Amsterdam – vom Spui über den Rokin zum Dam

Der Anfang des ersten richtigen Stadtbummel im Amsterdam führte > von der Keizersgracht bis zum Spui, gelegen zwischen der Singel-Gracht und dem Rokin, und von dort ging es weiter, über den besagten Rokin zum Dam, das ist der Abschnitt für diesen Beitrag, und es wirkte auf mich ganz anders, als das müssige Grachten-Betrachten zuvor.

Oben ist noch einmal, zum Wiedereinstieg, das Bild vom Spui, mit der dunklen Kirche ‚De Krijtberg‘ auf der anderen Seite der Singel-Gracht, sozusagen mit dem Rücken zur weiteren Geh-Richtung. Wegen Baustellen-Tätigkeiten unmittelbar davor haben wir die „Schlupflöcher“ zum Begijnhof erst zwei Tage später gefunden, vielleicht war ich auch wegen der schönen Jugenstil-Eulen und -Blumen allzu abgelenkt, um zu suchen.

Der Rokin ist zugleich eine Hauptstrasse zwischen Amstel und dem zentralen Hauptplatz der Stadt, dem Dam, und ein Stück Kanal, das aber ab dem Langebrugsteeg zugeschüttet wurde; dort ist ein Verkehrsknotenpunkt mit Metro, Strassenbahnen, Autostrasse und breiten Gehwegen, nach den ruhigen Grachten und Gassen fühlte es sich an, als bekäme man Grossstadtgeräusche um die Ohren geklatscht, obwohl es auch dort noch ruhig zuging.

In der Mitte des Fotos steht, rästelhaft unpassend zunächst, die „Mirakelkolom“ bzw. Wundersäule. Als Überbleibsel einer 1908 abgerissenen Kirche erinnert sie an das „Wunder von Amsterdam“ von 1345 stellvertretend dafür, dass sich hier > der mittelalterliche Kern des alten Amsterdam befunden hat, auch wenn die Häuser eher das Erscheinungsbild der letzten zwei Jahrhunderte repräsentieren. Darum lohnt es sich, auch hier nach oben zu sehen und den figürlichen Schmuck an den Häusern zu betrachten. Die drei Fotos zeigen Details der Häuser Rokin 54 und 72:

Zum Vergrössern bitte die kleinen Bilder der Galerie anklicken. Die moderne Kaufhausfassade und das Nebengebäude spiegeln zum Glück die gegenüberliegenden alten Häuser, und wirken darum weniger schwer, sogar einigermassen interessant. So sieht es erst seit 2017 aus, vor der Umgestaltung war es, das habe ich nachgesehen, hässlicher.

Von dort aus war es auch nicht mehr weit bis zum Dam im repräsentativen Mittelpunkt Amsterdams: Das Paleis op de Dam wurde Mitte des 17. Jhs. im niederländisch-klassizistischen Stil anstelle des zuvor abgebrannten, kleinen Rathauses / Stadhuis aus dem 14. Jh. errichtet. Zur napoleonischen Zeit wurde es im 19. Jh. zum Palast und ist seither mit nur minimaler Unterbrechung nicht mehr Rathaus, sondern Palast. Er dient dem Königshaus als Empfangsschloss.

Rechts daneben sieht man im Bild ein Stück der Nieuwe Kerk, was ein irreführender Name ist, denn es handelt sich um die zweitälteste Kirche der Niederlande mit Ursprung zu Beginn des 15. Jhs., wenn auch mit einigen Umgestaltungen. Sie ist Krönungskirche des Königshauses und wer sich 2002 die Hochzeit von Prinz Willem mit Maxima im TV angesehen hat, beobachtete die Trauuung in der Nieuwe Kerk. In der Galerie sind noch ein paar Details zu sehen:

Die ersten beiden von der Kuppel bzw. der Vorderfront des Königspalastes, und das dritte Bild zeigt den Eingangsgiebel der Nieuwe Kerk – bitte zum Vergrössern anklicken.
Auf der durch die Strasse abgeteilten anderen Seite des Dam steht ein heller Obelisk, das > Nationalmonument zum Gedenken an die Opfer der Besetzung 1940-’45 und als Mahnmal für den Frieden.

Direkt von dort kann man die Damrak genannte Strasse heruntersehen bis zum Bahnhof. Wie der Rokin war auch dies ursprünglich ein Teil des Flusses Amstel und wurde im 19. Jh. weitgehend zugeschüttet. Die Strecke zwischen Dam und Bahnhof durch die bahnreisenden Touristen oder anderen Reisenden auffallend belebt, aber dazu erst später.

Mich reizte es mehr, statt einfach nur geradeaus zu laufen, durch die Mozes-en-Aäronstraat zwischen dem Paleis op de Dam und der Nieuwe Kerk auf die Ziegelfassade des ehemalige Amsterdamer Postamt am Nieuwezijds Voorburgwal zuzugehen, im ganz späten 19. Jh. im Stil der Neugotik und Neorenaissance gebaut.

Knapp hundert Jahre später wurde das ehemalige Postamt zum Magnaplaza-Einkaufszentrum. Hier ist wieder eine gute Stelle für eine kleine Pause, denn die kommenden schummerigen Gassen passen wieder gar nicht dazu.
Auch diesen Wegabschnitt kann man markiert > via GoogleMaps verfolgen, auf der gepunkteten Linie, bitte.
Fotos vom Vormittag des 10. April 2019 in Amsterdam, Nord-Holland, Niederlande.

6 Gedanken zu “Amsterdam – vom Spui über den Rokin zum Dam

  1. Geweldig … Der neue Rokin, mit Tulpen, Metro eingang hatte ich noch nicht mal gesehen … Ich probieren es mal … Sie waren dort an der richtige Zeit. Jezt lauft man uber die Köpfen = hoofden … Lange und dikke rijen vor das Anna Frankhaus. Sie waren auch in die richtige Zeit im Rijksmuseum … Wie zeiche ich die Bildern … Jetz beschaftige ich mich noch mit das Wasserland und die Polders … Ik wil weg uit de stad … * http://www.friedabblog.wordpress.com * 20 april 20219, 23.55 uur …

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  2. Toll, auch die Details – danke fürs Aufmerksam machen! Vor lauter schönen Häusern und Giebeln würde einem das glatt durchgehen kann ich mir vorstellen. Schöne Fotos. Hach und Jugendstil ist ja immer toll 🙂

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