet:
Wiedergeburt, blümerant, antanzen.
Die 3 Begriffe sind in einem Text mit maximal 300 Wörtern anzuwenden.
Eventuelle Inhaltshinweise und die Überschrift zählen nicht zu diesem begrenzten Text.
Diesmal ist es wieder etwas ganz anderes.

Möglichkeiten

Die drei Mittvierzigerinnen kannten sich bereits seit der Schulzeit. Zu ihrem diesmaligen „Mädelsabend“ trafen sie sich in einem Club mit netter Lounge, so dass eventuelle Tanzlust ebenso möglich war, wie Zurücklehnen, Zusehen, Lästern und Lachen.

„Hey, der sieht aus wie eine Wiedergeburt des jungen John Travolta,“ rief Karina übermütig in die Runde ihrer Sitzgruppe und deutete Richtung Bar, wo ein dunkelhaariger, männlicher Gast gerade einen Drink orderte und sich dann umsah.

„Wie? Wer?“ rief Birgit aufgeregt und verrenkte sich den Hals. „So richtig mit Grübchen im Kinn und so?“ Dann hatte sie den Mann entdeckt. „Oh, ich sehe schon. Dunkle Haare, helle Augen und auch alles andere. Würde der mich antanzen, könnte ich glatt vergessen, dass ich verheiratet bin!“

Die Dritte im Bunde, Alexandra, warf ihr aufwändig blondiertes Haar zurück, rührte in ihrem Cocktail und versuchte, unauffällig dem besagten Mann den Rücken zuzuwenden, um jeden Blickkontakt zu vermeiden, während sie langsam sagte: „Ich hatte das bei dem schon mal vergessen und mir wird heute noch ganz blümerant bei dem Gedanken, wie schief das hätte gehen können!“

„Nein, sag!“ und „Wirklich?“ forderten beide Freundinnen die ihnen bisher vorenthaltene Geschichte ein und beugten sich höchst interessiert vor, um sich das hoffentlich pikante Geständnis anzuhören. „Wie das?“

„Es ist nicht wirklich etwas passiert,“ winkte Alexandra ab. „Vor der Tür des Hotelzimmers habe ich es mir plötzlich anders überlegt, bin wieder mit dem Lift nach unten gefahren, habe an der Rezeption das Zimmer bezahlt und bin einfach wieder gegangen.“

Die Freundinnen starrten sie ungläubig an.

„Hätte er mich in der Situation kontaktiert und gefragt, ob ich es mir anders überlegt habe – wer weiss, ob ich nicht doch schwach geworden wäre.“ Versonnen drehte sie ihren Ehering um den Finger, dann griff Alexandra nach dem Cocktailglas, hob es und sagte: „Cheers – auf die Intuition!“

(300 Wörter)

19 Gedanken zu “Möglichkeiten – die 2. ABC-Etüde für die Textwochen 25.26.22 | Wortspende von OnlyBatsCanHang

  1. Na, das war dann aber echt knapp! Und die Moral von der Geschicht‘: Man muss nicht alles tun, was man könnte, und wer A gesagt hat, kann sich immer noch umentscheiden. 😎😉
    Finde ich gut, deine Etüde und deine Protagonistin, wobei ich nie wirklich auf John Travolta stand … 😁
    Abendgrüße 🌥️🌳🥤🧊🥗🌼👍

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    • Ja, das ist sehr gut zusammengefasst. 🙂
      Mein Fall war Travolta auch nie, aber sein Aussehen ist so schön markant für die Vorstellungskraft. Dunkles Haar und blaue Augen sind ja anscheinend auch gegenwärtig eine Begehrlichkeitskombination
      Warme Abendgrüsse 🙂

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  2. die Kombination aus dunklem Haar und blauen Augen hat was – nur war Travolta nie mein Typ. Dafür aber ein anderer Schauspieler… den eine Bekannte von mir wohl auch ganz toll fand. Leider hat die Gutste ein wenig die Fassung verloren, als ich ihr berichtete, der liebe Mann hätte bereits vor einigen Jahren seinen Lebensgefährten geehelicht – das fand sie gar nicht lustig.

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  3. Sehr lebensnah, ja wirklich. Warum sie es sich wohl anders überlegt hat? Nur aus Gründen der Moral oder gab es da irgendwelche alarmierend Hinweise. Auf jeden Fall eine interessante Idee!

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    • Danke! Ja, da habe ich mich dank der Wortbegrenzung nicht festlegen müssen, sondern nur auf die Intuition trinken lassen. Da es aber von mir erdacht ist, wäre meine Wahl auf andere Gründe gefallen als nur die „Das macht man nicht“- Moral, sondern auf unterschwellig gärende Fragwürdigkeiten, und ob sie die Situation und den Mann richtig genug einschätzt.

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        • Ich auch. Das liegt wohl daran, dass ich keine Anhängerin der Idee bin, dass jede(r) in solchen Dingen vollkommen hirnlos in jede sich bietende Katastrophe rennen soll, um später das Schicksal verantwortlich zu machen und nicht den eigenen Verstand, weil dem „Herz über Hirn“-Drama oft mehr Anerkennung entgegengebracht wird … Nicht wirklich, aber im sensationlüsternen „Freundinnen“-Kreis, wo diejenigen allzu oft in ein Stellvertreter-Abenteuer für alle Teilnehmer getrieben werden.

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