Das Vooruit-Festlokal im Kunstviertel ( 3. Tag in Gent )

In der Sint-Pietersnieuwstraat im Kunstenkwartier findet sich ein weiteres, in jeder Hinsicht bewundernswertes Zeugnis der Aktivitäten der Genter Arbeiterbewegung in der Zeit um 1900 : das Feestlokaal van Vooruit. („Vooruit“ heisst auf Deutsch „Vorwärts“.) Die Arbeitergenossenschaft Coöperatieve Maatschappij Vooruit entstand unter massgeblicher Mitwirkung von Edward Anseele 1880 auf der Grundlage der > Rochdaler Grundsätze, nach denen schon seit den 40er Jahren des 19. Jhs. in England und anderswo in Europa Genossenschaften zur der Förderung von Bildung, Kultur, Versorgung und gesamten Verbesserung der Lebensumstände der Arbeiter gegründet worden waren, die offizielle Anerkennung folgte sechs Jahre später. Das Festlokal war nur eine von mehreren Vooruit-Gründungen: es gab auch die Vooruit-Zeitung der Genossenschaft, eine Vooruit-Genossenschaftsbrauerei und die Bank van de Arbeid, die Genossenschaftsbank. Bemerkenswert, dass im zwischen 1911 und 1913 durch den Architekten Ferdinand Dierkens entworfenen Feestlokaal van Vooruit im Art-nouveau-Stil nicht nur Unterhaltungseinrichtungen wie Theater, Kino, Ballsaal und Zeitungsbüro untergebracht worden waren, sondern auch besondere Einkaufsmöglichkeiten für die Arbeiterschaft und Gaststätten.

Die Vooruit-Genossenschaft existierte zwar noch bis 1970, aber schon vor dem Zweiten Weltkrieg gehörte das Gebäude zur Flämischen Gesellschaft, und nach dem WK II verfiel es wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten seiner Trägergesellschaft zusehends, bis man sich etwa 1980 seiner Qualitäten entsann, es zum Baudenkmal erklärte, restaurierte und zum öffentlichen > Kulturzentrum Vooruit machte.
Die gesamte Partie mit alten Elementen aus etwa derselben Zeit sieht, nach allen Richtungen gesehen, sehr spannend aus, wie die beiden Strassenecken der direkt gegenüber in die Sint-Pietersnieuwstraat einmündenen Bagattenstraat, auf der ich gestanden habe, um die Fotos von der Vorderseite des Vooruit aufzunehmen, die sich in den Fenstern spiegeln. Doch auch wenn sie mit dem Vooruit-Gebäude eine harmonische Einheit bilden, kommen sie als Einzelfotos in einem eigenen Artikel besser zur Geltung. Diese Bilder habe ich am Vormittag meines dritten Tages im belgischen Gent fotografiert, am 23. August 2015, ungefähr um halb zwölf.

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