Im Museum

Christianes > Schreibeinladung für die Textwochen 192021*22**24 | Wortspende von Querfühlerin geht in eine neue Runde mit den drei Worten: Geist, herb, unterstellen, erdacht von Cynthia Rübenigel, der Querfühlerin. Mit den drei Wörtern kann vier Wochen lang, nämlich bis zum 1. Juni mit bis zu 300 Wörtern pro Text etüdiesiert werden, wobei sie alle miteinander darin vorkommen müssen, aber dafür muss man Erklärungen und Überschrift nicht mitzählen.
Und so ist meine Fortsetzung zu > „Ein Geist schwebt in einem viktorianischen Zimmer“ eine gedichtete ABC-Etüde, die am selben Ort handelt, nämlich …

Im Museum

2024-03-24 Stable Diffusion KI 00023-2908330272 + Puzzleblume H.B. + 'Ein Geist schwebt in Viktorianischem Zimmer' (Wortman)Erinnert euch: Ihr kennt ihn schon
aus dem Viktorianischen Salon,
den verfluchten alten Grafen,
der spuken muss, wenn andere schlafen,
was sich jedoch für ihn nicht lohnt
Weil im Museum niemand wohnt.
Wie traurig für ein Geisterwesen,
wenn keiner kommt, es zu erlösen!

Doch einmal, anders als sonst immer,
bleibt jemand einfach in dem Zimmer
um vor jenem Bild zu stehen,
das wir hier abgebildet sehen.
So steht, in grünlichdunklem Blau
wie angewurzelt eine Frau.
Falls sie nicht aus dem Schau’n erwacht,
bleibt sie vielleicht bis Mitternacht!

2024-04-26 Stable Diffusion KI 00008-1577958207 Frau in der GalerieDes Grafen Geist reibt sich die Hände.
Vielleicht hat bald sein Spuk ein Ende?
Und schon erdenkt er einen Plan,
wie er sie bespuken kann.
Huch! denkt er plötzlich und erschrickt:
Das Gemälde hat ihn angeblickt!
Anscheinend bekommt er Konkurrenz
von einem weiteren Gespenst!

Die Frau, die vor dem Kunstwerk stand,
nimmt es noch einmal von der Wand.
Da werden Längen korrigiert
und Schrauben fester arretiert,
dann wieder alles angestrengt
begradigt, bis es richtig hängt.
Die Frau im grünlich dunklen Blau
nimmt es mit ihrem Tun genau.

„Wann sonst, als ohne Publikum
hängt man wohl uns Gemälde um?“
tut die Porträtierte amüsiert.
Der Geistergraf, er protestiert,
weil sie ihm damit unterstellt,
er sei kein rechter Herr von Welt.
Dabei ist sie die Ahnungslose,
die neue „Dame en manteau rose“.

2024-04-11 Stable Diffusion KI 00004-517736240 + Puzzleblume H.B. 'Museum 17-9 Uhr'Die Grünlichdunkelblaue steht,
schaut prüfend, packt ihr Zeug und geht.
Wie herb enttäuscht ist unser Graf,
weil er sie nicht erschrecken darf,
denn die Zeit um Mitternacht
wird von ihr nicht bei ihm verbracht.
Auch die Geisterdame seufzt,
als sie erfährt, wie es hier läuft:

Zwischen 17 und 9 Uhr
laufen die Videokameras nur.
Sie und der Graf bleiben auf immer,
beschränkt auf dieses eine Zimmer,
den „Viktorianischen Salon“
und keiner kommt aus ihm davon.
Wie tragisch, dass zwei Geisterwesen
einander leider nicht erlösen!

(300 Wörter)


Die Bilder sind KI-generiert mit Stable Diffusion KI.

14 Gedanken zu “Im Museum

  1. Info: Mein Reader findet die Etüde nicht, verdammte Krücke! Habe überprüft, ob ich entfolgt wurde, nein. Hmpf. 😤
    Aber sag mal, der Graf soll sich doch nicht so haben, Tragödie hin oder her, er hat ein zweites Geisterwesen zum Unterhalten bekommen, ist das nichts? 😉
    Danke dir für deine erste Etüde!
    Mittagskaffeegrüße aus dem inzwischen trockenen Hamburger Süden ⛅🌳🎶☕🍪

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  2. Eine wunderbare geistvolle Etüde hast Du da geschenkt! Danke dafür 🙂

    Ich sinniere noch darüber, wieso die Geister nicht einfach miteinander zufrieden sein können. Muss es immer ums Erschrecken gehen? Und wie ist das: Können sich Geister eigentlich gegenseitig erschrecken?

    *grübelnd ab*

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    • Danke, Cynthia! Vielleicht werden sie ja noch ein gemütliches altes Paar, das miteinander plaudert und zankt, wie es eben so ist.

      Ich bin in Gespenstergeschichten nicht sonderlich bewandert, aber mir schwebt aus der Erinnerung vor, dass es auch um Erlösung durch Wahrgenommenwerden geht und das Erschrecken eigentlich nicht das klassische Ziel sei, sondern das Mittel, um Aufmerksamkeit zu bekommen.

      Aber das war wohl nur so, bevor die Horrorfilmindustrie sich gekümmert hat. Meine Gespenster-Sozialisation hängt beim Preussler’schen Kinderbuch-Gespenst, Bully Herbigs Hui-Bu und der 90er-Jahre-TV Serie Ghost-Whisperer fest. Mehr Grusel muss ich nicht haben. 🙂

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      • Damit schließt Du bei mir wieder ein Bildungslücke. Es geht um Erlösung… ach so! Das kleine Gespenst war das erste Buch, das ich selbstständig gelesen habe und es ist als stärkster Eindruck und Lieblingsbuch hängengeblieben. Bei Film und Serie, die Du genannt hast, bin ich raus. Kenne ich beide nicht. Mit Ghostbusters von 1984 könnte ich gerade noch dienen. Ach ja… und The Fog natürlich. Der hat mir das Gruselfilm-Gucken direkt abgewöhnt. Da war ich wohl mit 16 doch noch ganz schön zart besaitet. Der echte Grusel, den das Leben mir bietet, reicht mir heute völlig.

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        • Dem letzteren Satz schliesse ich mich an.
          Zu dem was bei mir über Geister hängengeblieben ist, haben auch eher alte Sagen und Märchen etwas beigetragen, die ich früher gelesen habe, als moderne Medien. Und das weicht sehr von vielen modernen Klischees ab. Aber nun haben wir, dank dir, vier Wochen lang „Geist“ in allen erdenklichen Variationen, da muss wohl die Phantasie auch an das nochmal heran, was einer meiner Söhne früher immer „Gestalten“ nannte, als er noch klein war.

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